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Das
Modejahr 1913 Mode – Dauerhaftes in Mode und
Unterhaltung
Die Mode, die sich 1913 durchzusetzen begann, sollte
teilweise Bestand bis in die Anfangsjahre des
zwanziger Jahrzehnts haben. Sie wurde auffallend
unauffälliger. Das lag einerseits an einem
zunehmenden Mangel an Stoffen, andererseits an der
freudlosen Stimmung, die vom Schatten eines
drohenden Krieges ausging. Die Ereignisse, die die
Marokko-Krise ausgelöst hatte, wurden von vielen
Menschen richtig eingeschätzt, während sich ebenso
viele Menschen vom Rüstungsgetümmel und den
Flottenparaden beeindrucken ließen. Seine Majestät
würde es schon richten. Doch der Kaiser richtete
nichts. Deutschland ging unbeirrbar einem Krieg
entgegen.
Der Alltag, der immer schwerer wurde und zu einem
Existenzkampf ausuferte, wurde in Sachen Mode von
einem schlichten Tageskleid dominiert. Die Länge des
Saumes reichte bis zu den Knöcheln. Das
Kleid war
sehr schmal geschnitten. Verarbeitet wurden nun
Stoffe, die lange haltbar waren und deren
Farbenfreude sich in Dunkeltönen ausdrückte. Der
Schnitt dieser Kleider entbehrte bei aller Tristesse
nicht einer erstaunlichen Eleganz. Die Einfachheit
war darauf zurückzuführen, dass immer mehr Menschen
öffentliche Verkehrsmittel benutzten, ein- und
aussteigen mussten, so dass allzu üppige Kleidung
dabei nur hinderlich gewesen wäre. Da wurde die
Unbequemlichkeit einer Kutschenfahrt zu einer
Erinnerung, die Bequemlichkeit suggerierte, was die
Garderobe betraf.
Noch immer verzichtete die herkömmliche
Damenbekleidung nicht vollständig auf das Korsett,
obwohl die Reformbekleidung bereits begonnen hatte,
erste Anhänger zu finden. Das locker fallende Kleid,
das bequem war und einen deutlichen Gegensatz zur
Bekleidung bürgerlicher Damen darstellte, hatte es
allerdings noch schwer, sich zu etablieren,
wenngleich die moderne Frauenbewegung weiter
erstarkt war. So zwangen sich viele Damen, die
Sans-Ventre-Linie weiter zu tragen, ließen bis über
die Füße eine Fülle von Stoff gleiten und sogar eine
Schleppe das Kleid abschließen.
Die Pariser Modemacher hatten längst ein Einsehen.
Immerhin gaben sie seit 1906 den schmalen,
untaillierten Röcken den Vorzug. Die reichten zwar
auch noch bis zum Boden, konnten aber ohne Korsett
getragen werden. Es war deutlich zu sehen, dass die
große Zeit der Mode, die die Jahrhundertwende hervor
gebracht hatte, ihrem Ende nahe war. Doch Mode für
die sogenannte „Grand Dame“ gab es dennoch. Elegant,
nur etwas schlichter. Die Tuniken, die über die
Röcke getragen wurden, wurde immer
beliebter.
Besonders der weite Kragen gefiel. Er passte zur
bequemen Kleidung. Enger Rock und lockere Tunika
waren typisch für die Damenmode des Vorkriegsjahres.
Um modisch korrekt gekleidet zu sein, fanden sich
durchaus noch Anlässe, auch wenn die Zeiten
bedrohlich schienen. Kaiser Wilhelm II. präsentierte
sich in seiner majestätischen Uniform, als sich zum
hundertsten Male die Schlacht gegen Napoleon bei
Leipzig jährte und aus diesem Anlass das
Völkerschlachtdenkmal eingeweiht wurde. Dieser
mächtige Koloss war in einer Bauzeit von 15 Jahren
entstanden und dessen Einweihung war ein festliches
Zeremoniell. Das war am 18. Oktober. Im November kam
ganz unspektakulär großer Unterhaltungsnachwuchs zur
Welt: Marika Rökk erblickte am 3. November das Licht
dieser Welt.
Der Sommer hielt für Dänemark ein enthüllendes
Ereignis bereit. Im August wurde das Wahrzeichen von
Kopenhagen entblößt. In Sachen Mode hatte es die
Kleine Meerjungfrau leicht, sie war unbekleidet. Den
Deutschen ging derweil ein führender Sozialdemokrat
verloren. August Bebel starb am 13. August. Wenn
auch heute nicht mehr viele Menschen dieses gütigen,
stets gut gekleideten Mann gedenken, so gab es doch
außerdem etwas, was bis heute enormen Anklang
findet: Im Dezember, in der Weihnachtsausgabe der
„New York World“, erschien eine Erfindung des Briten
Arthur Wynne: das erste Kreuzworträtsel. Es war
dauerhafter als jede Mode und heute findet man
Rätselhefte neben den Modezeitschriften. Der
Zusammenhang ist unklar.
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