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Chronik 1673 - Todesjahr von Molière, dem großen
Komödiendichter
Der zu seinen Lebzeiten
meistgespielte Komödiendichter Frankreichs, der
französische Schauspieler und Theaterdirektor, den
kaum jemand mit seinem Namen Jean-Baptiste Poquelin
kannte, der sich Molière nannte und mit seinen
Stücken den Menschen seiner Zeit einen deutlichen
und unmissverständlichen Spiegel vorhielt – er starb
am 17. Februar 1673 in Paris. Da war auch geboren
worden und von dort ging sein Weg als wandernder
Gaukler durch die Lande und schließlich wieder
zurück. Molière (1622-1673) hatte in seinen letzten
Lebensjahren mit vielen Schicksalsschlägen zu
kämpfen, hatte schwere Verluste zu verkraften, weil
ihm nicht nur seine langjährige Bühnen- und
Weggefährtin, Madeleine Béjart (1618-1672), im
Vorjahr wegstarb, seine Ehe kriselte, sondern auch
sein drittes Kind kurze Zeit nach der Geburt starb.
Schließlich, als wäre es noch nicht genug, sah er
sich mit der Tatsache konfrontiert, dass sein
Partner, der Komponist Jean-Baptiste Lully
(1632-1687), allmählich zu seinem Rivalen wurde, den
der König Ludwig XIV. (1638-1715) in seiner
unzuverlässigen Gunst ihm, Molière, vorzuziehen
begann. Es war eine Ironie des Schicksals, dass sein
letztes Stück, „Der eingebildete Kranke“ („Le malade
imaginaire“), in dem er die Hauptrolle spielte, in
der vierten Aufführung im wahrsten Sinne sein
letztes sein sollte. Er erlitt während dieser
Vorstellung einen Schwächeanfall, an dem er am
selben Abend erlag. Molière gehört zu den großen
Klassikern der Theatergeschichte. Ihm ist es zu
verdanken, dass die Komödie zu einer der Tragödie
gleichwertigen Gattung wurde. Wenn es auch lange
dauerte, bis seine Stücke in andere Sprachen
übersetzt wurden – die ersten Übersetzungen ins
Deutsche erfolgten 1752 – so kennt man sie heute
doch europaweit und sie haben in den heutigen
Inszenierungen nichts von ihrem bloßstellenden
Wahrheitsgehalt verloren, sie vermögen es immer
noch, den Menschen die eigenen Schwächen, arrogante
Verhaltensweisen und Fehler zu offenbaren. Was
Moliére im 17. Jahrhundert geschaffen hat, hat an
Aktualität kaum etwas verloren. Seine Ehefrau
Armande hatte viel Mühe, ihrem Mann eine ordentliche
Beerdigung zu arrangieren. Sie musste zunächst den
Widerstand des Gemeindepfarrers brechen und dann
über den König beim Erzbischof von Paris eine
Genehmigung einholen, dass der große Komödiendichter
auf einem kirchlichen Friedhof eine halbwegs
manierliche Bestattung bekam. Armand, die zwanzig
Jahre jüngere Ehefrau und Witwe übernahm die
Schauspieltruppe ihres Mannes, schloss sich dann
aber dem „Théâtre du Marais“ an. Wenige Jahre später
wies der König die Verschmelzung diese Truppe mit
der des „Hôtel de Bourgogne“ an. So entstand 1680
die Comédie-Française, die heute noch existiert.
Noch einmal hatte in jenem Jahr 1673 ein Unglück in
die Theatergeschichte eingriffen: Die Pariser Oper
brannte ab. Und Ludwig XIV., der in Sachen Mode
längst in Europa zu einem Maßstab geworden war,
führte die Allongeperücke bei Hofe ein. Diese
langlockige Herrenperücke lag mindestens bis zum Tod
des Königs im Trend. Er hatte sie 1673 zur
Staatsperücke erhoben und ihre Verbreitung in Europa
war dann nicht mehr aufzuhalten. Nun war der König
zwar für seinen ausschweifenden Lebensstil, seine
Feste und kulturellen Interessen bekannt, aber auch
für seine unermüdlichen politischen und
wirtschaftlichen Aktivitäten. Im selben Jahr 1673
wurde in seinem Auftrag die „Senegalkompanie“
gegründet. Diese französische Handelsgesellschaft
diente vor allem dem Sklavenhandel.
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