1810
1811
1812
1813
1814
1815
1816
1817
1818
1819
Chronik 1812 - Napoleons Russlandfeldzug, Grimms
Märchen und Judenedikt
Im Sommer des Jahres 1812 begann Napoleon
(1769-1821) seinen Feldzug gegen Russland. Er
überschritt am 24. Juni mit seiner Grande Armée die
Memel. Etwa 500.000 Soldaten kämpften sich mit der
Schlacht bei Smolenks und der Schlacht bei Borodino
– die als eine der blutigsten Schlachten des 19.
Jahrhunderts verzeichnet wurde – den Weg nach Moskau
frei. Allerdings hatte die Armee Napoleons in der
Schlacht bei Borodino erhebliche Verluste hinnehmen
müssen. Als die Franzosen schließlich kampflos auf
dem weiteren Weg Moskau erreichten, brach dort ein
Feuer aus, das weite Teile der Stadt zerstörte. Die
Stadt war fast menschenleer. Es blieb Napoleon
nichts weiter übrig, als Moskau zu verlassen. Der
Rückzug war eine Flucht.
Die Russen konnten
Napoleons Vordringen in die südlichen, russischen
Provinzen verhindern. Als es im November auf dem
Rückmarsch zur Schlacht bei Wjasma kam, musste die
Grande Armée eine verheerende Niederlage gegen die
viel besser motivierten russischen Soldaten
einstecken. Bei der Überquerung der Beresina kam es
erneut zu einer Schlacht, die für die Franzosen
verheerend war. Als die Reste der geschlagenen
Napoleon-Armee über die Memel Ostpreußen erreicht
hatte, waren von einstmals 500.000 Soldaten nur noch
5.000 am Leben. Der Russlandfeldzug war gescheitert.
Soldaten, die ihr Leben nicht im Kampf verloren
hatten, waren erfroren, mussten zurückgelassen
werden und waren ein Opfer des russischen Winters,
dessen Ausmaß Napoleon wohl unterschätzt hatte. Da
sich zwar formell die russischen und die preußischen
Truppen feindlich nach dem Scheitern des Feldzuges
gegenüberstanden, weil Preußen auf Napoleons Befehl
hin ein Hilfskorps gestellt hatte, es aber nicht zu
keinen wesentlichen Kampfhandlungen zwischen Preußen
und Russen gekommen war, konnten diese beiden
„Gegner“ problemlos zum Ende des Jahres einen
lokalen Waffenstillstand schließen – die Konvention
von Tauroggen. Napoleons Krieg gegen Russland war
nicht der einzige Krieg, der das Geschehen im Jahr
1812 überschattete. Die Vereinigten Staaten von
Amerika erklärten Großbritannien den Krieg. Dieser
Britisch-Amerikanische Krieg, der als „Krieg von
1812“ bekannt war, endete erst im Dezember 1814 und
hatte Nach-Kämpfe bis zum Jahr 1815. Im Dezember
1812 gab es noch ein stilles Ereignis, das
friedlich, märchenhaft und dennoch wahr war: Die
Erstausgabe von „Grimms Märchen“ erschien. Jacob
(1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859) hatten auf
Anregung von Clemens Brentano (1778-1842) und Achim
von Arnim (1781-1831) Märchen und Geschichten aus
ihrem Bekanntenkreis gesammelt, sie mit
märchenkundlichen Kommentaren versehen, so dass so
ein Buchmärchenstil entstand, der bis heute
charakteristisch für Märchen ist. In Preußen gab
König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) als Teil
der Reformen in seinem Reich das „Preußische
Judenedikt“ heraus, in dem die Gleichstellung
jüdischer Bürger in Preußen verfügt worden war.
Diese rechtliche Gleichstellung hatte zur Folge,
dass Juden Inländer und also preußische Staatsbürger
wurden. Sie wurden nicht mehr als Fremde angesehen.
So beeindruckend das auch war; es hatte nicht in
allen Teilen Preußens Gültigkeit und war kein
einheitliches Recht. Aber immerhin ein Anfang.
<<
Das Jahr 1811
|
Das Jahr 1813 >>
Ereignisse & Schlagzeilen
1812
Im Jahre 1812
Jean Louis Burckhardt beschreibt erstmals hethitische Inschriften
(Hama-Steine).
Im Januar 1812
Jean Baptiste Joseph Fourier legt seine Arbeit über
Fourier-Reihen der Akademie der Wissenschaften in Paris vor.
1. Januar
Das Bürgerliche Gesetzbuch
tritt um Kaisertum Österreich in Kraft
7. Januar
Uraufführung der komischen Oper L'Homme sans façon ou Les
Contrariétés von Rodolphe Kreutzer an der Opéra-Comique in Paris
24. Februar
Preußens König Friedrich Wilhelm III. liiert sich unter
französischem Druck mit Napoléon Bonaparte für einen Kampf gegen Russland.
8. März
Uraufführung der Operette Feodore von Conradin Kreutzer in Stuttgart
11. März
Ein Edikt von König Friedrich Wilhelm III. verfügt die Gleichstellung
jüdischer Bürger in Preußen.
12. März
Cádiz Cortes, erstellt im Exil die
erste moderne spanische Verfassung.
19. März
In Spanien wird die Verfassung von Cádiz, die erste dieses Staates,
veröffentlicht. Sie wird jedoch vom außer Landes befindlichen Monarchen
Ferdinand VII. bereits zwei Jahre später nach Rückkehr außer Kraft gesetzt und
der Absolutismus erneut eingeführt.
30. März
Uraufführung der Oper Conradin von Schwaben von Conradin Kreutzer in
Stuttgart
4. April
Der US-Präsident
James Madison
erlässt ein 3-Monatiges Embargo über den Handel mit
England
6. April
Die Napoleonischen Kriege auf der Iberischen Halbinsel führen zur
Schlacht von Badajoz. Darin setzen sich die englisch-portugiesischen
Streitkräfte unter dem Befehl von Arthur Wellesley, 1. Herzog von Wellington
gegenüber der französischen Garnison in Badajoz durch. Die Einnahme des Ortes
sichert Portugal vor weiterer Invasion.
30. April
Louisiana wird 18. Bundesstaat der USA.
11. Mai
Der britische Premierminister Spencer Perceval wird auf dem Weg ins
Unterhaus von John Bellingham erschossen. Perceval ist das erste und bislang
einzige Attentatsopfer als britischer Premierminister.
28. Mai
Der Frieden von Bukarest beendet den sechsten russisch-türkischen Krieg
mit Territoritalzuwachs für Russland.
Im Juni 1812
Siméon Denis Poisson entwickelt seine Poisson-Gleichung für das
elektrische Potenzial eines stromdurchflossenen Leiters.
18. Juni
Die USA erklären Großbritannien den Krieg.
De so genannten
Kriegs von 1812 beginnt.
24. Juni
Napoléon überschreitet mit der Grande Armée mit
500.000 Soldaten die Memel und greift Russland an.
12. Juli
Amerikanische Truppen unter Brigadegeneral William Hull
greifen Kanada an.
17. Juli
Britische Truppen erobern zusammen mit indianischen Verbündeten in
einem Handstreich die strategisch wichtige amerikanische Grenzfestung Fort
Mackinac.
18. Juli
Der Friedensvertrag von Örebro beendet den am 17. November 1810 auf
Druck Napoleon Bonapartes erklärten Schwedisch-Britischen Krieg, in dem es
keinerlei Schusswechsel zwischen beiden Seiten gab.
22. Juli
Die Schlacht von Salamanca verlieren im Zuge der Napoleonischen Kriege
auf der Iberischen Halbinsel die französischen Truppen unter General Marmont
gegenüber der angreifenden alliierten Armee unter dem Befehl Wellingtons.
12. August
Die erste Zahnradbahn nimmt in England ihren Betrieb auf. Sie
verbindet zum Kohletransport eine Kohlenzeche in Middleton (West Yorkshire) mit
Leeds.
16. August
US-Truppen unter Brigadegeneral William Hull, die sich nach einem
vergeblichen Invasionsversuch in Kanada nach Detroit zurückgezogen haben,
kapitulieren kampflos vor einer zahlenmäßig unterlegenen britisch-indianischen
Armee unter Sir Isaac Brock und Tecumseh.
17. August
Auf seinem Weg nach Moskau siegt das Heer Napoléon Bonapartes in der
Schlacht bei Smolensk über die russische Westarmee unter Michael Andreas Barclay
de Tolly.
19. August
Die amerikanische Fregatte USS Constitution (44 Kanonen) zwingt die
britische Fregatte HMS Guerriere (38 Kanonen) nach einem verlustreichen Kampf
zur Kapitulation. Das britische Schiff ist so schwer beschädigt, dass es
versenkt werden muss. Der erste Seesieg eines regulären amerikanischen
Kriegsschiffs gegen ein britisches Kriegsschiff erregt in den USA und
Großbritannien großes Aufsehen.
22. August
Der als Araber getarnte Schweizer Jean Louis Burckhardt entdeckt die
in Europa nur mehr gerüchteweise bekannte Felsenstadt Petra im Nahen Osten
wieder.
31. August
Bei der Strandung des spanischen Truppentransporters Salvador im
Mündungsgebiet des Río de la Plata sterben 470 der 600 Menschen an Bord. Es
handelt sich um das schwerste Schiffsunglück in der Geschichte von Uruguay. Die
Salvador befand sich auf dem Weg nach Montevideo, wo die auf ihr befindlichen
Soldaten einen Aufstand gegen die spanische Kolonialherrschaft niederschlagen
sollten.
7. September
Beginn der Schlacht von Borodino
14. September
Napoléon zieht kampflos in Moskau ein. In der Stadt bricht Feuer
aus, das weite Teile der Stadt zerstört.
13. Oktober
Bei dem Versuch einer Invasion in Kanada erleiden die Amerikaner in
der Schlacht von Queenston Heights eine schwere Niederlage gegen zahlenmäßig
weit unterlegene britisch-indianische Truppen.
19. Oktober
Napoléon verlässt Moskau. Es beginnt der fluchtartige Rückzug der
Grande Armée aus Russland, der sich bis in den Dezember hinzieht.
25. Oktober
Die US-amerikanische Fregatte USS United States (44 Kanonen)
besiegt in einem Einzelgefecht die britische Fregatte HMS Macedonian (38
Kanonen) und zwingt sie zur Kapitulation.
26. Oktober
Uraufführung der Oper L'Inganno felice von Gioacchino Rossini am
Teatro San Moisè in Venedig
3. November
Die Schlacht bei Wjasma bringt der auf dem Rückmarsch aus Russland
befindlichen Grande Armée Napoleon Bonapartes eine Niederlage gegen besser
motivierte russische Truppen.
24. November
Uraufführung der Oper L'occasinone fa il ladro von Gioacchino
Rossini am Teatro San Moisè in Venedig
26. November
Beim Rückzug der Grande Armée aus Moskau erreichen die Franzosen
die Beresina und beginnen den Fluss zu überqueren. An den geschlagenen Brücken
entsteht am nächsten Tag Unordnung, welche die Russen zur Schlacht an der
Beresina nutzen.
28. November
Britische Truppen wehren in der Schlacht am Frenchman's Creek
einen erneuten amerikanischen Invasionsversuch in Kanada ab.
16. Dezember
Die geschlagenen Reste der Grande Armée überqueren die Memel und
erreichen Ostpreußen. Nur 5.000 von ehemals 500.000 Soldaten haben die Flucht
vor den nachrückenden russischen Verbänden überlebt.
18. Dezember
Ein Erdbeben fordert in San Juan Capistrano, Kalifornien,
USA 40 Tote
20. Dezember
Auslieferung der ersten Exemplare
von Grimms Märchen
30. Dezember
Die Konvention von Tauroggen wird
unterschrieben. Der preußische General Yorck schließt
einen lokalen Waffenstillstand mit Russland.