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Chronik 1679 - Oh, du lieber Augustin – die Pest ist in Wien

Endlich war Frieden in Sicht. Zu Beginn des Jahres schloss Schweden mit dem Heiligen Römischen Reich den „Frieden von Nimwegen“, dem im Vorträge vorausgegangen waren. Doch nun waren die entstandenen Konflikte, die durch den Französisch-Niederländischen Krieg aufgebrochen waren, bereinigt, Frankreich bekam das Elsass und Lothringen und der Holländische Krieg war ausgestanden. Auf dem Papier sah es aalglatt aus, unzählige Familien aber hatten keinen Ernährer mehr. Der französische Physiker, Mathematiker und Erfinder, Denis Papin (1647- vermutlich 1712), ging derweil seinen ausgeklügelten, technischen Neuerungen nach. Er hat mit der Erfindung des Dampfkochtopfes, besser, des Dampfdruckkochtopfes, in jenem Jahr den ersten Schritt auf dem Weg zur Entwicklung der Dampfmaschine getan. Das Jahr 1679 war für Wien ein Schreckensjahr, an das die Wiener Pestsäule noch heute erinnert. Geblieben ist aus dieser verheerenden Pestepidemie aber nicht nur die Säule, sondern auch die Geschichte vom „lieben Augustin“. Kaum jemand kannte ihn unter seinem richtigen Namen Markus Augustin (1643-1685). Als Bänkelsänger, Sackpfeifer und Stegreifdichter versuchte er die Menschen in der schrecklichen Zeit aufzuheitern. Seine zotigen Lieder, die er besonders während der Pestzeit vorgetragen hat, machten eine Legende aus ihm. Er war bei den Menschen sehr beliebt und hat auch heute noch einen Platz im Sprachgebrauch weit über die Grenzen Wiens hinaus. Im Volksmund kennt man noch das Lied „Oh, du lieber Augustin, alles ist hin.“ Er hatte es nach einem makabren Erlebnis ersonnen. Im Jahr 1679 war er volltrunken in einer Gasse eingeschlafen, wirkte wie tot. Die Siech-Knechte, die viel damit zu tun hatten, die Pest-Toten einzusammeln, brachten ihn zusammen mit den anderen Toten in ihrem Sammelkarren vor die Stadtmauer. Augustin wurde mit den anderen in ein Massengrab geworfen. An der Stelle steht heute der Augustinbrunnen. Das Pestgrab war nur provisorisch mit Kalk bedeckt worden. Als Augustin von seinem Rausch erwachte, krakeelte er solange herum, spielte auf seinem Dudelsack, bis ihn rettende Hände aus dem Grab zogen. Das Erlebnis fasste er dann in ein Lied, das es noch immer gibt, während der Hintergrund in Vergessenheit geraten ist. Augustin selbst konnte vom Vortrag des Liedes recht gut leben, fand immer neue Zuhörer und erfreute sich auch nach der Wiener Pestepidemie allgemeiner Beliebtheit.
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