1910
1911
1912
1913
1914
1915
1916
1917
1918
1919
Filmjahr 1917
– Der erste Sitten- und Aufklärungsfilm
In den Vereinigten Staaten wurde 1917 als
Zusammenschluss von 26 regionalen Film-Verleihfirmen
die Produktionsfirma „First National“ gegründet.
Initiator war der Produzent Thomas L. Tally
(1861-1945) gewesen. Das ursprüngliche Ziel war,
Filme zu finanzieren und danach deren Verleih zu
übernehmen. Bald kam eine eigene Produktion dazu.
„First National“ reagierte auf die
marktbeherrschende Stellung von Paramount, von der
versucht wurde, das Filmgeschäft immer mehr zu
monopolisieren.
Anfangs ging der Plan auf. „First
National“ hatte für jeweils eine Million US-Dollar
Mary Pickford () und Charlie Chaplin () angeworben.
Damit hatte die Firma die bekanntesten und
wichtigsten Stars ins Boot geholt. Zudem
kontrollierte sie zwei Jahre später etwa 3.400
Kinos. Das entsprach 15 bis 20 Prozent des
US-amerikanischen Marktes.
Unter der Regie von Richard Oswald (1880-1955),
einem österreichischen Filmregisseur und
Drehbuchautor, entstand 1917 der erste von vier
Teilen „Es werde Licht!“. Damit kam der erste
Sitten- und Aufklärungsfilm in die Kinos, in dem
auch Käte Oswald (1890-1985) mitspielte, mit der der
Regisseur seit 1912 verheiratet war. Im Begleittext
zum ersten Teil des Films stand, dass er mit
Unterstützung der „Deutschen Gesellschaft zur
Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ entstanden
war. Oswald hatte mit diesem Film ein ureigenes
Genre initiiert, das seitdem mit seinem Namen in
Verbindung gebracht wurde. Reaktionäre Kreise
attackierten ihn deshalb scharf, weil Oswald mit
seinen skandalumwitterten Werken alle bisher
tabuisierten Bereiche der Sexualität behandelte.
Seine „Es werde Licht!“-Inszenierungen gelten als
die ersten und zentralen Filmproduktionen dieses
Genres, die vor allem in der zensurfreien Zeit
(1918/1919) populär waren. Der 1916 entstandene
erste Teil wurde am 25. Januar 1917 zum ersten Mal
im Rahmen einer Pressevorführung gezeigt. Für das
Publikum lief der Film am 1. März 1917 im
Tauentzienpalast in Berlin-Schöneberg an.
In den USA wurde bei dem Film „The Gulf Between“ zum
ersten Mal das additive 2-Farben-Verfahren mit einem
Spezialprojektor „Technicolor Process No. 1“
eingesetzt. Er war der erste Film in Technicolor,
der in den USA produziert wurde. Gleichzeitig war er
der vierte abendfüllende Farbfilm überhaupt.
Fragmente des Films werden heute in der Margaret
Herrick-Bibliothek, im George Eastman House und im
Smithsonian Natioanl Museum of American History
aufbewahrt.
In München wurde am 12. September 1917 die Firma
ARRI (Arnold & Richter Cine Technik GmbH & Co.
Betriebe KG) gegründet, eine Unternehmensgruppe, die
heute noch existiert und unter anderem mechanische
und digitale Geräte zur Filmherstellung produziert
und vertreibt. Anfänglich bestand das Geschäft aus „Flmaufnahmen“
und dem „Betrieb eines foto- und film-chemischen
Laboratoriums“. Vor allem durch Kameraarbeit,
Filmvorführung und Mechanikarbeiten wurde Geld
verdient. Dann wurde eine erste Kopiermaschine
angeschafft, um selbst kopieren zu können.
<<
Filmjahr 1916
|
Filmjahr 1918 >>