Juli 1972 - Schweizer Botschaft in Paris besetzt

Kalender Juli 1972
Zwei Stockwerke der Schweizer Botschaft in Paris wurden am 14. Juli 1972 von jungen Demonstranten besetzt. Sie wollten damit ihre Forderung verstärken, dass der Schweizer Jura ein unabhängiger 23. Kanton werden sollte. Die Separatisten verließen die Botschaft nach langen Verhandlungen wieder. Am 16. Juli wurde ein Munitionsdepot der Armee in der Nähe von Clovelier im Berner Jura durch einen Sprengstoffanschlag fast vollständig zerstört. Die sogenannte Front de Liberation Jurassien übernahm die Verantwortung für die Tat.
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Wichtige Ereignisse im Mai 1972

1. Juli
In Hannover wird der FC Schalke 04 DFB-Pokalsieger. Er bezwang den 1. FC Kaiserslautern mit 5:0.
1. Juli
Wernher von Braun, der bisherige Planungschef der US-amerikanischen Luft- und Raumfahrbehörde NASA, wechselte zum US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtkonzern Fairchild.
2. Juli
In Simla in Nord Indien unterzeichneten die indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi und der pakistanische Präsident Zlfikar Ali-Khan Bhutto ein Friedensabkommen. Beide Länder stimmten zu, ihre Streitfragen in Zukunft mit friedlichen Mitteln zu lösen. Zu den Streitfragen gehörten das Kaschmir-Problem und die rund 93 000 pakistanischen Kriegsgefangenen aus dem dritten indisch-pakistanischen Krieg.
2. Juli
Bei den Berliner Filmfestspielen erhielten der Film „Canterbury Tales“ von Pier Paolo Pasolini den Goldenen Bären und der Film „La vielle Fille“ von Jean-Pierre Blanc den Silbernen Bären.
3. Juli
Der deutsche Schriftsteller Gustav Hillard stirbt in Lübeck
4. Juli
Der französische Staatspräsident Georges Pompidou traf zu zweitägigen Beratungsgesprächen in Bonn ein. Hauptthema der Gespräche zwischen Pompidou und Bundeskanzler Willy Brandt war der geplante EG-Gipfel im Oktober. Pompidou hatte aufgrund zahlreicher Differenzen zwischen den EG-Staaten den Gipfel infrage gestellt, erklärte sich jetzt jedoch zur Teilnahme bereit.

5. Juli
Das langfristige deutsch-sowjetische Abkommen über Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit wurde in Bonn unterzeichnet. Das Abkommen erstreckte sich auch auf Westberlin und beendete den vertragslosen Zustand im Warenaustausch zwischen den beiden Ländern.
6. Juli
Die Bundesrepublik Deutschland und die UdSSR schlossen in Düsseldorf das zweite deutsch-sowjetische Erdgas-Röhren-Abkommen. Sowjetisches Erdgas wurde in die Bundesrepublik geliefert und diese lieferte deutsche Großröhren in die UdSSR und gewährt der UdSSR einen Kredit.
7. Juli
Wegen Meinungsverschiedenheiten über die Währungs- und Finanzpolitik innerhalb des Bundeskabinetts trat Bundeswirtschafts- und -finanzminister Karl Schiller (SPD) von seinem Amt zurück. Der bisherige Verteidigungsminister Helmut Schmidt (SPD) wurde sein Nachfolger. Dessen Amt wurde vom bisherigen Post- und Verkehrsminister Georg Leber (SPD) übernommen.
8. Juli
Die US-Regierung und die UdSSR schlossen ein Drei-Jahres-Abkommen über die Lieferung von Getreide im Wert von 750 Millionen US-Dollar (rund 2,4 Milliarden DM).
9. Juli
Das am 27. Juni vereinbarte gemeinsame Regierungsprogramm wurde von den nationalen Konferenzen der Kommunistischen und Sozialistischen Partei Frankreichs gebilligt.
9. Juli
Beim diesjährigen Tennisturnier in Wimbledon siegte Billie Jean King bei den Damen und Stan Smith bei den Herren. Beide kommen aus den USA.
Zeitungen 70er Jahre

10. Juli
Der neue Bundesverteidigungsminister Georg Leber (SPD) versetzte als erste Amtshandlung Staatssekretär Günter Wetzel (SPD) in den einstweiligen Ruhestand. Als Begründung gab Leber an, Wetzel habe erst jetzt seine wahre politische Haltung zu erkennen gegeben. Daraufhin trat Wetzel aus der SPD aus und stellte am 25. Juli einen Aufnahmeantrag bei der CDU.
11. Juli
Seit dem 6. Juli besuchte der französische Außenminister Maurice Schumann offiziell die Volksrepublik China. In Schanghai erklärte er vor Vertretern der Presse, China habe nicht die Absicht, eine nukleare Großmacht zu werden. Beide Seiten hätten teilweise übereinstimmende Ansichten über Abrüstungsfragen.
12. Juli
Die Washingtoner Tageszeitung „Washington Daily News“ gab die sofortige Einstellung ihres Erscheinens bekannt. Aufgrund der seit Jahren defizitären Betriebsergebnisse fusionierte die Zeitung mit der anderen Washingtoner Abendzeitung, dem „Evening Star“.
14. Juli
Nach dem Ende des Waffenstillstandes in Nordirland kam es am 9. Juli in Belfast und Londonderry erneut zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Die IRA setzte erstmals bei Gefechten mit der britischen Armee Raketenwerfer ein.



15. Juli
Die Oper „Ernani" von Giuseppe Verdi wurde erstmals in der Arena von Verona aufgeführt. Franco Corelli sang die Titelrolle.
16. Juli
In Rom fand ein außerordentlicher Parteitag der sozialistischen Partei der proletarischen Einheit (PSIUP) statt. Sie beschloss ihre Auflösung und den Anschluss an die kommunistische Partei Italiens (PCI). Die PSIUP, die sich 1964 von der sozialistischen Partei abgespalten hatte, konnte bei den Parlamentswahlen am 8. Mai kein Mandat erringen. Ein kleiner Teil der PSIUP-Mitglieder schloss sich den Sozialisten an.
17. Juli
In Madrid wurde ein Vertrag über die Einrichtung eines Deutsch-spanischen astronomischen Zentrums geschlossen. Es sollte auf dem Calar Alto (2168 m) in der Sierra de los Filabres in der Provinz Almeria ein Observatorium gebaut werden. Dort konnte man mit 200 sternenklaren Nächten im Jahr rechnen. Das Observatorium sollte vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg betrieben werden und sollte ein Spiegelteleskop von 2,2 m Durchmesser, das Leistungsfähigste in Europa, erhalten.
18. Juli
Ägypten gab die Ausweisung der 15 000 sowjetischen Militärberater bekannt. Hintergrund dieser Ausweisung waren Auseinandersetzungen über die sowjetische Militärhilfe.
19. Juli
In Brüssel trafen sich die Außenminister der Mitglieds- und Beitrittsländer der Europäischen Gemeinschaft, um die geplante Gipfelkonferenz in Paris vorzubereiten.

20. Juli
In einem Interview mit der Zeitschrift „Neue Revue“ bekräftigte Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) die Bereitschaft der FDP zur Fortsetzung der Koalition mit der SPD nach den Bundestagswahlen. Zugleich bezeichnete Genscher die Zusammenarbeit mit der SPD jedoch als Zweckbündnis.
21. Juli
In Nordirland forderte der „blutige Freitag“ elf Todesopfer und 130 Verletzte durch 26 Bombenanschläge der IRA innerhalb weniger Minuten.
21. Juli
Der Westberliner Senat erwarb ein bisher zu Ostberlin gehörendes 8,5 ha großes Gebiet am Potsdamer Platz für 31 Millionen DM.
22. Juli
Seit dem 19. Juli hielt sich der spanische Außenminister Gregorio Lopez Bravo zu einem offiziellen Besuch in Großbritannien auf. Bei dem Besuch ging es um die Fortsetzung der Gespräche mit dem britischen Außenminister Alexander Frederick Douglas-Home über die Gibraltar-Frage. Großbritannien lehnte die Rückgabe der Kronkolonie an Spanien weiter ab.
23. Juli
Zum vierten Mal hintereinander gewann der Belgier Eddy Merckx die Tour de France. Er hatte in diesem Jahr bereits den Giro d’Italia gewonnen.
24. Juli
Der Selbstwahlferndienst von Westberlin mit zunächst 32 Ortsnetzen im Bezirk Potsdam wurde eröffnet. Damit war es zum ersten Mal möglich, Ferngespräche in die DDR im Selbstwahlferndienst abzuwickeln.
25. Juli
Japan hob die bisherigen Beschränkungen für Kredite an die Volksrepublik China auf. Die Entscheidung ging auf die sich verbessernden japanisch-chinesischen Beziehungen zurück.
26. Juli
Die Entscheidung Ägyptens, die sowjetischen Militärberater auszuweisen, wurde im israelischen Parlament in Jerusalem von Ministerpräsidentin Golda Meir begrüßt. Gleichzeitig forderte sie Ägypten erneut zum direkten Dialog auf.
27. Juli
Der neue Bundesfinanz- und - Wirtschaftsminister Helmut Schmidt reiste nach Paris zu Gesprächen mit seinem französischen Amtskollegen Valéry Giscard d’Estaing. Die Minister waren sich einig, dass die EG-Länder die im Dezember 1971 festgelegten Paritäten mit allem Mitteln verteidigen müssten. Ein gemeinsames Floaten der EG-Währungen gegenüber Drittländern käme nicht in Frage.
28. Juli
Gerhard Schröder, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des deutschen Bundestages kehrte von seinem Besuch in der Volksrepublik China, der seit dem 14. Juli andauerte, zurück. Schröder war als erste prominenter Politiker der Bundesrepublik in China überraschend von Regierungschef Zhou Enlai empfangen worden. China zeigte Interesse an der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu der Bundesrepublik.
29. Juli
Das Bühnenstück „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ von Thomas Bernhard in der Inszenierung von Claus Peymann wurde bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt.
30. Juli
Am oberen Jenissei in Sibiriern wurde das Wasserkraftwerk von Krasnojarsk in Betrieb genommen. Sowjetischen Angaben zufolge handelte es sich um das größte Wasserkraftwerk der Welt. Jeder der zwölf Generatoren erbrachte eine Leistung von 500 000 kW.
31. Juli
In der nordirischen Stadt Londonderry beseitigten britische Truppen die Barrikaden in den bisher von der IRA kontrollierten katholischen „No go-Distrikten“. 
31. Juli
Der langjährige belgische Politiker, Paul-Henri Spaak verstarb in Brüssel.
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