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Das Musikjahr 1954 - Ein Oscar für Frank Sinatra
Eines der großen Fußballereignisse brachte das Jahr
1954 für die Deutschen mit sich. „Das Wunder von
Bern“ ging in die Geschichte ein, Deutschland
feierte seinen Sieg gegen Ungarn, Helmut Rahn war
der neue Volksheld.
Währenddessen wurde das Jahr von tragischen
Naturkatastrophen heimgesucht. In Indien verwüstete
der wasserreiche Fluss Brahmaputra das Land, in
Griechenland und Nordafrika zerstörten schwere
Erdbeben etliche Städte und Regionen, in deutschen
Gefilden, darunter in Bayern, gab es Hochwasser,
dass die einzig mögliche Fortbewegung darin bestand,
Boote zu besteigen. Ähnliches spielte sich in
Italien ab. In Salerno wurden ganze Straßenzüge
überspült und weggerissen. In kostete ein
Taifun mehr als tausend Menschen das Leben.
Daneben wurde im Pazifik eine Wasserstoffbombe
gezündet, die die Atombombe von Hiroshima um das
Sechshundertfache übertraf. All das führte zu großer
Unsicherheit, Angst und düsteren Prophezeiungen.
Auf die Musik wiederum hatten die Ereignisse wenig
Einfluss. Unbeachtet blieben solche Katastrophen in
der Ära des Rock 'n' Rolls, die weiter voranschritt
und zahlreichen Musikern den Weg ebnete.
Nachdem
Elvis Presley im Vorjahr seine erste
Ein-Dollar-Platte im „Jedermann“-Studio von Sam
Phillips aufgenommen hatte, der gleichzeitig das
Plattenlabel „Sun Records“ besaß, das insbesondere
schwarze Musik vermarktete, darunter Musiker wie B.
B. King oder Joe Hill Louis, erschien Elvis ein
zweites Mal dort, um dieses Mal den Chef
anzutreffen, der sich von dem talentierten jungen
Mann beeindruckt zeigte und beschloß, Presley zu
fördern. Er schleppte ihn in ein professionelles
Aufnahmestudio, stellte ihm den Gitarristen Scotty
Moore und den Bassisten Bill Black an die Seite und
ließ die Musiker bekanntere Country-Songs
nachspielen. Erst in der Pause stimmte Elvis einige
Bluesnummern an, die er jedoch mit ganz eigenem
Sound wiedergab, darunter „That’s All Right Mama“.
Dieser Hit, sofort von Phillips aufgegriffen und
vermarktet, landete in den Charts und galt als der
erste „Rockabilly“-Song, eine Mischung aus Country
und Rhythm & Blues.
Bill Haley hatte zu jener Zeit seinen ersten
Plattenvertrag unter Dach und Fach und griff sich
einen Blues-Song von Big Joe Turner, komponiert von
Jesse Stone, um ihn zum Millionenseller zu machen.
Mit „Shake, Rattle and Roll“ erschien Haley
bahnbrechend in den Charts, einer der ersten Songs,
die die Grundlage des Rock'n'Rolls bildeten, noch
vor dem legendären „Rock Around the Clock“. Das
„Würfelspiel“ lohnte sich für ihn, zumal die
zweideutigen erotischen Stellen zunächst ausgetilgt
werden sollten, der Produzent in seiner vehementen
Säuberungsaktion jedoch eine Zeile übersah, die da
lautete:
„Like a one-eyed cat peeping in a seafood store“.
Geschadet hat es nicht, im Gegenteil. Haley erhielt
dafür seine erste „Goldene Schallplatte“. Zwei Jahre
später machte sich auch
Elvis Presley an eine
Interpretation dieses Songs.
1954 brach auch eine Welle des „Doo-Wop“ los. Die
„Crew Cuts“ stürmten die Charts mit „Sh-Boom“, eine
Art Übergangsmelodie zum Rock'n'Roll. Im
Slang-Ausdruck „Sh-Boom“, der damals unter Schwarzen
und Straßengangs äußerst populär war und in fast
jedem Satz vorkam, drückte sich eine ganze
Lebenseinstellung aus. Dass ausgerechnet eine weiße
kanadische Band, die davon gar nicht begeistert war,
den Song coverte und auch noch großen Erfolg hatte,
war bezeichnend. Die „Crew Cuts“ traten mit ihrer
Version gegen Ende des Jahres auch in der "Ed-Sullivan-Show"
auf, wobei sich der Song längst millionenfach
verkauft hatte. Auch hier war ein wesentlicher Teil
des Coverns schwarzer Musik das Bereinigen der
Songtexte, dementsprechend eine seichtere Form der
Originaltexte auf den Markt zu bringen. Diese wurden
als „Sham-Rock“ bezeichnet.
Frank Sinatra war derweil nicht nur musikalisch eine
Größe, die zu dieser Zeit schon wieder im Abstieg
begriffen war, zumal Sinatra sein Saubermann-Image
durch seine zahlreichen Affären längst eingebüßt
hatte, sondern machte auch als Schauspieler
Karriere. 1954 erhielt er tatsächlich einen Oscar
für seinen Auftritt im Film „Verdammt in alle
Ewigkeit“, was umso erstaunlicher blieb, da die
Rolle für ihn gar nicht vorgesehen war. Gerüchten
zufolge wollte der Regisseur Fred Zinnemann Sinatra
die Rolle nicht geben, entschied sich dann aber
anders, da er vehement durch die Mafia bedroht
worden sein soll. Als bester Nebendarsteller war
Sinatra durch die Auszeichnung dann so
geschmeichelt, dass er beschloß, seine
Gesangskarriere neu zu starten. Aus dieser
Entscheidung folgten Alben wie „Come Fly with Me“
oder „In The Wee Small Hours“.
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