Autochronik 1958 - Vom Kleinwagen zur
Mittelklasse
Die Bundesbürger leisteten sich
auch im Autojahr 1958 einen angemessenen
Wohlstand – so gut
es ging! Knapp drei Millionen
PKW waren jetzt schon auf den deutschen Straßen
unterwegs – und damit hatte sich die Zahl der
Fahrzeuge zum Autojahr 1955 sogar schon
verdoppelt! Mittlerweile gingen immer mehr mit
dem eigenen Auto „auf Reisen“ – viele Autobahnen
waren zwar noch nicht gebaut, aber wenigstens
schon in Planung. Im Autojahr 1958 lag die
Eisenbahn als Reiseverkehrsfahrzeug immer noch
ganz weit vorne. Seit einem Jahr gab es das
(neue) Straßenverkehrsgesetz, dass in
geschlossenen Ortschaften nur noch 50 km/h
schnell gefahren werden darf. Diese Maßnahme
hatte dazu beigetragen, dass die extrem hohen
Unfallzahlen (mit Personenschäden) etwas
zurückgegangen waren (von 12.700 getöteten
Menschen im Jahre 1957 auf fast 12.150
Verkehrstote). Der Verkauf von den einst so
beliebten
Motorrädern ging im Autojahr 1958
drastisch zurück – das Auto war unaufhaltsam auf
dem Vormarsch! Einige Kraftrad-Hersteller waren
sogar gezwungen, ihre Produktionen auf PKW
umzustellen. (Fast) jeder hatte den Wunsch, den
Komfort und vor allem die Mobilität eines (Klein)Wagens
genießen zu können.
Das Auto bringt eine ganze Gesellschaft
auf Touren!
Das Neckarsulmer Motorrad-Unternehmen war ein
erfolgreiches Beispiel für diesen

NSU Prinz
Produktwechsel. Der damals weltgrößte
Motorradhersteller produzierte im Autojahr 1958
erstmalig den kleinen NSU „Prinz“. Dafür bekam
das Werk extra eine neue und moderne Autohalle,
in der der „Prinz“ in Serie gehen konnte. Der
20-PS-Motor (später 23 PS) brachte es immerhin
auf eine Höchstgeschwindigkeit von 105 km/h.
Gleichzeitig gab es auch den so genannten
„Sport-Prinzen“ – ein schnittiges Coupé mit 2 ½
Sitzen. Der Zweiradunternehmer Victoria bezahlte
für den Versuch, erfolgreich (Klein)Wagen
herzustellen, rund drei Millionen D-Mark
„Lehrgeld“. Der „Spatz“ verkaufte sich so
schlecht, dass Victoria die Produktion nach nur
drei Jahren wieder einstellen musste. Die
Maschinen wurden im Autojahr 1958 kurzerhand
gestoppt. Danach ging es glücklicherweise wieder
mit der Herstellung von Motorrädern weiter – die
Mitarbeiter waren somit haarscharf an einer
Betriebsschließung vorbeigekommen. Auch der
Zweiradproduzent Zündapp stellte den Bau des
Kleinwagens „Janus 250“ im Autojahr 1958 wieder
ein. Es fanden sich einfach zu wenige Käufer –
scheinbar waren die noch nicht für das doch
außergewöhnliche Fahrzeug bereit. Fahrer und
Beifahrer saßen im „Janus 250“ Rücken an Rücken.
Andere Unternehmen hatten weniger Ausdauer und
standen nach solch´ einem
Umstrukturierungsversuch vor dem direkten Aus!
Mehr Auto für mehr Fahrspaß!? Ein „Hoch“ auf
die Mittelklasse!
Immer mehr Autofans liebäugelten im Autojahr
1958 mit der Mittelklasse – im Gegensatz zum
Opel Kapitän
Kleinwagen bot die (noch) mehr Fahrkomfort –
mehr PS und eine höhere Fahrgeschwindigkeit.
Opel präsentierte seinen neuen Kapitän P1 im
Autojahr 1958 – und der ging immerhin
(insgesamt) rund 35.000 Male „über die
Ladentheke“. Ein echter Erfolg für den
Rüsselsheimer Hersteller! Der stattliche Wagen
bot eine Länge von 4,80 Meter – hatte einen
2,5-Liter-Motor und satte 80 PS. Der Kapitän
wurde für das neue Autojahr 1958 „aufgemotzt“
und bekam ein schnittigere Karosserie –
Panorama-Scheiben und viel glänzendes Chrom.
Außerdem überzeugte er mit einer modernen
Zwei-Farben-Lackierung! Am Ende wurde der P1
allerdings nur ein Jahr lang produziert – immer
wieder bemängelt wurden vor allem die kleinen (Hinter)Türen
– die für Erwachsene extrem unbequem zu benutzen
waren. Und auch Daimler-Benz „rüstete“ auf – der
Mercedes-Benz 190 bekam im Autojahr 1958 neue
Ausstellfenster und wurde erstmalig mit einem
Dieselmotor ausgestattet. Im selben Jahr führte
der Nobelhersteller auch den Mercedes-Benz 220
als SE ein – hier gab es eine stärkere
Motorisierung und mehr Technik (wie z.B. eine
Benzineinspritzung). Übrigens: auch im Autojahr
1958 war und blieb der VW Käfer das meist
verkaufte und damit auch beliebteste Auto bei
den deutschen PKW-Herstellern.
Werbung