Chronik 1853 - Das Jahr der Klavierbaugeschichte, Weltausstellung in New York

Drei große Namen – Bechstein, Blüthner, Steinway & Sons – legten im Jahr 1853 den Grundstein für drei heute noch renommierte Klavierbaufirmen. Einen „Bechstein“ zu besitzen oder gar darauf spielen zu können, hatte damals schon im doppelten Sinne des Wortes einen guten Klang. Carl Bechstein (1826-1900) war ein deutscher Klavierbauer und gründete in Berlin die „Pianoforte-Fabrik C. Bechstein“. Schon damals war die Firma Hoflieferant des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861). Der erste Konzertflügel wurde an den Pianisten Hans von Bülow (1830-1894) ausgeliefert. Die Firma, die zunächst ein Ein-Mann-Betrieb gewesen war, lieferte bis 1859 insgesamt 176 Instrumente. Bülows Konzertflügel von 1856 trug zwar schon die Nummer 100, aber das war mehr eine Angabe, die kosmetischen Charakter hatte. Ein Name, der heute ebenfalls noch einen renommierten Klang hat, war Steinway. Der deutsche Klavierbauer Heinrich Engelhard Steinweg (1797-1871), der sein erstes selbstgebautes Klavier von 1825 seiner Braut zur Hochzeit schenkte, dessen erstes Flügel 1836 in einer alten, als Werkstatt umfunktionierten Waschküche in Seesen (im heutigen Niedersachsen) entstand, war 1850 aufgrund der unruhigen politischen Lage mit vier seiner Söhne nach New York ausgewandert. Sie arbeiten dort alle in mehreren Klavierfabriken und machten sich 1853 selbstständig. Am 5. März jenes Jahres gründete Steinweg in New York mit seinen Söhnen eine Firma, deren Namen er im Folgejahr den anglisierten Namen „Steinway & Sons“ gab. So ist sie heute noch ein Begriff. Die New Yorker Industrieausstellung erbrachte den ersten Preis für das von Henry Steinway jr. entwickelte kreuzsaitige Pianoforte. Fortan nahm das Geschäft einen enormen Aufschwung. Der erste Flügel wurde 1856 gebaut und 1866 errichtete die Firma „Steinway & Sons“ einen eigenen Konzertsaal, die „Steinway Hall“. Der Dritte im „Goldenen Jahr“ der Klavierbaugeschichte war Blüthner. Julius Ferdinand Blüthner (1824-1910) war nach den Revolutionsjahren 1848/1849 nach Leipzig zurückgekehrt. Der Instrumentenbau war durch die unruhigen Jahre fast gänzlich zum Erliegen gekommen. Blüthner, der sich mit Klavierstimmen- und reparaturen seinen Lebensunterhalt verdiente und als Musikpfleger arbeitete, erhielt schließlich eine Anstellung in der Pianofortefabrik Bretschneider. Das wirtschaftliche Umfeld wuchs stark an und so gründete Blüthner im November 1853 eine eigene Klavierfabrik. Hochwertige Instrumente und eine edle Ausführung ließen die Firma schnell aufblühen, die anfangs aus angemieteten Räumen bestanden hatte und nur drei Arbeiter beschäftigte. Im Jahr 1854 verkaufte Blüthner seinen ersten Flügel. Die Qualität war so gut, dass seine Instrumente bald die Aufmerksamkeit bei Pianisten erlangten und damit auch die Verkaufszahlen anstiegen. Blüthner wurde später zum Hoflieferanten des dänischen Königs und von Zar Nikolaus II. (1868-1918). Leipzig gehörte neben Paris, London und Wien zu den tragenden Säulen der europäischen Musikkultur und war zudem ein bedeutender Handelsplatz. Überregionale Kontakte und das reiche Bürgertum sicherten den Absatz der hochwertigen Instrumente. Der Name Blüthner steht auch heute noch für Qualität. Nach der ersten Weltausstellung in London im Jahr 1851 folgte in New York die zweite Weltausstellung, die Aussteller aus aller Welt unter einem Dach vereinte. Am 14. Juli wurde die „Exhibition of the Industry of All Nations“ vom damals amtierenden 14. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Franklin Pierce (1804-1869) eröffnet. Sie dauerte länger als ein Jahr. Erst am 1. November 1854 wurden die Pforten des „New York Crystal Palace“ geschlossen. Etwa 4.000 Aussteller hatten ihre Neuheiten aus allen Bereichen der Industrie vorgestellt ebenso wie Konsumgüter und kunstgewerbliche Objekte. Dazu gehörten unter anderem die McCormick Nähmaschine und der OTIS Lastenaufzug.
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Ereignisse & Schlagzeilen 1853
Im Januar
Tokugawa Iesada wird nach dem Tod seines Bruders Tokugawa Ieyoshi zum 13. Shogun der Tokugawa.
1. Januar
Wilhelm Matthias Naeff wird Bundespräsident der Schweiz.
21. Januar
Im Berliner Dom wird die Gründung des Jerusalemsvereins mitgeteilt. Er soll die evangelischen Kirchengemeinden im Heiligen Land unterstützen.
18. Februar
Auf Kaiser Franz Joseph I. wird ein Attentat verübt
Im März
William John Macquorn Rankine führt den Begriff der Energie in die Thermodynamik ein
4. März
Amtseinführung von Franklin Pierce als 14. US-Präsident. Er löst Millard Fillmore ab.
6. März
Giuseppe Verdis Oper La traviata mit dem Libretto von Francesco Maria Piave nach dem Roman La dame aux camélias von Alexandre Dumas dem Jüngeren wird am Teatro la Fenice in Venedig uraufgeführt und fällt zunächst beim Publikum durch. Erst eine überarbeitete Neuversion wird später zu einer der erfolgreichsten Opern der Musikgeschichte.
7. März
Eine päpstliche Allokution über die Einrichtung von fünf Bistümern in den Niederlanden löst bei der mehrheitlich protestantischen Bevölkerung Entrüstung aus, die in der Folge den Regierungschef Johan Rudolf Thorbecke zum Rücktritt bewegt. weraprw41
Im April
Deer japanischen Häfen wird für den Handel mit dem Westen eröffnet
1. April
Die letzten Schiffe der im Vorjahr aufgelösten Deutschen Reichsflotte werden versteigert.
2. April
In Darmstadt nimmt die Bank für Handel und Industrie als zweite Aktiengesellschaft im Bankenbereich nach Erhalt ihrer Konzession die Geschäftstätigkeit auf.
16. April
Mit Eröffnung der Bahnstrecke zwischen Bombay und Thane verkehrt der erste indische Personenzug. Dies ist zugleich die erste Eisenbahnverbindung in Asien.
Im Mai
Gründung der Metallwarenfabrik "Straub & Schweizer", aus der 1880 die WMF hervorging
Im Juni
Die Ruhmeshalle in München wird fertig gebaut.
Im Juli
Der Essay Die Götter im Exil von Heinrich Heine erscheint.
3. Juli
Besetzung der Donaufürstentümer durch russisches Militär
8. Juli
Der amerikanische Admiral Matthew C. Perry läuft mit einem Flottenverband Schwarzer Schiffe in den Hafen von Uraga in Japan ein und fordert die Öffnung des seit zweihundert Jahren in Isolation lebenden Landes.
Im August
Das Stadttheater Heidelberg wird errichtet.
21. August
Der russische Admiral Putjatin erscheint mit vier Kriegsschiffen in der Bucht von Nagasaki.
Im September
Die Erzählungen Bunte Steine von Adalbert Stifter erscheinen bei Gustav Heckenast in Pest
1. September
Uraufführung der komischen Oper Le Nabab von Jacques Fromental Halévy an der Opéra-Comique in Paris
24. September
Frankreich übernimmt die pazifische Inselgruppe Neukaledonien in seinen Besitz.
26. September
In Berlin wird die Allgemeine Eisenbahn-Versicherungs-Gesellschaft, aus der später die Victoria-Versicherung hervorgeht, gegründet.
16. Oktober
Kriegserklärung des Osmanischen Reiches an Russland - Beginn des Krimkrieges (bis 1856).
25. Oktober
Die Neue Pinakothek(Gemäldeausstellun) in München wird eröffnet.
15. November
Mit dem Tode Marias II. stirbt in Portugal das Haus Braganza aus. Den Thron übernimmt ihr Sohn Peter V. aus dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha, wegen seiner Minderjährigkeit zunächst unter der Regentschaft seines Vaters Ferdinand II.
20. November
Uraufführung der Oper Giulia oder die Corsen von Peter Joseph von Lindpaintner in Stuttgart
25. November
Der US-amerikanische Kapitän John Heard entdeckt die nach ihm benannte Insel im südlichen Indischen Ozean.
30. November
Die russische Schwarzmeerflotte unter Vizeadmiral Pawel Stepanowitsch Nachimow vernichtet die osmanische Flotte im Hafen von Sinope (siehe Seeschlacht bei Sinope). Die Großmächte Großbritannien und Frankreich entschließen sich nach dieser Nachricht, dem Osmanischen Reich beizustehen. Ihr Kriegseintritt in den Krimkrieg zeichnet
30. Dezember
Im Gadsden-Kauf erhalten die Vereinigten Staaten Grenzgebiete zu Mexiko.