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Chronik 1678 - Die erste Frau mit Doktortitel,
das erste Automobil und ein Theaterstreit
Im Holländischen Krieg zog allmählich etwas Ruhe
ein. Immerhin wurde noch vor dem endgültigen Frieden
einer der ersten Friedensverträge von Nimwegen
geschlossen. Frankreich und die Republik der Sieben
Vereinigten Niederlanden schlossen ihn. Den
Franzosen gelang wenig später ein weiterer
Friedensvertragsabschluss. Dieses Mal mit Spanien.
Das Land war in den Holländischen Krieg mit anderen
Mächten verstrickt. Gebietszuwächse gingen an
Frankreich. Es erhielt die Freigrafschaft Burgund.
Kein Krieg, aber ein handfester Theaterstreit, der
als Hamburgischer Theaterstreit in die
bühnenhistorischen Annalen einging, spielte sich in
der Hansestadt ab. Dieser Streit drehte sich um die
Frage der sittlichen Erlaubtheit von Oper und
Schauspiel überhaupt. Er dauerte bis 1688 und war
der erste Streit dieser Art, dem 1768 ein berühmter
Zweiter Streit folgte. Die Öffentlichkeit nahm regen
Anteil an diesen Diskussionen, denn sie wurden mit
großem Aufwand publizistisch nach außen getragen.
Der Auslöser war die Aufführung des geistlichen
Singspiels „Adam und Eva“ von Johann Theile
(1646-1724), mit dem die Oper am Gänsemarkt in
Hamburg eingeweiht wurde, das erste bürgerliche
Opernhaus in Deutschland. Aus diesem Theater
entwickelte sich später die Hamburgische Staatsoper,
die heute ein weltweit führendes Opernhaus ist.
Unbedingt Erwähnung sollte im Jahr 1678 die erste
Frau, die weltweit einen ersten Doktortitel erhielt.
Es war die Italienerin Elena Lucrezia Cornaro
Piscopia (1646-1684). Sie wollte ihren Doktortitel
ursprünglich in dem Wunschfach Theologie machen. Das
wurde ihr von der Universität Padua verwehrt. Das
Argument: Eine Frau habe in der Kirche zu schweigen
und könne deshalb keine Lehrbefugnis erhalten. Ihr
wurde das Fach Philosophie erlaubt. Darin konnte sie
schließlich 1678 ihren Doktortitel machen. Schade
nur, dass Piscopia nur so ein kurzes Leben vergönnt
war. Und weit ab von Europa, und dennoch die
Leistung eines Europäers, war das, was dem
belgischen Jesuitenpater Ferdinand Verbiest
(1623-1688) am chinesischen Hof gelang. Er baute
einen kleinen, selbstfahrenden und lenkbaren Wagen,
der von einem Dampfkessel angetrieben wurde – das
vermutlich erste Automobil der Welt. Es hatte einige
Jahre gedauert, bis er die Konstruktion fahrbereit
hatte, aber im Jahr 1678 ging er damit in die
Geschichte ein – und letztendlich auch wieder unter,
denn bis zum tatsächlich ersten Auto der Welt
vergingen noch Jahrhunderte. Eine Gründung mit
Langzeit-Bestand gelang hingegen dem Patrizier und
späteren Lübecker Bürgermeister Peter Hinrich
Tesdorpf (1648-1723) – die erste heute noch
existierende und damit älteste Weinhandlung
Deutschlands. Als Firma Carl Tesdorpf ist sie noch
immer für den Import hochwertiger Weine aus dem
Bordelais und aus Burgund bekannt.
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