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Chronik 1671 - Der Diebstahl der britischen
Kronjuwelen
Der in Irland geborene Thomas Blood (1618-1680), ein
Oberst, der vor allem als Abenteurer zu großer
Bekanntheit in England gelangte, war zu jener Zeit
einer der beliebtesten Männer des Landes. Da fand
beispielsweise die Befreiung auf offener Straße
seines zum Tode verurteilten Gefährten großen
Respekt bei den Menschen. Als er jedoch versuchte,
den Herzog von Ormond (1610-1688) eigenhändig in
Tyburn an den Galgen zu knüpfen, was misslang, war
Blood gezwungen, anschließend in
London
unterzutauchen. Dort gelang ihm Jahr 1671 ein
spektakulärer Coup, der erst recht Schlagzeilen
machte. Blood raubte die Kronjuwelen aus dem Tower.
Um diesen Diebstahl zu realisieren, hatte er sich
als Geistlicher verkleidet und so Talbot Edward
besucht, der als Verwahrer der Juwelen mit seiner
Familie über dem Gewölbe wohnte, in dem die Schätze
aufbewahrt wurden. Zunächst hatte er die Juwelen im
Tower als „Pfarrer“ Blood besichtigt. Er
manipulierte diverse Situationen und freundete sich
mit der Familie Edward an, die ihn natürlich für
einen echten Pfarrer hielt. Für Edwards‘ Tochter,
die im heiratsfähigen Alter war, wurde ein Tag des
Kennenlernens mit dem angeblichen Neffen des
„Pfarrers“ Blood arrangiert, an dem dieser mit zwei
Freunden und dem „Neffen“ bei der arglosen Familie
erschien. Dieses Treffen nutzten Blood und seine
Gefolgsgenossen, ließen sich die Kronjuwelen privat
zeigen, schlugen den armen Verwahrer nieder und
stahlen die Krone und den Reichsapfel. Das Zepter
mit dem Kreuz war zu groß, als dass sie es in ihren
Sachen unterbringen konnten. Den gutmütigen Edward
hatten sie niedergeschlagen und gefesselt. Als
unerwartet dessen Sohn vom Armeeurlaub zu Besuch
kam, die Schreie des Vaters hörte und Hilfe holte,
wurde Blood gefasst. Er beharrte darauf, lediglich
König Karl II. (1630-1685) selbst Auskunft über
seine Raub-Motive geben zu wollen. Tatsächlich
führte man ihn zum König. Als Blood in seiner
gewinnenden Art verkündete, dass die Kronjuwelen
ohnehin nur 6.000 Pfund einbringen würden, statt der
geschätzten 100.000 Pfund, war der König von dessen
Mut beeindruckt. Er fand Gefallen an dem kühnen
Abenteurer, begnadigte ihn, schenkte ihm einen
Landbesitz in Irland und so wurde der Dieb
letztendlich ein vertrauter Anblick und gern
gesehener Gast bei Hofe. Weniger Gnade erfuhr der
russische Bauernführer Stenka Rasin (1630-1671). Als
dieser nach einem Verrat von Kosaken gefangen
genommen worden war, verhörte ihn der Zar zwar auch
höchstpersönlich, ließ ihn aber im Sommer des Jahres
1672 hinrichten.
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