1670 1671 1672 1673 1674 1675 1676 1677 1678 1679

Chronik 1671 - Der Diebstahl der britischen Kronjuwelen

Der in Irland geborene Thomas Blood (1618-1680), ein Oberst, der vor allem als Abenteurer zu großer Bekanntheit in England gelangte, war zu jener Zeit einer der beliebtesten Männer des Landes. Da fand beispielsweise die Befreiung auf offener Straße seines zum Tode verurteilten Gefährten großen Respekt bei den Menschen. Als er jedoch versuchte, den Herzog von Ormond (1610-1688) eigenhändig in Tyburn an den Galgen zu knüpfen, was misslang, war Blood gezwungen, anschließend in London unterzutauchen. Dort gelang ihm Jahr 1671 ein spektakulärer Coup, der erst recht Schlagzeilen machte. Blood raubte die Kronjuwelen aus dem Tower. Um diesen Diebstahl zu realisieren, hatte er sich als Geistlicher verkleidet und so Talbot Edward besucht, der als Verwahrer der Juwelen mit seiner Familie über dem Gewölbe wohnte, in dem die Schätze aufbewahrt wurden. Zunächst hatte er die Juwelen im Tower als „Pfarrer“ Blood besichtigt. Er manipulierte diverse Situationen und freundete sich mit der Familie Edward an, die ihn natürlich für einen echten Pfarrer hielt. Für Edwards‘ Tochter, die im heiratsfähigen Alter war, wurde ein Tag des Kennenlernens mit dem angeblichen Neffen des „Pfarrers“ Blood arrangiert, an dem dieser mit zwei Freunden und dem „Neffen“ bei der arglosen Familie erschien. Dieses Treffen nutzten Blood und seine Gefolgsgenossen, ließen sich die Kronjuwelen privat zeigen, schlugen den armen Verwahrer nieder und stahlen die Krone und den Reichsapfel. Das Zepter mit dem Kreuz war zu groß, als dass sie es in ihren Sachen unterbringen konnten. Den gutmütigen Edward hatten sie niedergeschlagen und gefesselt. Als unerwartet dessen Sohn vom Armeeurlaub zu Besuch kam, die Schreie des Vaters hörte und Hilfe holte, wurde Blood gefasst. Er beharrte darauf, lediglich König Karl II. (1630-1685) selbst Auskunft über seine Raub-Motive geben zu wollen. Tatsächlich führte man ihn zum König. Als Blood in seiner gewinnenden Art verkündete, dass die Kronjuwelen ohnehin nur 6.000 Pfund einbringen würden, statt der geschätzten 100.000 Pfund, war der König von dessen Mut beeindruckt. Er fand Gefallen an dem kühnen Abenteurer, begnadigte ihn, schenkte ihm einen Landbesitz in Irland und so wurde der Dieb letztendlich ein vertrauter Anblick und gern gesehener Gast bei Hofe. Weniger Gnade erfuhr der russische Bauernführer Stenka Rasin (1630-1671). Als dieser nach einem Verrat von Kosaken gefangen genommen worden war, verhörte ihn der Zar zwar auch höchstpersönlich, ließ ihn aber im Sommer des Jahres 1672 hinrichten.
<< Das war 1670   |   Das war 1672 >>



Ereignisse & Schlagzeilen 1671