Chronik 1841 - Ein Vier-Wochen-Präsident, die
Semperoper, das Deutschlandlied
Im März wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika
ein neuer Präsident ins Amt eingeführt – William H.
Harrison (1773-1841). Kaum waren vier Wochen
vergangen, da starb der neue Präsident auch schon.
Bis in die heutige Zeit war er damit der Politiker,
der am kürzesten im Präsidentschaftsamt aktiv
gewesen war. Bei seiner Inaugurationsrede, die er
anlässlich seiner Amtseinführung gehalten hatte,
trug er keinen Mantel, der ihn vor der Kälte hätte
schützen können und holte sich eine
Lungenentzündung, an der er am 4. April 1841 starb.
Sein Nachfolger als 10. US-Präsident wurde John
Tyler (1790-1862). Er hatte noch am Tag des Ablebens
von Harrison die Nachricht von dessen Tod auf seinem
Familiensitz in Williamsburg erhalten. In der
Geschichte der USA trat damit zum ersten Mal der
Fall ein, dass die Aufgaben eines Staatsoberhauptes
für die verbleibende Dauer der Amtszeit auf den
bisherigen Vizepräsidenten übertragen wurden.
Allerdings konnte Tyler keinen neuen Vizepräsident
berufen. Dieser Posten blieb bis 1845 unbesetzt.
Einige vakante Stellen gab es sicher auch in Dresden
an der Semperoper. Diese wurde nämlich im selben
Monat, am 13. April 1841, eingeweiht. Der Baumeister
Gottfried Semper (1803-1879) hatte 1838 mit der
Errichtung dieses neuen königlichen Hoftheaters
begonnen. Der Rundbau, der von der italienischen
Frührenaissance inspiriert war, erlangte Berühmtheit
als eines der schönsten Theater Europas. Wenige
Jahre später, Ende der 1860er Jahre, zerstörte ein
Brand das Theater vollständig. Während Gottfried
Semper an den Plänen für eine zweite Königliche Oper
arbeitete, fanden die Vorstellungen derweil in einem
Gebäude statt, das nach der Katastrophe in nur sechs
Wochen mit einfachen Mittel errichtet wurde. Dieses
Interimstheater erhielt den bezeichnenden Namen
„Bretterbude“. Fernab von Dresden hielt sich der
deutsche Hochschullehrer und Dichter Hoffmann von
Fallersleben (1798-1874) auf der damals britischen
Insel Helgoland auf und dort schrieb er im Jahr 1841
das „Lied der Deutschen“. Im selben Jahr wurde das
Lied erstmals öffentlich gesungen. Das war am 26.
August 1841 auf dem Jungfernstieg in Hamburg. Die
Melodie stammte von Joseph Haydn (1732-1809), der
1797 für den damaligen römisch-deutschen Kaiser
Franz II. (1768-1835) das „Kaiserlied“ komponiert
hatte. Mit dieser Melodie und dem Text von Hoffmann
von Fallersleben hat das Lied noch heute seine
Bedeutung – als deutsche Nationalhymne. Ein
preußischer, königlicher Architekt, der nicht nur in
Berlin seine unverkennbaren Spuren klassizistischer
Bauweise hinterließ, starb am 9. Oktober 1841 in
Berlin – Karl Friedrich Schinkel (1781-1841). Trotz
seiner gesundheitlichen Schwächen, mit denen
Schinkel seit den späten 1830er Jahren zu kämpfen
hatte, reduzierte er sein Arbeitspensum nicht. Eine
Lähmung der rechten Hand, das völlige Schwinden
seines Geruchssinns und mehrere Schlaganfälle
führten schließlich zu einer halbseitigen Lähmung
des Körpers und zu Seh- und Sprachstörungen. Ein
Jahr lang siechte Schinkel qualvoll bis zu seinem
Tode dahin. Er bekam ein Ehrengrab auf dem Friedhof
der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen
Gemeinde in Berlin. Sein Tod war ein natürliches
Ableben. Der Tod an dem französischen Ehemann der
Marie Lafarge (1816-1852) hingegen war ein
Verbrechen, das als erstes weltweit aufgrund eines
toxikologisch-chemischen Beweises belegt werden
konnte. Marie Lafarge hatte ihren Mann mit Arsen
vergiftet. Sie wurde in dem Gerichtsverfahren in
Tulle (heutige frz. Region Limousin) zu lebenslanger
Zwangsarbeit verurteilt. Ihre Autobiografie, die im
Jahr ihrer Verurteilung erschien, fand reißenden
Absatz, zumal das Urteil das ganze Land in zwei
Lager geteilt hatte. Noch Jahre später fochten die „Lafargisten“
und die „Anti-Lafargisten“ ihren Streit in Schriften
und Büchern aus. Den Fortschritt in der
Kriminalistik konnte dieser Streit jedoch nicht
aufhalten.
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Ereignisse & Schlagzeilen
1841
13. Januar
Die Aufhebung aller Klöster im Schweizer Kanton Aargau führt
zum Aargauer Klosterstreit.
26. Januar
Großbritannien besetzt Hong Kong in China.
4. März
Amtseinführung von William H. Harrison als 9. US-Präsident. Er löst den
seit 1837 amtierenden Präsidenten Martin Van Buren ab.
4. April
Mit William H. Harrison stirbt der erste US-Präsident im Amt und in
der bisher kürzesten Amtsdauer. Todesursache ist eine Lungenentzündung, die sich
Harrison bei seiner Inaugurationsrede geholt hat, weil er keinen Mantel als
Kälteschutz trug. John Tyler wird als 10. US-Präsident sein Nachfolger.
10. April
Die New York Tribune wird von Horace Greeley gegründet.
13. Juli
Im Dardanellen-Vertrag der europäischen Großmächte mit dem Osmanischen
Reich wird die Passage von Kriegsschiffen durch die Dardanellen verboten,
ausgenommen türkische Kriegsschiffe und – im Kriegsfall – Schiffe der
Verbündeten des Sultans.
12. November
Während des Ersten Anglo-Afghanischer Kriegs beginnt
die Belagerung von Dschalalabad.
18. November
In der Schlacht von Ingavi besiegen die Bolivianer unter General
José Ballivián Segurola die ins Land eingedrungene peruanische Armee mit
Präsident Agustín Gamarra an der Spitze. Nach 50 Minuten ist
der Peruanisch-Bolivianische Krieg zu Ende.
20. Dezember
In London wird der Quintupelvertrag unterzeichnet, welcher auf die
Unterdrückung von Sklavenhandelabzielt. Während Großbritannien, Österreich,
Preußen und Russland den Vertrag anschließend ratifizieren, geschieht dies in
Frankreich nicht.
Im Juni
Venedig erhält ein eigenes Hausnummernsystem, welches bis heute gültig
ist.
Im September
John Sutter erwirbt für 30.000 Piaster die russische Kolonie Fort
Ross.
24. Juni
Die Berliner Schwermaschinenfabrik August Borsig liefert ihre erste
Lokomotive aus.
5. Juli
Tourismus-Pionier Thomas Cook organisiert die erste gemeinsame Reise
in England für 570 Anhänger derAbstinenzbewegung.
11. September
Der Maler John Rand erhält ein US-Patent über die von ihm
erfundene Tube, die ursprünglich zum Befüllen mit Farbe gedacht ist.
9. Oktober
Das erste Dampfschiff in Südamerika, benannt nach dem Fluss Guayas,
nimmt an der Westküste des Kontinents seinen Betrieb auf. Der Konstrukteur Vicente
Rocafuerte war bis 1839 Staatspräsident Ecuadors. Das Schiff ist im Wappen des
Landes verewigt.
Im März
P. T. Barnum übernimmt das American Museum und baut es zu einem der
größten Entertainmentkonzerne des 19. Jahrhunderts aus.
16. Oktober
Im kanadischen Kingston (Ontario) wird die Queen’s
University gegründet.
21. Januar
Uraufführung der komischen Oper Le Guittarero von Jacques Fromental
Halévy an der Opéra-Comique in Paris
6. März
Uraufführung der Oper Les Diamants de la couronne (Die Krondiamanten)
von Daniel-François-Esprit Auber an der Opéra-Comique in Paris
13. März
Uraufführung der Oper Il Proscritto von Otto Nicolai am Teatro alla
Scala di Milano in Mailand
31. März
Uraufführung der 1. Sinfonie („Frühlingssinfonie“) von Robert
Schumann durch das Gewandhausorchester Leipzig, Dirigent ist Felix Mendelssohn
Bartholdy
13. April
Die Semper-Oper in Dresden wird eingeweiht.
22. April
In Salzburg wird der Verein Dommusikverein und Mozarteum gegründet,
die Wurzel des heutigen Mozarteums und des Mozarteum-Orchesters Salzburg.
28. Juni
Das romantische Ballett Giselle wird in einer Choreografie von Jean
Coralli und Jules Perrot an der Pariser Oper uraufgeführt. Die Titelrolle wird
von Carlotta Grisi getanzt.
17. Juli
Das Satiremagazin Punch erscheint erstmalig in London.
26. August
Auf Helgoland verfasst August Heinrich Hoffmann von Fallersleben den
Text des Deutschlandliedes.
17. Oktober
erste öffentliche Aufführung der 5. Sinfonie von Franz Schubert in
Wien
3. Dezember
Uraufführung der tragischen Oper Catarina Cornaro, Königin von
Cypern von Franz Lachner in München
22. Dezember
Uraufführung der Oper La Reine de Chypre von Jacques Fromental
Halévy in Paris
26. Dezember
Uraufführung der Oper Maria Padilla von Gaetano
Donizetti am Teatro alla Scala di Milano in Mailand
Im April
Der Doppelmord in der Rue Morgue von Edgar Allan Poe erscheint in der
April-Ausgabe von Graham's Magazine in Philadelphia.
Im Mai
Der Braunschweiger Gewerbeverein gründet das Zeichen-Institut
17. Juli
Mit der Feuerwehr Meißen wird die erste Freiwillige
Feuerwehr Deutschlands nach heutigem Verständnis gegründet.
19. September
Marie Lafarge wird im französischen Tulle wegen des Mordes an
ihrem Mann Charles Lafarge zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt. Es ist das
weltweit erste Urteil auf der Grundlage eines toxikologisch-chemischen Beweises.
11. März
Der Raddampfer President, das größte Dampfschiff seiner Zeit,
verschwindet nach dem Ablegen in New York am 11. März 1841 mit 109 Menschen an
Bord spurlos auf dem Nordatlantik.
3. September
Erstbesteigung des Großvenedigers, des vierthöchsten
Berges Österreichs, durch eine von Josef Schwab geführte Gruppe.