Chronik 1628 - Das Jahr ohne Sommer – die kleine Eiszeit

Der Dreißigjährige Krieg wütete schon zehn Jahre lang. In Stralsund begann die Belagerung der Stadt durch den Feldherrn Albrecht von Wallenstein (1593-1634), die noch im selben Jahr ohne Erfolg endete. Wallensteins letzte Einheiten mussten unverrichteterdinge abrücken. Doch für Wallenstein selbst hatte das Jahr schon im Januar ertragreich – begonnen. Er kaufte sich heimlich vom Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) zwei Herzogtümer, und zwar Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow. Die herzöglichen Vorbesitzer wurden von Wallenstein aufgefordert, ihr Land zu verlassen. In Frankreich waren es die Nachwirkungen der Bürgerkriege, die als Hugenottenkriege bekannt geworden waren und nun – knapp 30 Jahre später – noch einmal durch die Belagerung von La Rochelle und den Konflikt der Hugenotten mit dem König Ludwig XIII. (1601-1643) lebendig wurden. Die Belagerung hatte bereits im September des Vorjahres begonnen. Es war schon Oktober im Jahr 1628, als die Stadt endgültig kapitulieren musste. Kardinal Richelieu (1585-1642) und sein Heer zogen in die Stadt ein, in der sie Unmengen von Leichen vorfanden. Von 28.000 Bewohnern hatten nur etwa 5.000 überlebt. Die Hugenotten waren bis auf wenige Ausnahmen vernichtet worden. Die Überlebenden wurden jedoch weiter verfolgt. Im Hintergrund aller Geschehnisse machte auch die Wissenschaft Fortschritte. In das Jahr 1628 fällt beispielsweise die Erstveröffentlichung der Studien des englischen Arztes William Harvey (1578-1657), der seine anatomischen Studien über die Bewegung des Herzens und des Blutes – „Exercitatio Anatomica de Motu Cordis et Sanguinis in Animalibus“ – herausgab. Das wissenschaftliche Werk über die Funktion des Blutkreislaufes und dessen genaue Beschreibung verschaffte dem Arzt in ganz Europa großes Ansehen. Während das Jahr 1628 als ein „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte der Klimaforschung einging, sogar einen Tiefpunkt einer kleinen Eiszeit darstellte, waren sich die Menschen auf unwissenschaftliche Weise darin einig, dass dieses Wetter-Phänomen nicht zuletzt dem Hexenunwesen zuzuschreiben sei. Heute weiß man, dass sich diese kleine Eiszeit bereits im 15. Jahrhundert abzuzeichnen begonnen hatte und immer wieder für erhebliche Klimaschwankungen sorgte. Die Jahre seit 1570 waren schon von merklicher Kälte gezeichnet gewesen. Von diesem besonders kühlen Sommer bekam der Bamberger Bürgermeister Johannes Junius (1573-1628) nicht viel mit, denn ihm hatte man mittels Folterungen ein Geständnis abgezwungen und ihn danach auf dem Scheiterhaufen als Hexer verbrannt.

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