Januar 1922 - Repressalien für störende
Abgeordnete
In Berlin beschloss am 21 Januar 1922 der preußische Landtag mit 191
Ja-Stimmen
gegen 36 Gegenstimmen Disziplinarmaßnahmen für
Abgeordnete, die wegen grober Ordnungsstörung auf
Tage oder Wochen von den Sitzungen ausgeschlossen
werden mussten. Ihnen sollte Künftig für diese Zeit
auch die ihnen zustehenden Tagegelder entzogen
werden.
Die Verfassung von Braunschweig trat als letzte am
6. Januar 1922 in
der Weimarer Zeit in Kraft.
Wichtige Ereignisse im
Januar 1922
1. Januar
In Österreich wird die Stadt Wien ein selbständiges Bundesland
1. Januar
Robert Haab wird neuer Bundespräsident der Schweiz
1. Januar
Zulassung von Frauen als ordentliche Hörerinnen an der
Evangelisch-theologischen Fakultät in Wien (1897 an der Philosophischen, 1900 an
der Medizinischen,
1919 Rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät und 1945
an der Katholisch-theologischen Fakultät).
2. Januar
Die Halbinsel Krim erklärt die Unabhängigkeit
2. Januar
Gründung der Kommunistischen Partei von Chile.
3. Januar
Der schweizerische Bundesrat Felix Calonder wurde
vom Obersten Rat der Alliierten zu einer Reise durch
Oberschlesien beauftragt, wo er sich über die Lage
der Polen und Deutschen in diesem Gebiet
informierten sollte. Die Reise dauerte bis zum 16.
Januar.
3. Januar
Die Hilfsaktion der Quäker im Deutschen Reich wurde
offiziell beendet. Der deutsche Zentralausschuss für
Auslandshilfe wird das Kinderhilfswerk weiterführen.
4. Januar
In der „Frankfurter Zeitung“ wurde über den Prozess
der deutschen Champagner-Firma Mumm um den Gebrauch
ihres Firmennamens in Frankreich berichtet. Die
Firma verlor den Prozess vor einem
deutsch-französischen Schiedsgerichtshof in Paris.
4. Januar
Der US-Amerikaner Edwin Vinson stellte in New York
einen Dauerflug-Weltrekord auf. Er blieb mit einem
Metall-Eindecker 26:19,35 h in der Luft. Den
bisherigen Rekord hatten Bossoutrot und Bernard mit
24:29 h gehalten.
5. Januar
Der Öffentlichkeit wurde vom Reichsjustizministerium
ein Gesetzentwurf über die Anpassung des
Strafgesetzbuchs an das neue Verfassungsrecht
präsentiert. Der Entwurf enthielt einige
Festlegungen, die in das spätere
Republikschutzgesetz übernommen wurden.
5. Januar
Traugott von Jagow, der wegen seiner entscheidenden
Mitwirkung am Kapp-Putsch von 1920 zu Festungshaft
verurteilt worden war, bat das preußische
Justizministerium um Hafturlaub. Er wollte sich um
sein freigegebenes Vermögen kümmern, das nach dem
Putsch beschlagnahmt worden war. Der Hafturlaub
wurde abgelehnt.
6. Januar
In Cannes fand eine Konferenz des Obersten Rats der
Alliierten statt, um über die Bitte der deutschen
Regierung um Aufschub der fälligen
Reparationszahlungen zu beraten. Die Konferenz wurde
durch den französischen Ministerpräsidenten Aristide
Briand eröffnet.
6. Januar
Die sowjetische Regierung gab den im Ausland
lebenden Russen in einer Stellungnahme bekannt, dass
ihnen der Verlust des Bürgerrechts drohe, wenn sie
sich ohne Pass dort aufhielten.
6. Januar
Die Verfassung von Braunschweig trat als letzte in
der Weimarer Zeit in Kraft.
6. Januar
Die Hamburg-Amerika-Linie kaufte in Amsterdam zwei
Passagierdampfer, die unter deutscher Flagge
zwischen Hamburg und New York verkehren sollten.
7. Januar
Das irische Parlament ratifiziert den Anglo-Irischen Vertrag über die
Autonomierechte des neuen irischen Freistaats.
8. Januar
In Leipzig fand der Parteitag der USDP statt. Er
dauerte bis zum 12. Januar. Der Parteivorsitzende
Crispien erklärte vor 188 Delegierten: „Wir kennen
kein Vaterland, das Deutschland heißt, unser
Vaterland ist das Proletariat“.
8. Januar
Die USPD forderte auf ihrer ersten
Reichsbildungskonferenz die beschleunigte
Einrichtung einer Zentralstelle für das
Bildungswesen.
8. Januar
In Dublin trat Eanon de Valera von seinem Amt als
vorläufiger Präsident der irischen Republik aus
Protest gegen den mit Großbritannien geschlossen
Friedensvertrag zurück.
8. Januar
In Wilna (Vilnius) fanden Wahlen statt, bei dem die
Polen einen überzeugenden Sieg errangen. 105 Polen
und zwei Weißrussen wurden in den Landtag gewählt.
9. Januar
In Kopenhagen bewilligte das dänische Parlament 1,5
Millionen dänische Kronen (etwa 6,3 Milliarden Mark)
für eine Hilfsaktion gegen die Hungersnot in
Sowjetrussland.
9. Januar
Die Reichspost veröffentlichte in den „Dresdener
Nachrichten“ einen Bericht über die in den letzten
Monaten gestohlenen Telefonleitungen aus Kupfer.
10. Januar
In Warschau genehmigte das polnische Parlament, der
Sejm, einen Gesetzentwurf über eine zweijährige
Militärdienstpflicht in Polen.
10. Januar
Die oppositionelle ägyptische Wafd-Partei versagte
der Regierung in einem Manifest jede Unterstützung,
solange ihrem Führer Sad Saghlul die Rückkehr in die
Heimat verweigert würde. Saghlul forderte die
Unabhängigkeit Ägyptens.
10. Januar
Um die Papierversorgung im Deutschen Reich zu
sichern, verfügte das Reichswirtschaftsministerium
in Berlin eine Ausfuhrsperre für die
Zellstoffindustrie.
11. Januar
Der Völkerbundsrat in Genf verlängerte die
Regierungszeit der französischen Verwaltung im
Saarland um ein Jahr.
11. Januar
In der kanadischen Stadt Toronto wurde erstmals ein
an Diabetes erkrankter Patient durch die Behandlung
mit Insulin gerettet.
12. Januar
Die französische Regierung unter Aristide Briand
trat in Paris zurück. Am 15. Januar wurde Raymond
Poincaré neuer Ministerpräsident.
12. Januar
In Spanien trat Ministerpräsident Antonio Maura y
Montaner mit seinem Kabinett aufgrund von
Differenzen mit dem Militär zurück. Maura blieb
dennoch im Amt, da der König den Rücktritt nicht
akzeptierte.
12. Januar
In Cannes erläuterte Walter Rathenau die
wirtschaftliche und finanzielle Lage Deutschland.
12. Januar
In München wurde Adolf Hitler wegen
Landfriedensbruchs zu drei Monaten Gefängnis
verurteilt wegen der Störungen der Versammlung im
Herbst 1921.
13. Januar
In einer Anfrage an ihre Regierung kritisierten die
Abgeordneten der Deutschen Volkspartei (DVP) die
regelmäßigen Zusammenkünfte der Minister der
sozialistisch regierten Länder Sachsen, Anhalt,
Braunschweig und Thüringen.
13. Januar
Die französischen Behörden veröffentlichten einen
Entwurf für einen britisch-französischen Garantie-
und Unterstützungsvertrag.
13. Januar
Bei der Konferenz von Cannes erhielt Deutschland
einen Aufschub für die fälligen
Reparationszahlungen.
14. Januar
Das öffentliche Leben in Weimar war so gut wie
lahmgelegt aufgrund eines Generalstreiks. Die
Transportarbeiter wollten mit dem schon seit
mehreren Tagen andauernden Streik ihre Lohnforderung
durchsetzen.
15. Januar
In Berlin schlossen sich führende deutsche Juden
zusammen, um einen Fonds zum Aufbau Palästinas als
jüdische Heimstätte zu bilden. Das in Deutschland
gesammelte Kapital sollte noch hier in Waren
angelegt werden, die in Palästina benötigt wurden.
15. Januar
Richard Strauss trat erstmals nach dem Krieg wieder
in England, u. a. in der King-Albert-Hall in London
auf.
16. Januar
Gründung der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler
17. Januar
In Berlin veröffentlichte das
Reichsarbeitsministerium einen Gesetzentwurf über
die Arbeitszeitregelung im Steinkohlenbergbau. Mit
Ein- und Ausfahrt sollte die Schichtdauer sieben
Stunden betragen.
17. Januar
In Berlin erteilte die Eisenbahnverwaltung der
privaten Gesellschaft Siesta die Genehmigung zur
Vermietung von Sitzkissen an Reisende. Die
Leihgebühr für Reisen über 600 km betrug z. B. 24
Mark.
18. Januar
In Berlin fand die 42. Vollversammlung des Deutschen
Industrie- und Handelstags statt. Die Vertreter der
Handelskammern berieten über die Finanzlage des
Deutschen Reichs.
18. Januar
Die Mitglieder des preußischen Staatsrats kamen zu
ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr zusammen. Die
bestätigten den bisherigen Vorstand. Erster
Vorsitzender blieb der Oberbürgermeister von Köln,
Konrad Adenauer (Zentrum).
19. Januar
Der neue französische Ministerpräsident Raymond
Poincaré gab vor dem Abgeordnetenhaus in Paris seine
Regierungserklärung ab.
19. Januar
Die diplomatische Vertretung des Deutschen Reiches
erhielt in Washington das während des Weltkriegs
beschlagnahmte Botschaftsgebäude zurück.
20. Januar
Das Sarotti-Werk in Berlin-Tempelhof brennt drei
Tage lang fast vollständig aus.
21. Januar
In Berlin beschloss der preußische Landtag mit 191
gegen 36 Stimmen Disziplinarmaßnahmen für
Abgeordnete, die wegen grober Ordnungsstörung auf
Tage oder Wochen von den Sitzungen ausgeschlossen
werden mussten. Ihnen sollte Künftig für diese Zeit
auch die ihnen zustehenden Tagegelder entzogen
werden.
21. Januar
In Moskau trafen Vertreter kommunistischer und
revolutionäre Organisationen des Fernen Ostens zu
einem Kongress zusammen, der bis zum 2. Februar
dauern sollte. An dem Kongress nahmen 148 Delegierte
aus China, Indien, Japan, Korea, der Mongolei und
aus Niederländisch-Indien teil.
22. Januar
In Rom starb in den frühen Morgenstunden Papst
Benedikt XV.
22. Januar
In Braunschweig fanden Landtagswahlen statt. Die
Sozialisten erhielten eine Parlamentsmehrheit von
zwei Sitzen.
23. Januar
Vor dem deutschen Reichstag fand die erste Lesung
des Entwurfs des neuen Reichsschulgesetzes statt.
24. Januar
31 Genossen, die u. a. die Unabhängigkeit der Partei
von der Kommunistischen Internationalen in Moskau
gefordert hatten, wurden vom Zentralausschuss der
deutschen Kommunistischen Partei aus der KPD
ausgeschlossen.
25. Januar
Die US-Regierung gab bekannt, dass sie an der
geplanten Wirtschafts- und Finanzkonferenz in Genua
im April nicht teilnehmen wird. Sie sei erst nach
einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage in
Europa zu einer solchen Konferenz bereit.
26. Januar
Der österreichische Bundeskanzler Johannes Schober
trat wegen heftiger Angriffe der Großdeutschen
zurück. Letztere lehnten den im Dezember 1921 in
Lana geschlossenen Vertrag zwischen Österreich und
der Tschechoslowakei ab. Am folgenden Tag bildete
Schober ein neues Kabinett.
26. Januar
Die ungarische Regierung und Vertreter der Parteien
einigten sich in Budapest über die Einführung des
geheimen Wahlrechts in Ungarn.
27. Januar
Der Senat der Freien Stadt Danzig erteilte dem
polnischen Schulverein die Genehmigung für die
Einrichtung eines polnischen Gymnasiums. Die
gesamten Kosten mussten vom Schulverein übernommen
werden.
28. Januar
In Berlin übergab die deutsche Regierung der
Reparationskommission eine Note mit den Modalitäten
für die Reparationszahlungen im laufenden Jahr.
28. Januar
Zeitungsberichten aus Paris zufolge beschäftigte
sich die Botschafterkonferenz mit der Frage der
Apanage für Exkaiser Karl I. von Österreich. Sie
sollte sechs Millionen Franc (9.8 Milliarden Mark)
jährlich betragen, die von Österreich, Ungarn, der
Tschechoslowakei, Südslawien (Jugoslawien), Italien
und Rumänien aufzubringen waren.
29. Januar
Die zentralamerikanische Föderation (aus
El Salvador, Guatemala,
Honduras) löst sich auf.
30. Januar
Das belgische Parlament in Brüssel lehnte mit 82
gegen 64 Stimmen die Herabsetzung der
Militärdienstzeit von zehn auf sechs Monate ab. Als
Grund wurde die Gefährlichkeit der Nachbarstaaten
Deutsches Reich und Niederlande angegeben.
31. Januar
Reichspräsident Friedrich Ebert (MSPD) ernannte
Walther Rathenau zum neuen Außenminister.
31. Januar
Laut dem statistischen Amt des Reiches stiegen die
Lebenshaltungskosten gegenüber dem Januar des
Vorjahres um 73,7 Prozent.
Wer
hat im Januar 1922 Geburtstag >>
Januar 1922 in den Nachrichten
Jeder zweite Diabetiker weltweit ohne Zugang zu
Insulin
Deutsches Ärzteblatt
Im Januar 1922 wurde erstmals ein schwer kranker
Diabetiker damit behandelt. Banting überließ das
Patent auf Insulin laut Ärzte ohne Grenzen der ...
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