Technik
der 10er Jahre – Krieg als technischer
Katalysator
In den 1910er Jahren befand sich die Technik
weltweit auf einem ersten Entwicklungshöhepunkt.
Nicht nur im deutschen Kaiserreich, sondern auch
darüber hinaus überschlugen sich technische
Fortschritte und neue Entwicklungen, die die
Menschheit voran brachten. Die neuen Technologien
waren es aber auch, die in der Mitte des Jahrzehnts
den Ersten Weltkrieg in seinen Ausmaßen überhaupt
erst möglich machten.
Im deutschen Kaiserreich hatte nach der
Reichsgründung 1871 ein Aufholversuch auf dem
technischen Sektor eingesetzt. In den letzten beiden
Jahrzehnten vor der Katastrophe des Ersten
Weltkrieges befand sich die deutsche Wirtschaft in
einer Phase der Hochkonjunktur.
Nicht nur die Exporte stiegen rasant in die Höhe und
sorgten so für eine ständige Verbesserung der
Dampfschifffahrt, sondern auch die Entwicklung der
neuen Leitsektoren spielte eine große Rolle. Zu
neuen Leitsektoren aufgestiegen waren der
Maschinenbau, die Elektro- und Chemieindustrie.
Deutschland belegte mit diesen neuen Sektoren
weltweit einen führenden Platz hinter den USA.
Beispielhaft können hier die Firmen „Allgemeine
Elektricitäts-Gesellschaft“ (AEG) und „Siemens“
genannt werden, von denen 1914 jede zweite
elektrische Maschine oder Installation weltweit
stammte. Chemiegiganten wie Bayer, Höchst und die
Badischen Anilin- und Soda-Fabriken (BASF) waren mit
ihren international verbreiteten pharmazeutischen
Produkten ebenfalls führend.
Fortschritte in der Technik machte im zweiten
Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts aber nicht nur das
Kaiserreich. Weltweit kam es zu neuen,
bahnbrechenden Entwicklungen und technischen
Erfindungen.
Dem Physiker Ernest RutherFord aus Neuseeland gelang
im Jahr 1910 der Nachweis des Atomkerns. Mit dieser
Entdeckung schuf er die Grundlage für das erste
moderne Atommodel. Neun Jahre später gelang ihm die
erste Atomkernumwandlung.
1916 gelang dem deutschen Physiker Alexander Behm
mit seinen Patenten auf das Echolot der Durchbruch.
Nun war es möglich, vom Schiff aus die Wassertiefe
zu bestimmen.
Aber auch die Fahrzeug- und Luftfahrttechnik
entwickelte sich weiter.
Der erste Start sowie die erste Landung mit einem
Doppeldeckerflugzeug von Bord eines Schiffes gelang
im Jahre 1910 dem amerikanischen Piloten Eugene B.
Ely. Dieser Durchbruch unter anderem ermöglichte die
Verwendung von Flugzeugträger-Schiffen im Zweiten
Weltkrieg.
In London fand zu Beginn dieses Jahrzehnts die erste
Luftfahrtausstellung statt. Daran wurde deutlich,
dass die Luftfahrt weltweit einen viel geachteten
Stellenwert erhalten hatte und langsam aus den
Köpfen der Menschen als neue Entwicklung nicht mehr
wegzudenken war.
So wurde im Jahre 1911 der erste militärische
Aufklärungsflug mit einem Flugzeug in Italien
durchgeführt. Nur drei Jahre später war die Technik
schon so weit, dass aus einem Flugzeug erstmals
Bomben abgeworfen werden konnten.
Die Automobilindustrie machte besonders in den USA
Fortschritte. Die Firma Cadillac baute die ersten
Serienfahrzeuge (1911) und in Detroit wurde von
Henry Ford das erste Montagefließband in Betrieb
genommen (1913). Das seit 1908 produzierte „Model T“
wurde für viele Amerikaner zum Inbegriff von
Reichtum und Wohlstand.
Eine der folgenreichsten Entwicklungen dieses
Jahrzehnts stellte der erstmalige Einsatz von
„Tanks“, also von Panzern dar. Von den Briten wurde
dieses Kriegsgerät 1916 erstmals in der Schlacht an
der Somme eingesetzt. Über die folgenden Jahrzehnte
wurde dieses Model von allen Nationen
weiterentwickelt, um im Zweiten Weltkrieg noch
grausamere Einsätze zu realisieren.
Insgesamt stellen die 1910er Jahre ein Jahrzehnt der
neuen technischen Entwicklungen dar. Durch die Zäsur
des Krieges wurden die Forschungen teilweise
verstärkt, teilweise aber auch fallen gelassen. Der
Erste Weltkrieg kann dennoch als Katalysator für
jede weitere technische Entwicklung nach 1918
angesehen werden.
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