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Chronik 1670 - Ein Kompromiss-Kandidat wurde Papst

Da saßen die Kardinäle nun bis April 1670 zusammen, um endlich einen neuen Papst hervorzubringen. Die Sedisvakanz hatte insgesamt seit Dezember 1669, seit dem Tod von Clemens IX. (1600-1669), 154 Tage gedauert. Zunächst hatten von dem Kardinalskollegium, das 70 Mitglieder zählte, nur 57 bis 66 teilgenommen. Die Zahl differierte. Ein ganz profanes Problem war unter anderem die schlechte Beheizung, dann waren abwechselnd Kardinäle krank und verließen das Konklave. Und dann starb auch noch einer weg, so dass es letztendlich 69 Kardinäle waren. Doch endlich, am 11. Mai 1670, wurde Emilio Altieri (1590-1676), der bereits 80 Jahre alt war, als neues Kirchenoberhaupt inthronisiert. Er gab sich den Namen Clemens X., womit er seinem Vorgänger namentlich unmittelbar folgte, aber wohl auch, um diesen zu Ehren. Schließlich hatte der verstorbene Papst Emilio Altieri noch im Monat seines Todes zum Kardinal ernannt. Entgegen den Vorstellungen der Kardinäle erwies sich der neue Papst rüstiger als sie gedacht hatten. Für sie war die Wahl ein Kompromiss gewesen. Doch der neue Heilige Vater war geistig wach und überließ sofort nach seiner Wahl die laufenden Staatsgeschäfte seinem Adoptivneffen Paluzzo Paluzzi Altieri degli Albertoni (1623-1698), der im selben Monat als Kardinalnepot zum Erzbischof von Ravenna aufstieg und noch einige andere Ämter bekleidete. Selbst Papst wurde er übrigens nie. Derweil hatte der König von England, Karl II. (1630-1685) den Handel mit Indianern an allen in die Hudson Bay mündenden Flüsse genehmigt. Verbürgt war das in der Gründungsurkunde der Hudsons’ Bay Company. Die Handelsgesellschaft, die mit Pelzen ihre Geschäfte abwickelte, zählt zu den weltweit ältesten bestehenden Unternehmen, deren erster Gouverneur Ruprecht von der Pfalz, Duke of Cumberland (1619-1682), gewesen war, der Generalissimus aller englischen Armeen. Zudem hatte er als „Lord High Admiral“ die königliche Flotte geleitet. Er war als Privatsekretär für den englischen König tätig und hatte sämtliche Marine-Angelegenheit in seiner Obhut. Als Gouverneur der Pelz-Company verhalf er dieser zu so großem Erfolg, dass sie bald ein Monopol auf den gesamten Pelzhandel in Kanada hatte. Ihr Territorium (fast das gesamte heutige Kanada) wurde ihm zu Ehren „Ruperts Land“ genannt. Seinen Sitz hatte die Handelsgesellschaft in dem eigens dafür errichteten Fort Albany am Albany River. Von hier aus wurde der Fell-Handel mit den First Nations abgehalten. Das Fort ist eines der ältesten und zu seiner Zeit wichtigsten Forts der Hudson’s Bay Company. Zu Jahresbeginn 1670 war es in Dänemark zu einem Thronwechsel gekommen. Friedrich III. (1609-1670) war im Februar gestorben. Sein Nachfolger als Herrscher von Dänemark und Norwegen wurde Christian V. (1646-1699). Doch ihn hatte man erst kurz vor dem Ableben des Vaters in die Regierungsgeschäfte einbezogen. Auf seine königlichen Pflichten war der junge König so gut wie nicht vorbereitet. Er blieb deshalb auf Berater angewiesen, von denen vor allen anderen Peter Schumacher Graf von Griffenfeld (1635-1699) seine Stunde für gekommen sah. Er gewann schnell Macht und Einfluss, wurde von Christian V. am Todestag von Friedrich III. zum „Obergeheimsekretär“ ernannt, später wurde er noch mit den Titeln „Geheimrat“ und „Exzellenz“ ausgestattet. Im selben Jahr wurde unter Griffenfeld geadelt und drei Jahre später erhielt er den Grafentitel. Inwieweit alle Ratschläfe und Machenschaften positive Auswirkungen auf Dänemark und seine König hatten, sollte die Zeit zeigen, von der Griffenfeld die letzten rund zwanzig Jahre in Kerkerhaft verbrachte, weil er in Ungnade gefallen war. Historisch erwähnenswert ist auch die Juden-Ausweisung aus der Wiener Leopolstadt, die Kaiser Leopold I. (1640-1705) im Sommer 1670 veranlasste. Letztendlich mussten alle Juden Österreich verlassen.
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