Literatur 1952 - Das literarische Jahr 1952

Nachdem Deutschland am Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation erklärt hatte und somit sowohl dem sechs Jahre andauernden Krieg sowie der zwölf Jahre andauernden Diktatur der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler ein Ende gesetzt war, steckte das Land in der Krise. Die Siegermächte der Alliierten beschlossen die Teilung Deutschlands, ein ohnehin zerrüttetes und gebeuteltes Land wurde aufgespaltet in verschiedene Zonen unter der Kontrolle der Besatzungsmächte. Was blieb, waren unzählige Opfer und zerbombte Häuser und Städte, Not und Elend herrschten vor und erst langsam begann man, sich von den Schrecken der katastrophalen und zermürbenden Kriegsjahre zu erholen und sich an einen Wiederaufbau zu machen. Es galt, die gesellschaftlichen und sozialen Strukturen mühsam wieder aufleben zu lassen, zerstörte Städte neu zu errichten und sich in den Alltag zurückzufinden. Diese Krise erreichte in den Nachkriegsjahren nicht nur Politik und Gesellschaft, sondern auch Kunst und Kultur.
Im Gegensatz zu anderen Ländern, deren künstlerische Produktion auch während der Kriegsjahre nicht zum Erliegen gekommen war und in denen sich die Künstler freien Meinungsäußerungen hingeben durften, waren die deutschen Literaten, Musiker und Maler lange Jahre der kontrollierenden Instanz der Nationalsozialisten ausgesetzt gewesen, moderne und avantgardistische Kunst hatte als "entartet" gegolten, die kulturellen und künstlerischen Größen waren zum Großteil des Landes vertrieben worden und in die Emigration gegangen. Auch die führenden Verlagshäuser waren den zersetzenden Strukturen der NSDAP ausgesetzt gewesen und konnten sich nur langsam von den Niederschlägen erholen.
Auch war die Literatur zu dieser Zeit nicht das, was vornehmlich interessierte, die Kunst war in eine Krise geraten, was auch der Schriftsteller Hermann Kesten in einem Vortrag zur Situation der Deutschen Literatur 1952 hervorhob. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich die Spaltung der Literatur, die bereits in den Jahren 1933 bis 1945 von sich gegangen war, da es sowohl die Literatur der Emigranten als auch jene der von den Nazis anerkannten Schriftstellern gab. Nach dem Ende des Regimes gab es eine weitere Teilung, und Kesten wies darauf hin, dass es nun vier Gruppierungen von Literaten gab: westdeutsche Schriftsteller, ostdeutsche Schriftsteller, nationalsozialistische Schriftsteller und die Emigranten.
Westdeutsche und ostdeutsche Literatur hatten kaum Berührungspunkte und lebten in verschiedenen Sphären, die Werke der zu Zeiten des Dritten Reichs erfolgreichen Schriftsteller erfuhren keine Neuauflagen, und die Emigranten schließlich hatten nach ihrer Rückkehr nach Deutschland mit dem Problem der Verlagssuche zu kämpfen, da sie sich nicht mehr auf ihre Verlagshäuser in der Emigration beziehen konnten und die Publikationsmöglichkeiten in Deutschland vor allem unmittelbar nach dem Krieg defizitär waren, da eine finanzkräftige Publikumsschicht vor allem zu Anfang der fünfziger Jahre kaum vorhanden war.
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