November 1921 - Plünderungen in Berlin
In Berlin-Neukölln wurde am 16. November 1921
zum wiederholten Male ein Lebensmittelgroßhandel
von rund 200 arbeitslosen Männern geplündert. Auch
in anderen Stadtteilen der Reichshauptstadt wurden
Metzgereien und andere Geschäfte ausgeraubt.
Am 22. November versuchte eine Gruppe von
rund 100 Arbeitslosen im Berliner Stadtteil Pankow
das Arbeitsamt zu besetzten und die Kasse
auszurauben. Zuvor war es in Neukölln zu
Plünderungen von Lebensmittelgeschäften gekommen.
Wichtige Ereignisse im
November 1921
1. November
Von den Tageszeitungen wurde in Polen eine
Flecktyphusepidemie gemeldet. Allein von April bis
November erkrankten rund 173,000 Menschen an dieser
Seuche. Die Epidemie nahm immer größere Ausmaße an,
da sie wegen Mangels an Medikamenten und
Krankenhäusern schwer zu bekämpfen war.
2. November
In einer Rede vor der Deputiertenkammer beschuldigte
der französische Ministerpräsident Aristide Briand
die Reichsregierung durch eine verfehlte
Ausgabenpolitik den Kursverfall der Mark bewusst zu
fördern, um so von den Reparationsforderungen der
Alliierten befreit zu werden.
3. November
Die Entwertung der Mark an den ausländischen
Devisenbörsen setzte sich unaufhaltsam fort. Der
US-Dollar wurde an der New Yorker Börse mit 209 Mark
gehandelt gegenüber 191 Mark am Vortag.
4. November
Bei der Rede Adolf Hitlers im Münchener Hofbräuhaus,
aus Anlass des Attentats auf den Sozialdemokraten
Auer, kommt es Schlägereinen zwischen der SA,
Sozialisten und den Kommunisten.
5. November
Der preußische Landtag wählte Otto Braun (SPD) zum
neuen Ministerpräsidenten. Er wurde Nachfolger des
am 1. November 1921 zurückgetretenen Adam Stegerwald
(Zentrum). Es kam zur Bildung einer großen Koalition
von SPD, Zentrum, Deutscher Demokratischer Partei
(DDP) und Deutscher Volkspartei (DVP).
7. November
Auf Veranlassung von Benito Mussolini wandelte sich
der faschistische „movimento“ in Rom in eine Partei,
die Partito Nazionale Facista (PNF). Mussolini wurde
zum „Duce“ gewählt.
8. November
Die britische Tageszeitung „Daily Telegraph“
berichtete, dass der indische Freiheitskämpfer
Mohandas Karamchand („Mahatma“) Gandhi und seine
Anhänger in einer Sitzung des All indischen
Kongressausschusses in Neu-Delhi den Ungehorsam
gegen die Gesetze beschlossen hatten. Sie wollten
damit die Autonomie erzwingen.
9. November
Die ungarische Regierung versicherte in einem
Schreiben an die alliierte Botschafterkonferenz in
Paris, dass sie die Habsburger von der Thronfolge
gesetzlich ausschließen wurden und keine Wahl eines
neuen Königs ohne Rücksprache mit den Alliierten
durchgeführt wurde.
10. November
Der Stand der Lebenshaltungskosten im Deutschen
Reich erreichte einen Rekordwert: Lebensmittel
wurden um 19,9 Prozent, die Kleidung um 37,9
Prozent, Heizung und Beleuchtung um 15,8 Prozent
teurer als vor zwei Monaten. Gegenüber dem 1. Januar
1914 hatten sich die Lebenshaltungskosten um dem
Vierzehneinhalbfache verteuert.
11. November
Die deutsche Aero-Union und die sowjetische
Handelsvertretung gründeten mit einem Stammkapital
von je 2,5 Millionen Mark die Deutsch-Russische
Luftverkehrsgesellschaft (Deruluft) zur
Intensivierung der Handelsbeziehungen.
12. November
In Washington fand bis zum 6. Februar eine
Abrüstungskonferenz statt. Daran nahmen die USA,
Großbritannien, Italien, Japan und Frankreich teil.
Es ging um die Begrenzung des Wettrüstens zur See.
13. November
Das Burgenland in Westungarn wurde gemäß dem
Protokoll von Venedig von österreichischen Truppen
besetzt. Im Friedensvertrag von St-German-en-Laye
wurde dieses Gebiet Österreich zugesprochen.
14. November
Aufgrund innenpolitischer Kontroversen über die
Hintergründe des Restaurationsversuchs von Ex-König
Karl IV. trat der ungarische Ministerpräsident
Istvan Graf Bethlen von Bethlen in Budapest von
seinem Amt zurück. Am 3. Dezember 1921 bildete er
ein neues Kabinett.
15. November
Die Vertreter der Londoner Banken erklärten, dass
sie dem Deutschen Reich keinen Reparationskredit
gewähren würden. Da der Wechselkurs der Mark
unaufhaltsam falle und die deutsche Wirtschaft
dadurch nachhaltig geschwächt werde, sei die
Rückzahlung der Kredite nicht gesichert.
16. November
In Berlin-Neukölln wurde ein Lebensmittelgroßhandel
zum wiederholten Male von rund 200 arbeitslosen
Männern geplündert. Auch in anderen Stadtteilen der
Reichshauptstadt wurden Metzgereien ausgeraubt.
17. November
Mit 198 gegen 99 Stimmen sprach der Landtag der
preußischen Regierung das Vertrauen aus. Die
Deutschnationalen (DNVP) sowie USPD und KPD hatten
versucht, die erst seit knapp zwei Wochen regierende
Koalition aus SPD, Zentrum und DDP unter
Ministerpräsident Otto Braun (SPD) durch ein
Misstrauensvotum zu stürzen.
18. November
Reichsfinanzminister Andreas Hermes (Zentrum) legte
dem Reichsrat den dritten Nachtragshaushalt für 1921
vor. Daraus ergab sich ein Fehlbetrag im Etat von
161,6 Milliarden Mark.
19. November
Die Truppen des ukrainischen Politikers und
Heerführers Simon W. Petljura, die Anfang des Monats
von Rumänien aus in die ukrainische Sowjetrepublik
eingefallen waren und die sowjetischen Verbände
zurückgedrängt hatten, veranstalteten in Kiew ein
Pogrom an der jüdischen Bevölkerung.
20. November
In Belgien konnte die Klerikale Partei bei den
Wahlen zur Deputiertenkammer, dem Nationalparlament,
ihren Vorsprung vor den Sozialisten ausbauen.
21. November
Das Reichspostministerium erließ neue Bestimmungen,
nach denen Privatpersonen einen Münzfernsprecher in
ihrer Wohnung installieren lassen konnten, wenn
dieser allgemein zugänglich war. Die Wohnungsinhaber
waren dafür von allen Gebühren befreit.
22. November
Eine Gruppe von rund 100 Arbeitslosen versuchte im
Berliner Stadtteil Pankow das Arbeitsamt zu
besetzten und die Kasse auszurauben. Zuvor war es in
Neukölln zu Plünderungen von Lebensmittelgeschäften
gekommen.
23. November
In einer Sitzung des preußischen Landtags in Berlin,
deren geordneter Ablauf durch ausgestreutes
Niespulver beeinträchtigt wurde, warf der
KPD-Abgeordnete Wilhelm Pieck eine Stinkbombe unter
die Fraktionsbänke der Deutschnationalen.
24. November
Der französische Ministerpräsident Aristide Briand
verließ die Abrüstungskonferenz in Washington. Zuvor
hatte er erklärt, dass Frankreich sich nicht an
einer Abrüstung beteiligen werde, da vom Deutschen
Reich und von Sowjetrussland weiterhin eine
militärische Bedrohung ausgehe.
25. November
Der japanische Kronprinz Hirohito übernahm die
Regentschaft von seinem Vater Joschihito, der wegen
Geisteskrankheit seine Aufgaben als Herrscher nicht
mehr wahrnehmen konnte.
26. November
US-Präsident Warren G. Haring schlug in Washington
vor, jährlich eine Konferenz aller Regierungschefs
der Welt abzuhalten, um Probleme zu erörtern.
27. November
Bei den Landtagswahlen in Hessen-Darmstadt musste
die SPD erhebliche Stimmeneinbußen hinnehmen, blieb
jedoch mit 24 Sitzen stärkste Partei vor dem Zentrum
mit 13 Sitzen, sowie kleinen Parteien mit noch
geringerem Anteil.
28. November
An der Frankfurter Devisenbörse erreichte der
US-Dollar mit 293,75 Mark seinen bisherigen
Höchststand.
29. November
In der Ukraine schlug die Rote Armee einen Aufstand
des Kosaken Führers Simon W. Petljura nieder.
30. November
In Arolsen wurde ein Staatsvertrag zwischen Preußen
und dem Fürstentum Waldeck-Pyrmont 1922
unterzeichnet, nach dem Pyrmont die preußische
Provinz Hannover eingegliedert wird.
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