Das
Modejahr 1962 - Das Hawaii-Hemd veränderte den
Hemdenschnitt
Die tief sitzende Taille des Vorjahres wurde immer
mehr zum Symbol der zwanglosen Weiblichkeit. Hinzu
kam für die Damen das Kostüm, bei dem man schon in
zwei charakteristischen Formen wählen konnte. Da gab
es das Kostüm mit der kleinen Jacke, die ohne Kragen
gearbeitet war und die die Schultern in ihrer
natürlichen Form zeigte. Dieses kurze Jäckchen wurde
zu weiten Röcken getragen, die dennoch
eine schmale
Taille hatten. Bei der zweiten Kostümform
dominierten Jacken, die mit nur einem Knopf
geschlossen wurden. Der war auffällig in Höhe der
Taille befestigt. Das dazugehörige Revers war lang
und schmal. Die Rock-Modelle wwren ähnlich denen,
die zum kragenlosen Kostüm getragen wurden.
Typisch für die Mode des Jahres 1962 waren aber
Kleider, die durch eine rückwärtig gebundene Stola
auffielen. Das war Leichtigkeit und Beschwingtheit,
hatte einen besonderen Hauch von Eleganz und war
weiblich bis in die letzte Faser. Breite Volants
oder lockere Schärpen unterstrichen diesen Stil
ebenfalls. Diese Details waren aus dem Kleiderstoff
gearbeitet und durch die Ton-in-Ton-Variante stellte
sich eine perfekt aufeinander abgestimmte Optik her.
Junge Mädchen trugen zu ihren Tanzvergnügungen
Kleider mit weiten Röcken, deren Oberteile eng
anlagen. Der Twist hatte sich als moderner Tanz
neben dem schon fast klassisch gewordenen
Rock’n’Roll durchgesetzt und wer ihn nicht tanzte,
schaute mit Freude den Verdrehungen zu, bei denen
die Röcke der Mädels ein wenig Bein offenbarten.
Dazu wurden
Schuhe mit Absatz getragen, während der
Rock’n’Roll flaches Schuhwerk erforderte. Die jungen
Männer erschienen zu solchen Tanzveranstaltungen
vereinzelt schon im Polohemd. Daneben rangierte der
bequeme Freizeit-Anzug.
Unumstrittener Hitlisten-Anführer war
Elvis Presley.
Modisch fand er zudem Beachtung, als er in seinem
Film „Blue Hawaii“ das Hawaii-Hemd wieder in
Erinnerung brachte. Dieses farbenfrohe
Männer-
Kleidungsstück, dessen Entstehung in das 19.
Jahrhundert zurückgeht, hatte zu vielen Zeiten, u.a.
in
diesem Jahr, ein Comeback. Das Hawaii-Hemd war nicht
sofort auf den Straßen zu sehen, doch es sorgte vor
allem dafür, dass die Hemden-Schnittführung in der
Männermode eine Veränderung erfahren sollte. Unter
der Bezeichnung Pua Pua (dt. kurz) kam ein
Baumwollhemd auf den Markt, das lange Ärmel hatte,
weiß war und dessen typische Hawaii-Farbgebung erst
in Höhe der Taille begann. Dieses Hemd war kühn
erdacht, denn es sollte den Abendanzug samt Krawatte
ersetzen und wurde auch noch mit offenem Kragen
getragen. Schade, dass es in diese Zeit gehörte und
dennoch so selten zu sehen war. Seither fand jedoch
das echte Hawaii-Hemd immer wieder Eingang in die
Mode der 60er Jahre und war auf jeden Fall ein
individueller Hingucker, der fernab aller Trends
lag, lediglich den Mut der Männer erforderte.
Umwälzungen gab es 1962 viele, sie betrafen aber
noch nicht die Mode. Doch ein Klassiker sollte nicht
unerwähnt bleiben. Das typische Marilyn-Monroe-Kleid
wurde spätestens nach dem unerwarteten Tod der
Künstlerin am
5. August zur Legende und fand mehr
Verbreitung als ein Trend der Haute Couture. Sogar
viele Jahre später noch. Passend zu dieser Zeit
hätte auch das Zitat der Monroe gelten können: „Wenn
ich immer alle Regeln befolgt hätte, hätte ich es
nie zu etwas gebracht.“ Doch noch gab es in
modischer Hinsicht nicht viele Regeln, die gebrochen
werden konnten. Das sollte sich ändern.