Die europäischen Königshäuser
Von den 45 Staaten, die geografisch
ganz oder teilweise zu Europa gehören, haben zwölf
Länder einen monarchischen Staatsaufbau. Neben den drei
Fürstentümern Andorra, Monaco und Liechtenstein, der
vatikanstaatlichen Wahlmonarchie sowie dem Großherzogtum
Luxemburg
bekleiden in sieben Königreichen Monarchen das höchste
Staatsamt. Wenn die Königinnen und Könige des
Vereinigten
Königreiches von Großbritannien und
Nordirland, von Spanien, Dänemark, Norwegen, Schweden,
Belgien und den
Niederlanden durchweg auch nur noch
eingeschränkte politische Kompetenzen besitzen, so
erfüllen sie doch als oberste Repräsentanten ihres
Staates wichtige Aufgaben und gelten als Symbole ihrer
Länder und Völker.
Die durch Erbgang auf ihre Position gelangten
europäischen Königinnen und Könige sowie ihre
unmittelbaren Angehörigen sind durch staatliche
Apanagen, durch bedeutende Nutzungsrechte an Schlössern
und Ländereien sowie durch umfangreichen Eigenbesitz
wirtschaftlich in einem Maße abgesichert, der ihnen
einen betont luxuriösen Lebensstil erlaubt. Auf der
anderen Seite wird ihnen von der Öffentlichkeit und
bestimmten Medien eine oft übertrieben wirkende
Aufmerksamkeit entgegengebracht, die sich zum großen
Teil nicht auf die Beobachtung der verfassungsmäßigen
Aufgaben der Monarchen beschränkt, sondern nahezu alle
Details des Privatlebens der königlichen Familien
thematisiert. Da überrascht es nicht, dass das Ansehen
eines Königshauses häufig von den in der „Yellow Press“
veröffentlichten Berichten über tatsächliche oder
vermeintliche Affären beeinflusst ist. Den regierenden
Königshäusern ist ferner gemein, dass ihre Oberhäupter
alle mittlerweile im Rentenalter sind, und ein
europaweiter Generationswechsel auf Europas Thronen
demnächst ins Haus stehen dürfte.
Übrigens haben bis auf die vom napoleonischen Marschall
Bernadotte begründete schwedische Königsdynastie und die
ebenfalls auf eine französische Familie zurückgehende
spanische Bourbonen-Dynastie alle europäischen
Königsfamilien deutsche Wurzeln.
Großbritannien
Königin Elizabeth II. (geb. 1926) aus dem seit 1917 von
„Saxe Coburg Gotha“ in „Windsor“ umbenannten Königshaus
ist seit 1953 Königin des
Vereinigten
Königreichs und daneben auch Staatsoberhaupt von
vielen Ex-Kolonien Großbritanniens wie Australien,
Kanada oder Neuseeland. Sie heiratete 1947 den
Marineoffizier Prinz Philipp (geb. 1921), der Vater
ihrer vier Kinder wurde. Kronprinz Charles (geb. 1948)
ließ sich 1996 von der populären
Princess
Diana (1961-1997) scheiden, nachdem diese
öffentlich einen Ehebruch eingestanden hatte. Diana war
die Mutter von
Prinz
William (geb. 1982) und Prinz Harry
(geb.
1984).
Charles´ Heirat mit Camilla Parker Bowles (geb. 1947) im
Jahr 2005 wurde in der britischen Öffentlichkeit
kontrovers diskutiert. Auch die Eheskandale der
Elizabeth-Kinder Anne (geb. 1950) und Andrew (geb. 1960)
sorgen seit Jahrzehnten für Gesprächsstoff. Der jüngste
Sohn, Edward (geb. 1964), gilt dagegen als skandalfern.
Belgien
Der seit
1993 in
Belgien regierende König der Belgier Albert II.
(geb. 1934) aus dem Haus
Sachsen-Coburg und Gotha hatte
in seiner Prinzen-Zeit ebenso wie seine Frau, die
Italienerin Paola (geb. 1937) tatsächliche und
angebliche Affären. Seit seiner Inthronisierung gilt das
Monarchen-Paar aber als solide und als wichtiger
Positiv-Posten bei den Versuchen, die Differenzen
zwischen den Volksgruppen der Flamen und Wallonen
auszugleichen. Der seit 1999 mit der 13 Jahre jüngeren
spanischen Adligen
Mathilde d’Udekem d’Acoz verheiratete
Kronprinz Philipp kam 1960 zur Welt und hat mittlerweile
vier Kinder. Außer Philipp hat Albert II. mit Paola noch
Tochter Prinzessin Astrid (geb. 1962) und den im
Gegensatz zu seinen Geschwistern als Lebemensch
berüchtigten Sohn Prinz Laurent (geb. 1963).
Niederlande
In Belgiens Nachbarkönigreich
Niederlande
herrscht nach der Abdankung (
1980) ihrer Mutter, Königin
Juliane, die 1938 geborene Beatrix. Das Oberhaupt des
Hauses Oranien-Nassau war von 1966 bis 2002 mit dem
deutschen Diplomaten Claus von Amsberg (1926-2002)
verheiratet. Der im Alter an Depressionen leidende
Amsberg, der zunächst als „Nazi“ von vielen
Niederländern abgelehnt worden war, schaffte es mit der
Zeit, ausgesprochen populär zu werden. Er war der Vater
des mit der Argentinierin Máxima Zorreguieta
verheirateten Kronprinzen Willem-Alexander (geb. 1967).
Willem-Alexander hat drei Töchter und ist der ältere
Bruder von Prinz Johan Friso (geb. 1968) und Prinz
Constantijn (geb. 1969).
Spanien
Nach dem Tod des Diktators Franco (1892-1975), der die
1931 abgeschaffte
Monarchie 1947 in Spanien zwar wieder eingeführt
hatte, aber den Thron vakant ließ, trat der Enkel des
1931 abgesetzten Königs Alfons XIII., der
Bourbonen-Prinz Juan Carlos (geb. 1938), an die
Staatsspitze. Obwohl von Franco als Nachfolger
ausgewählt, strebte Juan Carlos I. nicht die Fortführung
des autoritären Herrschaftsstils der Franco-Zeit an,
sondern sprach sich ausdrücklich für die
Demokratisierung Spaniens aus. Sein aktives Eintreten
gegen den rechten Putschversuch von 1981 trug wesentlich
zur endgültigen Demokratisierung seines Landes bei. Juan
Carlos ist seit 1962 mit der gleichaltrigen, aus dem
Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg
stammenden, Königin Sophia verheiratet.
Das Paar hat zwei Töchter: Elena (geb. 1963) und
Christina (geb. 1965). Das jüngste, 1968 geborene Kind,
Felipe, ist Thronanwärter. Er ist seit 2004 mit Letizia
Ortiz Rocasolano, der Mutter seiner beiden Töchter
Leonor und Sofia, verehelicht.
Dänemark
Zu den Königshäusern, die - zumindest aktuell – eine
relativen stabilen Ruf bei Skandalpresse und dem Volk
haben, gehört die royale Familie des kleinen
Königreiches
Dänemark. Die hier seit 1448 den Thron
besetzende Dynastie der Oldenburger Nebenlinie
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg gilt als die
ununterbrochen am längsten regierende Dynastie Europas.
Seit 1972 steht Margrethe II. (geb.1940) dem Land als
Königin vor. Die beliebte, bekennende Raucherin und
talentierte Malerin Margrethe ist mit dem wegen seiner
manchmal zur Exzentrik neigenden Lebenslust in der
Kritik stehenden Prinz Henri (geb. 1934), einem
französischen Adligen, verheiratet und hat zwei Söhne.
Kronprinz Frederik (geb. 1968) ist mit der gebürtigen
Australierin Mary Elisabeth (geb. 1972) verheiratet. Das
Paar hat vier Kinder. Der zweite Dänenprinz Joachim ist
ein Jahr jünger als der Kronprinz.
Norwegen
1905 wählten die
Norweger nach der Auflösung ihrer Union mit
Schweden einen Enkel des dänischen
Königs aus dem Haus
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg als Haakon VII.
zu ihrem König. Sein Enkel regiert als Harald V. (geb.
1937) seit 1991 und ist der erste norwegische König seit
1370, der im Land geboren worden ist. 1968 heiratete er
die gleichaltrige, bürgerliche Osloerin Sonja Haraldsen.
1971 kam Prinzessin Märtha Louise auf die Welt. Nach
ihrer Hochzeit mit dem umstrittenen Schriftsteller Ari
Behn verlor die unter anderem als Geistheilerin
arbeitende Adlige ihre Ansprüche auf Apanage. Märtha
Louise hat drei Kinder. Kronprinz Haakon (geb. 1973)
heiratete 2001 Mette-Marit Tjessem Høiby (gb. 1973). Die
Ehe war zunächst wegen Mette-Marits bei vielen
Konservativen als unpassend eingestufte
Drogenvergangenheit und wegen ihres nichtehelichen
Kindes auf Ablehnung gestoßen. Die Mehrheit der Norweger
akzeptiert aber die neue Kronprinzessin, die
mittlerweile zwei gemeinsame Kinder mit Kronprinz Haakon
hat.
Schweden
Seit 1973 ist Carl XVI. Gustaf (geb. 1946), dessen
Mutter eine deutschstämmige Prinzessin war, König von
Schweden.
Da sein Vater, der Erbprinz Gustav Adolf, bereits 1947
bei einem Unfall ums Leben gekommen war, trat Carl XVI.
Gustaf nach dem Tod seines Großvaters, Gustav VI. Adolf,
das Thronerbe an. 1976 heiratete er die Deutsche Silvia
Sommerlath, die 1972 als Olympia-Hostess den Prinzen in
München kennengelernt hatte. Das Paar hat drei Kinder.
Kronprinzessin Victoria (geb. 1977) ist mit Daniel
Westling verheiratet und hat eine Tochter.
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