Dezember 1921 - Reichspost mit 4 Milliarden
Verlust
Der Reichsrat in Berlin beschloss am 8.
Dezember 1921, passend vor der Weihnachtspost die
Erhöhung der Postgebühren und der Telegrafen-Gebühr.
Als Begründung wurden die Lohnerhöhungen und der
Verteuerung aller Materialien genannt. Angeblich
betrug das Defizit der Reichspost 4 Milliarden Mark.
Ein Standardbrief kostete künftig eine Mark, eine
Postkarte 60 Pfennig. Die Telegramm-Gebühren kosten
fortan über das doppelte. Der Wortpreis bei einem
Telegramm wurde von 35 Pfennig auf 75 Pfennig
erhöht.
Wichtige Ereignisse im
Dezember 1921
1. Dezember
Der preußische Innenminister Carl Severing (SPD) hob
einen Erlass seines Amtsvorgängers Alexander
Dominicus (DDP) auf, der Kommunisten von einer
Tätigkeit im Staatsdienst ausschloss. Severing
berief sich dabei auf die in der Weimarer
Reichsverfassung festgeschriebene Meinungsfreiheit
der Beamten.
2. Dezember
Das preußische Kultusministerium wies alle
Schuldirektoren an, für den allgemeinen deutschen
Schülertag am 5. Dezember in Hannover keine Schüler
zu beurlauben. Die Veranstalter hatten für eine
Ehrengabe gesammelt, die auf dem Grab der 1920
verstorbenen Frau des früheren Feldmarschalls Paul
von Hindenburg niedergelegt werden sollte. Darüber
hinaus war eine Kundgebung zu Ehren Hindenburgs
vorgesehen.
3. Dezember
Die Reparationskommission in Paris forderte
materielle Garantien für die im Januar und Februar
1922 fälligen Reparationszahlungen. Das Deutsche
Reich bat die Alliierten um Aufschub, weil es
derzeit noch keine Kredite beschaffen könne.
4. Dezember
Der indische Unabhängigkeitskämpfer Lala Laiput Rai
und drei seiner Mitarbeiter wurden bei einer
politischen Versammlung in Lahore von der britischen
Kolonialpolizei verhaftet. Ihnen wurde vorgeworfen,
einen Umsturzversuch zu planen. Laipat Rai war ein
enger Mitarbeiter von Mohandas Karamchand
(„Mahatma“) Gandhi.
5. Dezember
Der Hauptausschuss des preußischen Landtags schlug
vor, das Defizit im Landeshaushalt in Höhe von 933
Millionen Mark durch die Einführung einer neuen
Grundsteuer auszugleichen.
7. Dezember
Durch Fehlspekulationen entstandene Devisenverluste
in Höhe von 340 Millionen Mark führten zum
Zusammenbruch der Pfälzischen Bank in Ludwigshafen.
Reserven und Aktienkapital im Wert von 100 Millionen
Mark reichten nicht aus, um die Gläubiger zu
entschädigen.
8. Dezember
Der Reichsrat in Berlin beschloss die Erhöhung der
Post- und Telegrafen Gebühr. Infolge von
Lohnerhöhungen und der Verteuerung aller Materialien
betrug das Defizit der Reichspost 4 Milliarden Mark.
Ein Brief kostete künftig eine Mark, eine Postkarte
60 Pfennig. Die Telegramm Gebühren stiegen für ein
Wort von bislang 35 auf 75 Pfennig.
9. Dezember
Die tschechoslowakische Regierung beklagte sich in
einer Note an das Reichswirtschaftsministerium in
Berlin, dass der Export von
Bier aus Pilsen ins
Deutsche Reich wegen hoher Zölle und Frachtkosten
auf null zurückgegangen sei. Vor dem Weltkrieg seien
jährlich mehr als 500,000 hl Bier ausgeführt worden.
10. Dezember
In Stockholm und Christiania (Oslo) wurden die
Nobelpreise überreicht.
11. Dezember
Die internationale Liga für Menschenrechte forderte
auf ihrer Jahrestagung in Reims, dass zum
Wiederaufbau der im Weltkrieg zerstörten Gebiet in
Frankreich deutsche Arbeiter herangezogen werden
müssten.
12. Dezember
In Frankreich traten die Belegschaften aller
Bergwerke aus Protest gegen die geplante
Herabsetzung ihrer Löhne für 24 Stunden in den
Ausstand.
13. Dezember
Bei der Washingtoner Abrüstungskonferenz wurde ein
Viermächteabkommen geschlossen. Großbritannien,
Frankreich, die USA und Japan erkannten darin die
bestehenden Besitzverhältnisse im Stillen Ozean an.
14. Dezember
Im Raum Ödenburg (Sopron) in Ungarn fand eine
Volksabstimmung über die künftige
Staatszugehörigkeit des Gebietes statt. Die
Abstimmung ergab eine Mehrheit von 65,8 Prozent für
den Verbleib bei Ungarn. Österreich musste das
Gebiet an Ungarn abtreten.
15. Dezember
Der Polizeipräsident von Berlin erließ eine neue
Dienstmannsordnung. Wer als selbstständiger
Dienstmann arbeiten wollte, musste für eine Lizenz
5000 Mark zahlen und sich verpflichten, „bei der
Ausübung seines Gewerbes weder in zerrissener oder
unsauberer Kleidung noch in angetrunkenem Zustande
zu erscheinen und sich gegen das Publikum in
höflicher Weise zu betragen“.
16. Dezember
Österreich und die Tschechoslowakei unterzeichneten
den Vertrag von Lana, in dem beide Staaten die
Unverletzlichkeit der Staatsgrenzen garantierten.
Das Gebiet der CSR gehörte bis 1918 zu
Österreich-Ungarn.
17. Dezember
Clemens von Delbrück, der konservative Politiker und
Mitbegründer der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP),
starb in Jena im Alter von 65 Jahren.
18. Dezember
In Belgrad wurde die Sozialistische Partei
Jugoslawiens (SPJ) gegründet. Sie war ein
Zusammenschluss der sozial reformistischen
Mitte-Links-Strömungen innerhalb der jugoslawischen
Arbeiterbewegung und stand in scharfen Gegensatz zu
den Kommunisten. Dragisa Lapcevic wurde zum
Vorsitzenden Gewählt.
19. Dezember
Infolge des Friedensvertrages zwischen den USA und
dem Deutschen Reich vom 25. August wurden in New
York, San Francisco und Chicago deutsche
Generalkonsulate eingerichtet. Weitere Konsulate
sind für New Orleans und St. Louis geplant.
20. Dezember
Der französische Ministerpräsident Aristide Briand
äußerte gegenüber US-amerikanischen Journalisten,
dass Frankreichs Flottenbauprogramm nicht gegen
Großbritannien gerichtet sei. Jedoch könnten die
sechs Kreuzer von je 10,000 t die dem Deutschen
Reich im Versailler Vertrag zugestanden wurden, eine
Bedrohung für Frankreich darstellen. Großbritannien
forderte seit mehreren Wochen vehement eine
Abrüstung nicht nur der französischen
Schlachtschiffe, sondern auch der U-Boote.
21. Dezember
Traugott von Jagow wurde von Reichsgericht in
Leipzig als einziger der Hauptbeteiligten am
Kapp-Putsch von 1920 zu fünf Jahren Festungshaft
verurteilt. Er wurde aber schon 1924 begnadigt.
22. Dezember
Der US-Kongress bewilligte 20 Millionen US-Dollar
als Hilfe für die hungernde Bevölkerung
Sowjetrusslands.
23. Dezember
Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) hob die
Verordnung zum Schutze der Republik und damit den
Ausnahmezustand auf.
24. Dezember
Die Weihnachtsstimmung im Deutschen Reich ist wegen
der Inflation und Versorgungsnot gedämpft. Auch das
regnerische Weihnachtswetter ließ keine Feststimmung
aufkommen.
25. Dezember
Aus Protest gegen die Erhöhung der
Kraftfahrzeugsteuer und die vom Magistrat
festgesetzten Beförderungstarife traten in Berlin
die Kraftdroschkenfahrer während der
Weihnachtsfeiertag in den Streik.
26. Dezember
Der Hauptbahnhof von Bukarest wurde durch
Brandstiftung völlig zerstört. Auch das benachbarte
Postamt wurde ein Raub der Flammen.
27. Dezember
In Berlin fuhren 1921 wieder 60,876
Personenkraftwagen auf den Straßen, womit die
Vorkriegszahl erreicht wurde. 78 Prozent dieser Pkw
hatten eine Stärke von bis zu 14 PS. 1914 hatten
noch 54,1 Prozent der Autos weniger als 16 PS.
28. Dezember
Reichsjustizminister Gustav Radbruch (SPD) gab
bekannt, dass aufgrund der Weihnachtsamnestie von
Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) für sogenannte
Mitläufer bei den Märzunruhen in Mitteldeutschland
insgesamt 268 Gefangene freigelassen wurden.
29. Dezember
In
Österreich wurde das sogenannte Trennungsgesetz
erlassen. Die Stadt Wien wurde von Niederösterreich
getrennt und zum selbstständigen Bundesland erklärt.
31. Dezember
In der ungarischen Nationalversammlung in Budapest
kam es zu Tumulten und Prügeleien, sodass die
Sitzung auf unbestimmte Zeit vertagt werden musste.
Der Streit hatte sich an der positiven Haltung
einiger Parlamentarier zum früheren Herrscherhaus
der Habsburger entzündet.
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