Chronik 1623 - Erste Rechenmaschine, ein neuer Papst und München wurde Residenzstadt

Da war er in Paderborn noch siegreich gewesen, der „tolle Christian“, wie Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (1599-1626) meist genannt wurde. Bei Stadtlohn (heute Nordrhein-Westfalen) wurde er mit seinen Männern vernichtend geschlagen. Das Heer der katholischen Liga, angeführt von Graf von Tilly (1559-1632), entschied die Schlacht für sich. Damit war der böhmisch-pfälzische Krieg beendet, nicht aber der Dreißigjährige Krieg. Ferdinand II. (1578-1637) hatte Friedrich von der Pfalz, also Friedrich V. (1596-1632), der von 1610 bis 1623 Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz gewesen war, die Kurwürde aberkannt. Dafür wurde Herzog Maximilian I. von Bayern (1573-1651) auf dem Regensburger Fürstentag im Januar 1623 die Kurwürde verliehen. Er durfte diese zwar nicht weitervererben, aber München wurde Residenzstadt und er war Kurfürst auf Lebenszeit. Der Regensburger Fürstentag war ein Höhepunkt der kaiserlichen Macht während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Außerdem untermauerte er die Stärke der Katholischen Liga im Reich. Kein Geringerer als Papst Gregor XV. (1554-1623) Rom hatte sich dafür eingesetzt, das Herzog Maximilian I. die Kurwürde erhielt. Als Dank schenkte der neue Kurfürst dem Papst die Universitätsbibliothek Heidelberg, die „Bibliotheca Palatina“, die mit ihren mittelalterlichen Handschriften eine der bedeutendsten Renaissance-Bibliotheken war. Lange hatte der Papst allerdings keine Freude an dem Geschenk, denn am 8. Juli 1623 starb er nach zweijähriger Amtszeit. Für die Wahl eines neuen Papstes berieten die Kardinäle 18 Tage, um dann Maffeo Kardinal Barberini (1568-1644) zu seinem Nachfolger zu wählen. Der promovierte Jurist, der aus einer einflussreichen und angesehenen Florentiner Kaufmannsfamilie stammte, gab sich den Namen Urban VIII. und seine adelige Familie erreichte damit den Höhepunkt ihrer Macht. Dessen ungeachtete nahmen auch wissenschaftlich-technische Neuerungen ihren Weg. Der deutsche Professor für Hebräisch an der Universität Tübingen, der auch Theologe, Physiker, Astronom und Mathematiker war, Wilhelm Schickard (1592-1635), präsentierte 1623 die erste Rechenmaschine. Dank seiner mechanischen Fähigkeiten – Johannes Kepler (1571-1630) nannte ihn in einem Brief einen „beidhändigen Philosophen“ – hatte er die natürlich selbst gebaut. Er bezeichnete sie als Rechenuhr. Mit ihr konnte von bis zu sechsstelligen Zahlen addiert und subtrahiert werden, aber vor allem erleichterte die Maschine astronomische Berechnungen. Ein „Speicherüberlauf“ konnte sie durch das Läuten einer Glocke signalisieren. Im Jahr 1623 endete die Kipper- und Wipperzeit (siehe 1622) durch eine Münzreform und in England kam unter dem Titel „Mr. William Shakespeare’s Comedies, Histories and Tragedies“ erschien die erste Gesamtausgabe (First Folio) der Werke von William Shakespeare (1564-1616) heraus.
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