Die VW Käfer Geschichte

Er war mit mehr als 21,5 Millionen Fahrzeugen viele Jahre lang das weltweit meistverkaufte Automodell. Produziert wurde er zwischen 1938 bis 2003. Gemeint ist der VW Käfer, der seine lange, unangefochtene Spitzenstellung auf der Beliebtheitsskala im Juni 2002 an den VW Golf abgeben musste, bevor er ein Jahr später wohlverdient in den Ruhestand bzw. ins Museum geschickt wurde.
Die Erfolgsgeschichte begann in unruhigen Zeiten: Im Jahr 1934 wurde Ferdinand Porsche vom damaligen Reichsverband der Deutschen Automobilindustrie (RDA) mit der Konstruktion eines „Volkswagens“ beauftragt. Nach mehreren Prototypen und vielen Tests wurden der Öffentlichkeit 1938 drei Modellvarianten des Serienmodells 38 präsentiert - ein Cabriolet sowie eine Limousine mit und eine ohne Rolldach. Besonderes Erkennungszeichen war das typische „Brezlfenster“. Der erste Volkswagen hatte einen Hubraum von 986 Kubik, 24 PS und wog 750 Kilogramm.
Sein Spitzname „Käfer“ geht wohl auf einen US-Zeitungsartikel von 1938 zurück. Offiziell trug der neue Volkswagen den Namen „KdF-Wagen“ - abgeleitet von der nationalsozialistischen Organisation „Kraft durch Freude“. Mit einem Preis von 990 Reichsmark (RM) - heute etwa knapp 4.000 EUR - sollte das neue Automobil für jeden Bürger erschwinglich sein - ein echter „Volkswagen“ eben.
Um den „KdF-Wagen“ im großen Stil zu produzieren, wurde 1938 in der Nähe von Fallersleben der Bau des Volkswagen-Werks initiiert und kurz darauf eine ganze Stadt gegründet, die „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ - das heutige Wolfsburg. Als kurz darauf der Zweite Weltkrieg begann, wurde die zivile Autoproduktion zugunsten der Produktion von automobilen Rüstungsgütern zurückgestellt: Bereits vorgemerkte Käufer für den „KdF-Wagen“ wurden nicht beliefert, stattdessen wurden die 630 bereits gefertigten Modelle ebenfalls an das Militär abgegeben.
Insgesamt hatten bis Kriegsende rund 340.000 Personen Anrechtsscheine im Gesamtwert von mehr als 280 Millionen RM am VW erworben, in dessen Besitz die Autobauer jedoch nie gekommen waren, da sie auf einem Sperrkonto lagen. 1945 beauftragte die britische Militärregierung, die für das Volkswagen-Werk zuständig war, 20.000 Limousinen zu fertigen. In der Folge startete die Serienproduktion des ersten Nachkriegs-VWs Ende 1945. Im Herbst 1946 lief der 10.000ste VW vom Band und 1946 wurden die ersten Fahrzeuge in die Niederlande exportiert. Bereits 1948 wurde der 25.000ste VW produziert und 1949 wurden die ersten zwei VW-Limousinen per Schiff in die USA transportiert. Dabei war die Ausstattung der Exportmodelle luxuriöser als die heimatlichen Standardmodelle.
1950 gab’s - gegen Aufpreis - den ersten VW mit Faltdach und hydraulischer Fußbremse. 1951 war die Zahl der Exportländer für den VW Käfer bereits auf 29 gestiegen und die Produktionszahlen kletterten auf mehr als 250.000.
Im Jahr 1953 wurde das legendäre „Brezlfenster“ des VW Käfer durch größere, ovale Fenster ersetzt. Die Produktion hatte nun die 500.000-Marke überschritten und von Wolfsburg aus wurden 86 Ländern beliefert. Ein Jahr später wurde ein VW mit 30-PS-Motor präsentiert, der eine Spitzengeschwindigkeit von 100 Stundenkilometer erreichte. 1955 knackte der VW die Millionenmarke. Neuerungen des Käfers waren nun Doppelauspuff, PVC-Schiebedach und neue Heckleuchten. 1957 erhielt der Käfer erneut eine größere Heckscheibe. 1961 - nach langwierigen Prozessen - erhielten die ehemaligen „KdF-Sparer“ einen Rabatt von 600 DM auf den Kauf eines neuen VWs als „Entschädigung“ ihrer verlorenen Anteilsscheine, alle anderen bekamen 100 DM in bar.
1962 lief der fünfmillionste Käfer vom Band und in Mexico City wurde 1964 die „Volkswagen de México, S.A. de C.V." gegründet. Im Dezember 1964 startete im VW-Werk Emden ebenfalls die Serienproduktion des Kultautos, um der gestiegenen Nachfrage entgegenzukommen. 1967 war das Jahr des einmillionsten Käfers. Der so genannte „Spar-Käfer“, der VW 1200, mit 34-PS-Motor, kam auf den Markt und der VW 1500 wurde mit Schräglenker-Hinterachse sowie mit Automatikgetriebe präsentiert.

1968 wurde der VW in der Werbung nun auch ganz offiziell zum „Käfer“ und 1971 präsentierte er sich nochmals mit vergrößertem Heckfenster. 1972 gelang es mit dem 15.007.034sten Käfer den bis dahin geltenden Produktionsrekord des Ford-T-Modells einzustellen und der so genannte „Panorama-Käfer“, der VW 1303, lief vom Band. 1973 begann VW mit der Produktion einer Reihe von modischen Sondermodellen, wie dem „Jeans-Käfer“, dem „City-Käfer“ oder dem „schwarz-gelben Renner“.
1974 lief dann im Wolfsburger Stammwerk der letzte Käfer vom Band. Der VW 1303 A wurde nun nicht mehr produziert. Und im Juli 1975 wurde auch die Produktion des VWs 1303 eingestellt. 1978 lief im Emdener VW-Werk der endgültig letzte in Deutschland gebaute VW Käfer vom Produktionsband. Nach 16.255.500 produzierten Käfern ging damit in Deutschland eine lange, erfolgreiche Ära zu Ende. In Übersee wurden damals täglich noch über 1.000 Käfer gefertigt. 1980 lief dann auch die Käfer Cabrio-Produktion bei Karmann in Osnabrück aus - nach 330.281 Exemplaren insgesamt.
1981 wurde in Mexiko der 20-millionste Käfer in Puebla, bei der „Volkswagen de México" produziert. Als Jubiläumsmodell kam der „Silver Bug“ auf den Markt. 1984 feierten die Mexikaner ihren 100.000sten Export-Käfer. Ein Jahr später dockte in Emden das letzte Überseeschiff mit einer Ladung Käfer an. 1992 belief sich die mexikanische VW-Produktion auf insgesamt 21 Millionen. 2002 muss der VW seinen Titel als meistverkaufter Volkswagen an seinen Nachfolger, den VW Golf mit 21.517.415 Exemplaren, abgeben. 2003 lief dann auch in Mexiko der letzte Käfer vom Band und der VW Golf schrieb künftig die Erfolgsgeschichte des Unternehmens fort.