Literatur 1951 - Das literarische Jahr 1951
Das Jahr 1951 war in der
deutschen Literatur nach wie vor geprägt vom
Schatten des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts,
die Trümmer, die von der Geschichtskatastrophe
hinterlassen worden waren, galt es aufzuräumen, neu
zu verwenden und daraus ein Fundament zu bauen, auf
dem ein neues Leben errichtet werden konnte.
Wenige Jahre zuvor hatte bereits die Aufarbeitung
der Stunde Null begonnen, im Jahr 1947, zwei Jahre
nach Beendigung des Krieges aufgrund der
Kapitulation Deutschlands hatte sich die Gruppe 47
zusammengefunden. Diese lose Formation von
Schriftstellern hatte sich nach ihrem Gründungsjahr
benannt, Initiator war der Schriftsteller Hans
Werner Richter gewesen. Zu den Mitgliedern der
Gruppe, die keine offiziellen Gründungsstatuten
hatte und deren Vorgehensweise bei öffentlichen
Lesungen diverser Autoren bis heute Zielpunkt
scharfer Kritik ist, gehörten so prominente Autoren
wie
Günter Grass,
Ingeborg Bachmann, Alfred
Andersch,
Ilse Aichinger oder Günter Eich.
Gerade zu Beginn der 50er Jahre war es dem Kultur-
und Literaturbetrieb angelegentlich um eine neue
Zielrichtung innerhalb schriftstellerischen Wirkens
zu tun. Mehr und mehr verabschiedete man sich vom
spröden, kargen Ton der Kahlschlagliteratur, die
unmittelbar auf die Kriegsjahre gefolgt war, der
nüchtern-prosaische Realismus konnte zunehmend
poetisch überformten Texten weichen, für die im
direkten Schatten des Krieges kein Platz gewesen zu
sein schien.
1950 war auch der Preis der Gruppe 47 ausgerufen und
zum ersten Mal (an Günter Eich) verliehen worden, im
Jahr 1951 erhielt diese Auszeichnung der
linkskatholische Schriftsteller
Heinrich Böll.
Doch nicht nur der Gruppe 47 war eine Neubewegung in
der Literatur wichtig, auch andere erkannten die
Zeichen der Zeit und die Notwendigkeit einer neuen
Basis für das kulturelle Leben in Deutschland, das
während des Regimes der Nationalsozialisten auf so
grausame Weise ideologisiert und für politische
Zwecke instrumentalisiert worden war.
Der
Georg-Büchner-Preis, der zuvor nur an Autoren
vergeben worden war, die entweder aus Hessen, der
Heimat Georg Büchners stammten oder zumindest eine
geistige Verwandtschaft mit Hessen aufweisen
konnten, wurde nun als allgemeiner Literaturpreis
ausgelobt. Bis heute gilt der Georg-Büchner-Preis
als wichtigste literarische Auszeichnung
Deutschlands. Im Jahr 1951 also wurde er zum
allerersten Mal in seiner Form als offizieller
Literaturpreis, unabhängig von regionalen Wurzeln,
verliehen. Der Preisträger war Gottfried Benn, einer
jener Schriftsteller, welche die Jahre des Krieges
und des Naziregimes in der Inneren Emigration
verbracht hatten und der seinen vor dem Krieg vor
allem expressionistischen Gedichten in den 1950er
Jahren eine neue Richtung verlieh.
<<
Literatur 1950
|
Literaturjahr
1952 >>