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Chronik 1676 - Ein neuer Papst, ein neuer Zar
und keine Magie
Man hatte ihm nicht so eine lange Amtszeit als Papst
zugetraut – Clemens X. (1590-1676) war immerhin
schon 80 Jahre alt gewesen, als er zum
Kirchenoberhaupt gewählt wurde. Die meisten
Kardinäle hatten ihn als einen Kompromisskandidaten
angesehen. Umso größer war die Enttäuschung, als
sich Clemens X. als geistig rege und durchaus vital
erwies, wenngleich er die Regierungsgeschäfte an
seinen Adoptivneffen, Kardinal Paluzzo Paluzzi
Altieri degli Albertoni (1623-1698) weitergegeben
hatte. Doch im Jahr 1676, am 22. Juli, starb der „Kompromiss“-Papst.
Zeitgenossen schätzten sein sechsjähriges Pontifikat
generell als ein langes ein. Wenige Tage nach seinem
Tod, am 2. August, begann das Konklave zur Wahl des
Nachfolgers, der Mitte September 1676 gefunden war.
Kardinal Benedetto Odescalchi (1611-1689), dessen
Wahl beim letzten Konklave 1669/1670 noch am
französischen Widerstand gescheitert war, war zum
neuen Heiligen Vater gewählt worden. Seine Amtszeit
sollte noch länger dauern als die seines Vorgängers.
Kardinal Odescalchi nahm den Namen Innozenz XI. an.
Seine erste Amtshandlung war es, dem Kirchenstaat
rigorose Sparmaßnahmen zu verordnen. Der Haushalt
war hoch verschuldet und es galt, diesen wieder
auszugleichen, was dem neuen Papst auch gelang.
Innozenz XI. gilt vielen Historikern heute als eine
beispielhafte Figur in der Position des
Kirchenoberhauptes. Sein Auftreten war asketisch,
sein Lebenswandel sittlich und skandalfrei. Er war
gewissenhaft, fest im Glauben, nahm sein Amt sehr
ernst und erwies sich als einer der bedeutendsten
und würdigsten Päpste seiner Zeit. Heute wird
Innozenz XI. als Seliger verehrt. Eine derartige
Verehrung wurde dem Zaren Alexei I. (1629-1676), der
im Februar 1676 starb. Ihm folgte sein Sohn auf den
Thron, der als 16-Jähriger, als Fjodor III.
(1661-1682) die Herrschaft am Zarenhof übernahm. Da
man ihn seiner Jugend wegen und der häufigen
Erkrankungen als Kind unterschätzte, erwartete man
ein schwache Regierungsführung von dem neuen Zaren.
Er hatte sich deshalb auch einiger Widersacher zu
erwehren. Einer von denen war Artomon Sergejewitsch
Matwejew (1625-1682), der massiv versuchte, den
jungen Zaren um seine Macht zu bringen. Doch Fjodor
III. ließ Matwejew schon drei Monate nach dem Tod
des Vaters wegen Korruption und Machtmissbrauch
verurteilen und schickte ihn in die Verbannung.
Zudem wurde er auch noch der Schwarzen Magie
bezichtigt. Dass südlich des italienischen Ortes
Livorno Trümmer eines beim Erdeintritt zerplatzten
Meteors in das Thyrrhenische Meer regneten, hatte
mit Magie nichts zu tun. Auch nicht, dass der
dänische Astronom Ole Rømer (1644-1710) der Pariser
Académie des sciences seine These vorstellte, dass
die Lichtgeschwindigkeit eine endliche Größe sei,
wobei er sich bei dieser Erkenntnis auf
Beobachtungen der Verfinsterungen der vier Monde des
Jupiters stützte.
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