Die erste Kreuzfahrt

Die erste Kreuzfahrt der Welt zu Tourismuszwecken  startete Im Jahre 1891 mit der Augusta Victoria in Cuxhaven. Kreuzfahrten haben nach dem Zweiten Weltkrieg die im 19. und frühen 20. Jahrhundert bedeutende Linien-Passagierfahrt in wirtschaftlicher Hinsicht weit hinter sich gelassen.
 

Als „Kreuzfahrten“ werden allgemein maritime Pauschalreisen bezeichnet, bei denen nicht wie bei der klassischen Passagierfahrt das möglichst schnelle Zurücklegen einer Seestrecke vom Abfahrthafen zum Zielhafen im Mittelpunkt steht. Kreuzfahrten bieten dagegen mit einem oft breiten Unterkunfts-, Verpflegungs- und Unterhaltungsprogramm an Bord verbundene Möglichkeiten an, attraktive Landgänge bei ausgesuchten Zielen machen zu können. Dominierend wurden dabei Hochsee-Kreuzfahrten von unterschiedlicher Dauer mit beliebten Fahrtgebieten wie Mittelmeer, Karibik und Südsee. Aber auch Nord- und Ostsee sowie Flüsse wie Donau oder Nil haben ihren Platz in den Programmen von Kreuzfahrt-Unternehmen gefunden. 2017 haben etwa fünfzehn Millionen Urlauber, davon zwei Millionen Deutsche, auf einem der etwa 300 größeren Kreuzfahrtschiffen eine Fahrt gemacht.
Wann die ersten Kreuzfahrten stattgefunden haben, ist bei Historikern strittig. Einige Fachleute datieren die auch Werbezwecken dienende Rundreise des ersten Linien-Dampfschiffes, der US-amerikanischen SS SAVANNAH, von England über Skandinavien nach Russland und danach an die US-Westküste 1819 als welterste Kreuzfahrt. An Bord waren damals ausgesuchte Gäste, die von der Effizienz des neuartigen Schiffes überzeugt werden sollten.
Der heutigen Vorstellung von Kreuzfahrt kamen da allerdings schon eher die von der P & O seit Mitte der 1840er Jahre angebotenen Mittelmeer-Lustreisen für vermögende Passagiere näher. Die Londoner P & O („Peninsular and Oriental Steam Navigation Company“) war damals im Linien-Dienst zwischen Großbritannien und Spanien sowie Portugal aktiv. Als Nebensegment bot sie ab 1844 von Gibraltar abgehende Mittelmeer-Törns für Touristen an. Diese Form der Passagierfahrt blieb aber lange ein Nischenprodukt. Gelegentlich schlossen sich auch Interessierte zusammen und charterten für eine Kreuzfahrt ein Schiff.
Der endgültige Durchbruch der Kreuzfahrt-Idee stand eng mit dem deutschen Schifffahrtsunternehmer Albert Ballin in Verbindung. Das damalige Vorstandsmitglied einer der führenden deutschen Reedereien, der Hamburger HAPAG („Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft“) suchte Ende des 19. Jahrhunderts nach Wegen, im Winter wegen der dann herrschenden Witterungsverhältnisse nicht im Amerika-Liniendienst einsetzbaren und deshalb verlustbringend im Hafen liegenden HAPAG-Passagierdampfer auch in der kalten Jahreszeit einsetzen zu können. Trotz der Kritik von anderen HAPAG-Direktoren brachte Ballin das Projekt, mit großen Schiffen regelmäßig mediterrane Vergnügungsreisen zu organisieren, erfolgreich auf den Weg. Am 22. Januar 1891 stieß das damals größte nichtmilitärische Schiff, die 144 m lange AUGUSTA VICTORIA (Stapellauf 1889), von Cuxhaven aus in See. Die zwei Monate dauernde Kreuzfahrt führte über England ins Mittelmeer. Hier wurden u. a. Häfen in Italien, Palästina, Istanbul und Griechenland angelaufen. Der mitreisende

Ballin erfand auf dieser Reise Kreuzfahrt-Klassiker wie Bordzeitung und Galadiner. Zudem konnten die knapp 250 Passagiere ausgedehnte Exkursionen ins Hinterland, z. B. nach Jerusalem oder Rom, unternehmen. Für diese Reise mit Luxus pur an Bord kostete ein Ticket etwa 2.000 Mark. Das entsprach ungefähr drei Jahreslöhnen eines deutschen Facharbeiters.
Ballins Konzept ging auf. Kreuzfahrten wurden rasch bei den Gutverdienenden beliebt. In Deutschland trug die Marine- und Segelpassion von Kaiser Wilhelm II. ganz erheblich zur Akzeptanz von Kreuzfahrten, insbesondere ans Nordkap und nach Spitzbergen, zur nachhaltenden Attraktivität von Kreuzfahrten bei. Die HAPAG stellte mit der nach der Wilhelm-II-Tochter benannten, dampfbetriebenen Großyacht PRINZESSIN VICTORIA LUISE (Stapellauf 1900) das erste als Kreuzfahrtschiff weltweit gebaute Schiff in Dienst.
Nach dem Ersten Weltkrieg blieben Kreuzfahrten populär. Ab Mitte der 1920er Jahre machten auch zunehmend Angehörige der Angestelltenschicht Urlaub auf Kreuzfahrtschiffen. So bot die deutsche Reederei Hamburg-Süd auf ihren MONTE-Schiffen ab 1925 relativ preisgünstige Kreuzfahrten im Sub-Luxus-Bereich an.
Die Nazis nutzten den speziellen Ruf der Kreuzfahrten als Besonderheit, um willfährige Volksgenossen durch Fahrten auf KdF-(„Kraft durch Freude“) zu belohnen (bedingt damit vergleichbar sind damit die später in der DDR organisierten Kreuzfahrten mit Schiffen wie der VÖLKERFREUNDSCHAFT). Das Kabinen- und Deckskonzept auf den KdF-Neubauten WILHELM GUSTLOFF und ROBERT LEY wurde wurden übrigens international typprägend für viele weitere Kreuzfahrtschiff-Generationen.
Das sich vor allem auf Kreise vermögender US-Kunden konzentrierende Kreuzfahrtgeschäft nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr in den 1960er Jahren entscheidende Weichenstellungen. Zum einen ersetzten größere und damit höheren Passagierzahlen entsprechende Neubauten die bis dahin eingesetzten, oft betagten Schiffe. Ende der 1960er Jahre, nach der endgültigen Erkenntnis, dass im Zeitalter der Reise-Jets Passagier-Linienschiffe als Massenverkehrsmittel ausgedient hatten, wendeten sich viele Reedereien zudem verstärkt dem Kreuzfahrtgeschäft zu. Ihre Angebote bezogen sich immer mehr auf ein Mittelschicht-Publikum. Zudem wurde im Laufe der Jahrzehnte eine breite Palette von Themen-, Spezial- und Event- Fahrten entwickelt, um den unterschiedlichen Erwartungen z. B. von Familien, Sportfans oder Kulturinteressierten entsprechen zu können. Deutsche Reedereien mussten zeitweilig hart mit sowjetrussischer Konkurrenz im Billig- und Familien-Segment kämpfen.
Mit der seit dem 1990er Jahren regelrechte Boom-Qualität annehmenden Beliebtheit von Kreuzfahrten wurden die Schiffe ständig größer. Anfang der 1990er wurde die Grenze von 100.00 BRZ bei den - vorzugsweise auf französischen oder deutschen Werften kielgelegten - Neubauten erreicht. Nach der Jahrtausendwende waren es dann sogar 200.000 BRZer mit sehr großen Passagierzahlen von 5000 und mehr wie bei der 2018 in Dienst gestellten SYMPHONY OF THE SEAS (330 m Länge, 220.000 BRZ, 6.800 Passagiere).
Mit dieser Entwicklung einher ging auch eine Konzentrierung der Kreuzfahrt-Reedereien auf wenige Großunternehmen mit vielen Tochtergesellschaften. So haben die beiden Marktführer Carnival und Royal Caribbean mit so renommierten Kreuzfahrt-Reedereien wie AIDA Cruises, Cunard Line oder Celebrity Cruises einen Großteil des Marktes unter sich aufteilen können.
Als Kehrseite zu den positiv besetzten Aspekten des Kreuzfahrts-Booms sind in der Öffentlichkeit und den Medien die schwimmenden, oft Schweröl beim Antrieb verwendenden, schwimmenden Hotels als zunehmend wegen ihrer Abgase in die Kritik gekommen. Dennoch verhält es sich wie bei den Luxusautos, wer sie liebt dem ist die Umwelt egal. Immer speziellere Kreuzfahrten werden angeboten, wie z.B. die „Full Metal Cruise" für die Heavy-Metal Fans.

Weitere Informationen zum Thema Geschichte der Kreuzfahrt:

Wer eine Kreuzfahrt plant kann auf zahlreiche Bücher zum Thema von MARCO POLO zurückgreifen. Empfehlenswert ist auch die Lektüre „Der ultimative Ratgeber für eine Kreuzfahrt von A - Z" von Marco Ströhlein und Michael Tasche sowie „Was es wirklich heißt, eine Kreuzfahrt zu machen" von Bettina Querfurth.