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Motorräder der 50er Jahre
Fünf Jahre nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs,
nachdem das Schlimmste überstanden war, wuchs der
Bedarf an einfachen und preiswerten Transportmitteln
rasant. Jenes Jahrzehnt, die 50er Jahre des 20.
Jahrhunderts, war die eigentliche Blütezeit des
Motorrads, eine atemberaubende Karriere, die es so
in ihrer Bedeutung nie wieder geben wird.
Das 125 Kubikzentimeter-Motorrad war das Maß aller
Dinge. Die 125-er mobilisierte ganz Deutschland,
eine DKW RT 125 war so etwas wie der VW Golf der
damaligen Zeit. Zeitweise war das DKW-Werk in
Zschopau (später MZ) die größte Motorradfabrik der
Welt. Die DKW RT 125 war das meist produzierte und -
hier wird es etwas skurril - auch das am häufigsten
kopierte Motorrad der Welt. Kein namhafter
Hersteller war sich zu schade, den braven deutschen
Zweitakter nachzubauen. Selbst Harley-Davidson, in
der Herstellung leichter Motorräder recht
unerfahren, kopierte die kleine DKW ungeniert. In
England bei BSA konstruierte man einen Zwilling der
RT und nannte ihn „BSA Bantam“. Und selbst im fernen
wurde der Zweitakter aus Zschopau hoch
geschätzt. Die erste ernst zu nehmende
Yamaha-Konstruktion war ebenfalls eine direkte Kopie
der DKW RT 125.
Doch in den 50ern gab es nicht nur die Arbeitstiere
der 125-er Klasse. In der 98 ccm-Klasse, auch
„Hebammenfahrräder“ genannt (Offensichtlich war die
98er bei Geburtshelferinnen auf dem Land beliebt),
wurde ebenfalls in riesigen Stückzahlen produziert.
Nach oben hin wurde die Luft dünner. Eine 250er NSU
Max oder eine BMW R 25/2 wurde von vielen nüchtern
denkenden Zeitgenossen bereits als überflüssiger
Luxus betrachtet. Noch eine oder zwei Klassen höher,
bei den 500ern, 600ern, 650-ern besaß das Motorrad
absoluten Exotenstatus. Die Zulassungszahlen einer
Triumph Bonneville oder BSA Goldstar waren in
Deutschland verschwindend gering. Eine BMW R 60
interessierte höchstens Gespannfahrer oder
Polizeibehörden.
Und doch gab es in den 50ern bei den Motorrädern
außergewöhnliche Exoten. Harley-Davidson und Indian
waren in Europa nahezu unbekannt, in Italien
bedienten Moto Guzzi,
Ducati und Laverda eher die
Mittelklasse - noch.
In England jedoch nahm man die Entwicklung späterer
Jahrzehnte - unbewusst - voraus. Bei HRD Vincent in
Stevenage baute man in den 50ern das Nonplusultra
der Motorräder. So eine Vincent Black Shadow (60 PS)
ließ sich nicht mehr steigern, höchstens noch durch
eine Vincent Black Lightning (72 PS). Bei der hieß
es im Prospekt in Sachen Höchstgeschwindigkeit
lapidar: „Not yet tested“. Die Vincent mit
Zweizylinder V-Motor wog gerade einmal 200 Kilogramm
und war der Konkurrenz (die es so direkt eigentlich
gar nicht gab) nicht nur in der Motorleistung,
sondern auch fahrwerks- und bremsentechnisch
haushoch überlegen. Faszinierend: Von den wenigen
bis Ende der 50er Jahre produzierten Vincent
existieren fast alle noch. Die Preise für dieses
ganz besondere Motorrad sind extrem hoch und liegen
selbst für nicht perfekte Exemplare im
sechsstelligen Bereich.
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