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Das Musikjahr 1946 - Jazz und Swing nun auch in
Deutschland
Das Jahr 1946 brachte nach dem Schrecken des Zweiten
Weltkriegs viele neue Aufgaben mit sich. Daneben
mussten Erinnerungen vergessen werden, Familien
warteten auf die zurückkehrenden Angehörigen oder
mussten deren Tod in Kauf nehmen. Diese Sehnsüchte
drückten sich in vielen Liedern aus, darunter in
denen von Billie Holiday oder Bing Crosby, zum
Beispiel in „I’ll Be Seeing You“.
Gerade die Frauen demonstrierten in Deutschland
Aktivität und Stärke, räumten die Trümmer weg,
organisierten den Wiederaufbau. Der Westen
Deutschlands wurde von den westlichen Siegermächten
besetzt, der Osten durch die Sowjetunion, die dort
ihren kommunistischen
Einfluss geltend machte. In
Berlin zeigte sich die Aufteilung der Siegermächte
besonders katastrophal, dort war eine einzige Stadt
in vier Zonen zersplittert.
Dennoch freuten sich die Menschen über den Frieden.
Bei den „Nürnberger Prozessen“ wurden sieben
Todesurteile verkündet, ein Programm zur
Entnazifizierung wurde entwickelt. Die Erleichterung
machte sich auch in der Musik bemerkbar.
Evelyn Künneke sang „In Tirol steht ein Berg“ und
Horst Winter „Holli-ahi“, die überall aufkommenden
Einflüsse von Swing und
Jazz fanden zwar kaum nach
Deutschland, dagegen einige internationale Titel und
die ersten Vorreiter des Rock 'n' Rolls.
In Amerika feierten weiterhin Größen wie Bing
Crosby,
Frank Sinatra oder Dean Martin ihre Erfolge,
und Perry Como brachte den Hit „Prisoners of Love“
heraus, der ihn zum populärsten Musiker des Jahres
machte. Interessanterweise waren die meisten
erfolgreichen Sänger der Vierziger auch häufig in
großen Hollywood-Filmproduktionen zu sehen.
Gleichfalls die Jazz-Sängerin Billie Holiday. 1946
hatte sie an der Seite von Louis Armstrong einen
Auftritt in „New Orleans“. Leider musste die
erfolgreiche Sängerin mit dem Filmdreh auch einige
Enttäuschungen in Kauf nehmen. Sie hatte
vorausgesetzt, sich selbst spielen zu dürfen,
erlaubt war ihr allerdings dann doch nur die Rolle
eines Dienstmädchens. Auch machte sich ihre starke
Heroin-Abhängigkeit bemerkbar und ihr Ehemann, der
Trompeter Joe Guy, wurde vom Drehort verbannt, da er
sie ständig mit Stoff versorgte.
Gerade die Vierziger waren auch die Jahre, die sich
in der Beliebtheit von Big-Bands und
Jazz
ausdrückten. Die Zeit des Optimismus’ war in vollem
Gange, die Soldaten kehrten aus dem
Krieg zurück,
viele Menschen aus der Kriegsgefangenschaft.
Familien schlossen einander wieder in die Arme.
Lieder wie „Over the Rainbow“ von Judy Garland
vermittelten neue Hoffnung.
Doris Day, „The Andrew Sisters“, Connie Francis oder
Rosemary Clooney waren angesagt. Billie Holiday, Nat
King Cole oder Bing Crosby standen bei spektakulären
Events auf großen Bühnen, vor mächtigen Big-Bands,
die mit mehr als zwanzig Musikern besetzt waren. Cab
Calloway war einer der angesagten Sänger dieser Zeit
und steuerte den Song „Minnie the Moocher“ für den
Zeichentrickfilm „Betty Boop“ bei.
Jene Swing-, Bebop-Jazz- und
Boogie-Woogie-Blues-Variationen hatten einen
erheblichen Einfluss auf den kommenden Rock 'n'
Roll, der dann in den Fünfzigern seinen Höhepunkt
erreichen sollte.
1946 begann aber auch B. B. King seine Karriere,
brachte erste Blues-Titel heraus, trat besonders
häufig in Memphis/Tennessee auf, der Stadt, die
später auch einem anderen „King“ Unterkunft bieten
sollte. Zur gleichen Zeit nahm Bill Haley sein
erstes Projekt in Angriff. Er gründete die Gruppe „The
Down Homers“ und nahm einige Songs auf, die sogar im
Radio gespielt wurden.
Ebenfalls wurde „The Gypsy“ von „The Ink Spots“ 1946
ein Renner, die vorher schon mit „To Each His Own“
in den Charts erschienen waren. Die Gruppe wurde
später als einer der frühen Einflüsse auf den Rock
in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen. All
ihre Songs bestanden aus vier identischen, leicht
abgewandelten Gitarrenakkorden. Dem Erfolg hat es
nicht geschadet.
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