Oktober 1921 - Vermehrt Überfälle in Berlin
In Ketzin, einem Vorort Berlins, überfielen am
28. Oktober 1921 sechs
Männer ein Postgebäude und erbeuteten 80,000 Mark
Bargeld sowie Wertpapiere im Wert von 300.000 Mark.
Da sie alle Telefon- und Telegrafendrähte in Ketzin
und Umgebung
vorher durchgeschnitten hatten, konnten sie
unerkannt
flüchten, bevor die Berliner Polizei verständigt
werden konnte. Der Polizeipräsident von Berlin
beklagte nach Bekanntwerden der Tat ein starkes
Ansteigen derartiger Überfälle.
Wichtige Ereignisse im
Oktober 1921
1. Oktober
Nach dem Tod von Karl Trimborn übernahm der
Reichstagsabgeordnete Felix Porsch am 25. Juli
kommissarisch den Vorsitz der Zentrumspartei.
2. Oktober
Herzog Wilhelm zu Württemberg, der frühere
König von Württemberg starb in Bebenhausen im Alter
von 73 Jahren. Der für seine liberale Haltung
bekannte Herrscher hatte 1918 als einziger deutsche
Monarch freiwillig abgedankt und auf seinen Titel
verzichtet.
3. Oktober
In einem Interview mit der britischen Zeitung „Daily
News“ warf der russische Schriftsteller Maxim Gorki
den USA, Frankreich und Großbritannien vor, ihre
unzureichende Hilfe für das hungernde russische Volk
sei ideologisch begründet. Dazu bestehe kein Anlass,
da der Kommunismus in absehbarer Zeit einer
demokratischen Staatsform Platz machen werde.
4. Oktober
Kapitän a. D. Hermann Ehrhardt, der 1920 mit
Soldaten seiner Brigade Ehrhardt am Kapp-Putsch
gegen die Reichsregierung beteiligt gewesen war,
dementierte in der „München-Augsburger Abendzeitung“
neue Putschpläne. Er forderte jedoch eine Amnestie
für seine ehemaligen Mitstreiter, die sich ins
Ausland abgesetzt hatten.
5. Oktober
In einer Verfügung des Reichskanzlers wurde das
Tragen der Reichswehruniform für Zivilpersonen
geregelt. Danach durfte die Uniform von ehemaligen
Soldaten nur noch bei Kirchgängen an Feiertagen, bei
Familienfeiern und Kamaradschaftstreffen getragen
werden.
6. Oktober
Der Oberreichsanwalt in Leipzig erließ einen
Steckbrief wegen Hochverrats gegen die Anführer des
Kapp-Putsches vom März 1920. Für die Ergreifung von
Wolfgang Kapp, Walther Freiherr von Lüttwitz und
Hermann Ehrhardt, die sich wahrscheinlich im Ausland
aufhalten war eine Belohnung von 50,000 Mark
ausgesetzt.
7. Oktober
In Wiesbaden unterzeichnete der Reichsminister für
Wiederaufbau, Walther Rathenau (DDP) und der
französische Minister für die besetzten Gebiete,
Louis Loucheur ein Abkommen, das die Beteiligung der
deutschen Industrie am Wiederaufbau Frankreichs
durch Sachleistungen festlegte.
8. Oktober
In Berlin wurde das Theater am Kurfürstendamm mit
der Uraufführung des Lustspiels „Ingeborg“ von Curt
Goetz eröffnet.
9. Oktober
In Turin trat der 1. Internationale
Soziologenkongress zusammen. Auf der eine Woche
dauernden Veranstaltung stand die Versöhnung der
Völker Europas im Mittelpunkt.
10. Oktober
Mehrere tausend Menschen demonstrierten in Innsbruck
mit schwarzen Fahnen und Trauerfloren gegen die
Abtretung Südtirols an Italien vor einem Jahr.
11. Oktober
In der sächsischen Stadt Zwickau wurde die erste
Ortsgruppe der NSDAP außerhalb Bayerns gegründet.
12. Oktober
Der Völkerbundrat in Genf empfahl den alliierten
Siegermächten des Weltkriegs, den mehrheitlich
polnisch besiedelten Teil des oberschlesischen
Industriegebiets Polen anzugliedern.
13. Oktober
Nach dem Wahlsieg der Sozialdemokraten am 4. Oktober
stellte Ministerpräsident Hjalmar Branting in
Stockholm sein neues Kabinett vor, das nur aus
Mitgliedern seiner Partei bestand.
14. Oktober
Mehrere deutsche pazifistische Organisation
richteten ein gemeinsames Telegramm an den
Völkerbundrat, in dem die Einheit Oberschlesiens und
eine erneute Volksabstimmung gefordert wurden.
15. Oktober
In Berlin wurde das Schauspiel „Manon Lescaut“ von
Carl Sternhelm erstmals aufgeführt.
16. Oktober
Bei einer Volksabstimmung über die Einführung des
Frauenstimmrechts im Schweizer Kanton Genf wurde die
Gesetzesvorlage mit 14,000 gegen 6,500 Stimmen der
Männer abgelehnt.
17. Oktober
Mitglieder des rassistischen Geheimbundes
Ku-Klux-Klan ermordeten in der Nacht in Jackson im
US-Bundesstaat Mississippi fünf Schwarze durch
Teeren und Federn.
18. Oktober
Zwei US-amerikanische Kunstsammler erwarben in
London Joshua Reynolds „Mrs. Siddons als tragische
Muse“, Thomas Gainsboroughs „Junge in blau“ und zwei
Gemälde von Rembrandt.
20. Oktober
Die vom Völkerbund eingesetzte Kommission zur
Teilung Oberschlesiens legte die endgültige Grenze
in diesem Gebiet fest. Das an Bodenschätzen reiche
oberschlesische Revier, wo große Teile der
Bevölkerung am 20. März für die Zugehörigkeit zum
Deutschen Reich gestimmt hatten, wurde Polen
zugesprochen.
21. Oktober
Karl IV., als Karl I. ehemaliger Kaiser von
Österreich, unternahm einen zweiten
Restaurationsversuch zur Wiedererlangung der
ungarischen Königswürde. Dieser Versuch scheiterte
am 25. Oktober.
22. Oktober
Das Kabinett unter Reichskanzler Joseph Wirth
(Zentrum) trat aus Protest gegen die Teilung
Oberschlesiens am 20. Oktober zurück. Auf Bitten von
Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) bildete Wirth
schon vier Tage später eine neue Regierung.
23. Oktober
Die seit Monaten anhaltende Hitzewelle fand mit
plötzlichen Stürmen und Gewittern ein Ende. Die
Temperaturen sanken innerhalb von 24 Stunden bis auf
3 in der Nacht. In Norddeutschland tobte ein Orkan.
24. Oktober
Der US-amerikanische Kriegsminister John W. Weeks
gab Anweisung, 50 Prozent der im Rheinland
stationierten US-Truppen in den nächsten Monaten
zurückzuziehen.
25. Oktober
Auf den bayerischen Landtagsabgeordneten Erhard Auer
(SPD) wurde, vermutlich von Nationalsozialisten, ein
Attentat verübt. Auer blieb unverletzt. Drei Tage
vorher war der Schriftleiter des NSDAP- Organs
„Völkischer Beobachter“, Dietrich Eckart, wegen der
Verleumdung Auers zu einer Geldstrafe von 600 Mark
verurteilt worden.
26. Oktober
Im Gegensatz zu ihren Kommilitoninnen in Oxford
gelang es den Studentinnen der Universität Cambridge
nicht, die Gleichberechtigung durchzusetzen. Zwar
wurde ihr Antrag, dieselben akademischen Titel wie
Männer zu erlangen, angenommen, die Gründung von
studentischen Verbindungen wurde ihnen jedoch
verweigert. Damit konnten sie sich innerhalb eines
College nicht selbst verwalten.
26. Oktober
Der Reichstag spricht der Regierung sein Vertrauen
aus. Ein Antrag der Rechtsparteien, Oberschlesien
weiter als deutsches Land zu betrachten, wird
abgelehnt.
27. Oktober
Im Theater an der Wien wurde die Operette „Der
letzte Walzer“ von Oscar Strauss uraufgeführt.
28. Oktober
In Ketzin, einem Vorort Berlins, überfielen sechs
Männer ein Postgebäude und erbeuteten 80,000 Mark
Bargeld sowie Wertpapiere im Wert von 300.000 Mark.
Da sie alle Telefon- und Telegrafendrähte in Ketzin
vorher durchgeschnitten hatten, konnten sie
flüchten, bevor die Berliner Polizei verständigt
werden konnte. Der Polizeipräsident von Berlin
beklagte nach Bekanntwerden der Tat ein starkes
Ansteigen derartiger Überfälle.
29. Oktober
In Paris wies die Botschafterkonferenz den deutschen
Protest gegen die Teilung Oberschlesiens zurück. Das
Reich habe in dieser Angelegenheit kein
Einspruchsrecht mehr.
30. Oktober
Die Regierungskoalition aus Zentrum, SPD und DDP
gewannen die Landtagswahlen in Baden. DVP, USPD und
KPD erhielten erstmals Mandate im Landtag.
31. Oktober
Die Botschafterkonferenz der Alliierten in Paris
forderte die ungarische Regierung in einer Note auf,
die Entthronung der Habsburger gesetzlich
festzuschreiben.
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