Lise Meitner Lebenslauf
Lise Meitner kam am
7. November 1878 in Wien im damaligen
Österreich-Ungarn zur Welt. Ihre
jüdischen Eltern – ihr Vater Philipp war
erfolgreicher Schachspieler und Rechtsanwalt -
erzogen sie und ihre sieben Geschwister
protestantisch und ließen sie taufen. Da Mädchen
zu jener Zeit auf Gymnasien noch nicht
zugelassen waren, absolvierte sie zunächst die
Bürgerschule. Meitner bereitete sich daraufhin
im Selbststudium auf die Matura vor, welche sie
22-jährig neben einem Lehrerinnen-Examen
erfolgreich ablegte.
1901
begann sie an der
Universität Wien ihr Studium der
Physik, Mathematik und
Philosophie. Fünf Jahre
später promovierte Meitner über die Wärmeleitung
inhomogener Körper, womit sie die zweite Frau
überhaupt war, die bis dato promoviert hatte.
1907 folgten erste Publikationen über Alpha- und
Beta-Strahlen sowie der Umzug nach
Berlin,
um sich im Bereich der Radiophysik
weiterzubilden. Obwohl sich zu diesem Zeitpunkt
in Preußen Frauen noch nicht an Universitäten
immatrikulieren durften, folgte sie als
Gasthörerin den Vorlesungen von
Max Planck.
Dort traf sie auch auf einen jungen Chemiker
namens
Otto Hahn,
mit dem sie fortan ihre experimentelle Arbeit im
Chemischen Institut der
Friedrich-Wilhelms-Universität als „unbezahlter
Gast“ fortsetzte. 1909 entdeckten die beiden den
radioaktiven Rückstoß bei der Aussendung von
Alpha-Strahlen und in den Folgejahren diverse
radioaktive Nuklide. Diese wissenschaftlichen
Erfolge blieben nicht unbeachtet. Lise Meitner
lernte daraufhin Größen wie Albert Einstein und
Marie Curie persönlich kennen und wurde 1912 zur
persönlichen – wenn auch inoffiziellen –
Assistentin Max Plancks. Ein Jahr später wurde
Meitner offiziell als wissenschaftliches
Mitglied im Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie
aufgenommen.
Während Otto Hahn in den darauffolgenden
Jahren des Ersten Weltkrieges
maßgeblich an der Entwicklung chemischer
Kampfstoffe wie Giftgas beteiligt war und dessen
erste Einsätze auch persönlich vor Ort an der
Front überwachte, war Meitner lediglich als
Röntgenschwester im Einsatz. 1917 setzten die
beiden jedoch wieder ihre Forschungsarbeit fort
und entdeckten im Jahr darauf das Element Nr.
91, Protactinium. Im selben Jahr übernahm sie
die Leitung der radiophysikalischen Abteilung am
Kaiser-Wilhelm-Institut. Ihre Habilitation als
Dozentin folgte 1922. Vier Jahre später wurde
sie an der Universität außerordentliche
Professorin für experimentelle Kernphysik. Lisa
Meitner war nun die erste Professorin für Physik
Deutschlands.
Im Zuge der
Machtübernahme der Nationalsozialisten
im Januar 1933 wurde ihr als gebürtige Jüdin
bereits wenig später die Lehrerlaubnis entzogen.
Ihre Forschungsarbeit konnte sie lediglich am
nicht-staatlichen Kaiser-Wilhelm-Institut
fortsetzen, wo sie 1934 gemeinsam mit Hahn und
Fritz Straßmann mit ihren Forschungen zu
Transuraniumelementen begannen. Mit dem
"Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im
Juli 1938 wurde Meitners Situation schwieriger,
da sie als österreichische Staatsbürgerin nun
auch unter die Nürnberger Rassegesetze fiel. Aus
Sorge um sie bereitete Otto Hahn ihre Flucht aus
Nazi-Deutschland vor. Über die
Niederlande und
Dänemark
geht Meitner ins Exil nach
Schweden,
wo sie am Nobel-Institut für Physik ihre
Forschungen weiterführen konnte. Hähn und
Straßmann forschten weiterhin in Berlin und
entdeckten Ende 1938 die Kernspaltung von Uran
und Thorium. Meitner wurde von Hahn über die
Ergebnisse ständig auf dem Laufenden gehalten.
Ein reger Briefwechsel entstand und durch ihre
Anregungen konnte Meitner einen maßgeblichen
Teil zu dieser Entdeckung beitragen. Im
Folgejahr entwickelte sie gemeinsam mit ihrem
Neffen, dem Physiker Otto Robert Frisch, in
ihrem Exil die erste theoretische Deutung der
Spaltung zweier Kerne. Otto Hahn wurde 1944 für
die Entdeckung und den radiochemischen Nachweis
der Kernspaltung mit dem Nobel-Preis
ausgezeichnet.
1946 reiste Meitner
in die USA
und hielt als Gastprofessorin Lesungen an der
Katholischen Universität in Washington. Von der
US-Presse wurde sie einerseits zur "Frau des
Jahres" gekürt, andererseits aber auch als
"jüdische Mutter der Atombombe" bezeichnet. Ein
Jahr später erhielt sie eine Forschungsprofessur
an der Königlich Technischen Hochschule von
Stockholm, wo sie die kernphysikalische
Abteilung leitete. 1955 erhielt sie als erste
Preisträgerin den Otto-Hahn-Preis für Chemie und
Physik, vier Jahre später das
Bundesverdienstkreuz. 1960 zog Meitner zu ihrem
Neffen Frisch nach Cambridge in Großbritannien.
Deutschland besuchte sie letztmalig im Jahr
1964
für einen Besuch eines physikalischen
Kolloquiums der Physikalischen Gesellschaft der
DDR. Lise Meitner verstarb am
27.
Oktober 1967 in Cambridge, 10 Tage vor
ihrem 90. Geburtstag und drei Monate nach Otto
Hahn. Bis zu ihrem Tod setzte sie sich für eine
friedliche Nutzung der Atomenergie ein.
Lise Meitner
Seiten, Steckbrief etc.