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Chronik 1819 - Napoleons Abdankung und Verbannung nach Elba

In Deutschland verursachten die Burschenschaften Schlagzeilen. Allen voran der radikale Burschenschafter Karl Ludwig Sand (1795-1820), der 1819 den Schriftsteller und russischen Generalkonsul August von Kotzebue (1761-1819) ermordete. Der Theologiestudent Karl Ludwig Sand war dem Generalkonsul nach Mannheim gefolgt, wo Kotzebue wohnte. Er wurde vor den Augen seines vierjährigen Sohnes am 23. März 1819 niedergestochen. Sand hatte ihn als Feind der Einheit Deutschlands angesehen. Mit dem Mord an Kotzebue hatte die „Breslauer Turnfehde“, zu der es infolge der Ereignisse beim Wartburgfest 1817 gekommen war und die in heftige Auseinandersetzungen zwischen Turnfreunden und Turnfeinden über das Turnziel ausartete, ihren Höhepunkt erreicht. Der Turnplatz in Breslau war geschlossen worden. In der Folge war es zu den „Karlsbader Beschlüssen“ und letztendlich zur Turnsperre. Karl Ludwig Sand wurde im Mai des Folgejahres wegen des Mordes an Kotzebue hingerichtet. Die „Karlsbader Beschlüsse“ kamen zustande, weil in jener Zeit an verschiedenen deutschen Höfen Revolutionsangst herrschte. Der Mord an Kotzebue war als Rechtfertigung angesehen worden, aber der unmittelbare Auslöser waren die „Hep-Hep-Unruhen“, bei denen antijüdische Demonstrationen und Ausschreitungen auf zahlreiche Städte in Deutschland übergriffen. Erstmals seit dem Mittelalter war es zu überregionalen antisemitischen Gewaltausbrüchen gekommen. Um diese liberalen und nationalen Tendenzen zu bekämpfen, war in Karlsbad eine Ministerkonferenz zusammengekommen, aus der die „Karlsbader Beschlüsse“ hervorgingen. Daraufhin wurden die Freiheiten an den Universitäten auf Empfehlung an den deutschen Bundestag drastisch eingeschränkt, besonders die Pressefreiheit war davon betroffen. Demagogenverfolgung wurde angestrebt und das monarchische Prinzip wurde gefestigt. Im September wurden in Frankfurt am Main die „Karlsbader Beschlüsse“ vom Bundestag gebilligt. Ebenfalls im September 1819 erhielt Württemberg eine Verfassung. Im Dezember bekam Hannover eine Verfassung. Der Hochschullehrer und Philosoph Arthur Schopenhauer (1788-1860) veröffentlichte sein Hauptwerk, „Die Welt als Wille und Vorstellung“, dessen erste Auflage beim Bibliographischen Institut F. A. Brockhaus in Leipzig erschien. Hauptgegenstand des Werkes war Schopenhauers Annahme, dass die Welt zum einen Wille ist, zum anderen nur als unsere Vorstellung gegeben ist. Seiner Meinung nach hindert uns die individuelle Vorstellung daran, die Welt wie sie ist, also den Willen, in ALLEM und nicht nur in uns selbst, zu erkennen. Einfacher verständlich war die Aufführung des Klavierrondos „Aufforderung zum Tanz“ von Carl Maria von Weber (1786-1826). Er hatte es seiner jungen Frau Caroline gewidmet. Durch die zahlreichen Orchestrierungen gehört das Werk noch heute zu den meistgespielten Konzertstücken des Komponisten.
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Ereignisse & Schlagzeilen 1814

8. Januar
US-Milizionäre unter Andrew Jackson bezwingen in der Schlacht von New Orleans ein britisches Invasionsheer unter Sir Edward Michael Pakenham. Damit endet der so genannte „Krieg von 1812“.
3. Februar
In der Schweiz beginnt die kommerzielle Käseverwertung durch die neu gegründete genossenschaftliche Dorfkäserei in Kiesen.
1. März
Der Verbannung auf Elba entflohen landet Napoléon Bonaparte mit rund 1.000 Mann bei Cannes, um sich auf den Weg nach Paris zu machen.
2. März
Uraufführung der komischen Oper Die Prinzessin von Cacambo von Peter Joseph von Lindpaintner in München
1. April
Otto von Bismarck wird geboren
5. April
Preußen nimmt die besetzten Rheinlande per Erlass in Besitz.
Der Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien beginnt mit einer ersten Eruption. Weitere, insbesondere am 10. April, führen zu insgesamt etwa 100.000 Todesopfern. Das Geschehen auf der Insel Sumbawa setzt große Mengen Asche frei und verursacht im Folgejahr auf der Nordhalbkugel einen vulkanischen Winter, der in Europa Hungersnöte heraufbeschwört.
10. April
Auf der Insel Sumbawa im heutigen Indonesien bricht weitere Male der Vulkan Tambora aus. Die gewaltige Eruption führt 1816 zum Jahr ohne Sommer.
30. April
Friedrich Wilhelm III. verfügt auf dem Wiener Kongress die Einteilung Preußens in zehn Provinzen.
3. Mai
Österreich, Preußen und Russland errichten vertraglich die Republik Krakau.
22. Mai
Der sächsische König Friedrich August I. verzichtet auf das Herzogtum Warschau und entbindet die polnischen Untertanen von ihrem Treueeid. Der König steht als Verbündeter Napoléon Bonapartes nach den Befreiungskriegen auf der Verliererseite.
8. Juni
Unterzeichnung der Deutschen Bundesakte Gründung des Deutschen Bundes.
9. Juni
In Norditalien wird durch die Wiener Kongressakte das Königreich Lombardo-Venetien geschaffen, dessen König in Personalunion der jeweilige Kaiser von Österreich wird. Es folgt auf das napoleonische Königreich Italien, dessen Gesetze fortgelten.
Der Wiener Kongress, auf dem Europa politisch neu geordnet worden war, endet mit der Unterzeichnung der Kongressakte. Der Papst als Oberhaupt des Kirchenstaates und Spanien lehnen darin getroffene inhaltliche Festlegungen ab. Brasilien wird unabhängiges, mit Portugal nur noch durch Personalunion verbundenes Königreich.
12. Juni
In Jena wird die Urburschenschaft, die erste deutsche Burschenschaft gegründet.
16. Juni
In Belgien gelingt Napoleon in der Schlacht bei Ligny sein letzter Sieg.
18. Juni
Schlacht bei Waterloo. Napoleon wird endgültig geschlagen.
19. Juni
Einen Tag nach der Schlacht bei Waterloo endet mit der Schlacht bei Wavre der letzte Kampf der Napoleonischen Kriege. Zwar tragen die Franzosen einen taktischen Sieg davon, doch haben die unterlegenen preußischen Einheiten strategisch ein mögliches Eingreifen der Franzosen in Waterloo verhindert.
7. August
In der Schweiz tritt der Bundesvertrag endgültig in Kraft.
Im September
Napoléon dankt endgültig ab und wird auf die Insel St. Helena verbannt.
26. September
Gründung der Heiligen Allianz.
13. Oktober
Der Bourbonenherrscher Ferdinand IV. lässt Joachim Murat, seinen Vorgänger als König von Neapel, Napoléon Bonapartes Schwager, standrechtlich erschießen.
Im November
Luxemburg wird zum Großherzogtum erhoben.
Beginn des zweiten serbischen Aufstandes mit Milos Obrenovic gegen die Türken.
6. November
In Österreichs Hauptstadt wird das k. k. polytechnische Institut, die heutige Technische Universität Wien, eröffnet.
20. November
Zweiter Pariser Frieden mit Preußen, Österreich, Russland und Großbritannien.
30. November
Uraufführung der Oper Der Herr und sein Diener von Conradin Kreutzer in Stuttgart
Im Dezember
Anerkennung der immer währenden Neutralität der Schweiz und Eintritt der Kantone Genf, Neuenburg und Wallis in die Schweizerische Eidgenossenschaft.
Der Statthalter von Algier erklärt den USA den Krieg.
Dänemark wird das Herzogtum Lauenburg zugesprochen.
Abschaffung der Leibeigenschaft in Estland
7. Dezember
Der wegen Hochverrats zum Tode verurteilte französische Marschall Michel Ney erteilt seinem Erschießungskommando den Feuerbefehl.
16. Dezember
Die bisherige Kolonie Brasilien wird zum Königreich erklärt und damit dem Mutterland Portugal gleichgestellt. Die brasilianische Unabhängigkeitsbewegung erreicht damit einen wichtigen Meilenstein.