1940
1941
1942
1943
1944
1945
1946
1947
1948
1949
Das Musikjahr 1945 - Letztes Konzert vom „Trio
Lescano“
Dass 1945 der Zweite Weltkrieg seinem Ende zuging,
war nach den vorangegangenen Niederlagen
Deutschlands vorhersehbar. Anfang des Jahres
schlugen sich die Amerikaner weiter nach Deutschland
durch, die deutschen Truppen kapitulierten, die
Russen marschierten in den zerbombten Städten ein.
Adolf Hitler beging am 30. April Selbstmord.
Wie jeder Krieg hatte auch dieser ein Trümmerfeld
hinterlassen, übersät mit Tod und Chaos. Nicht nur
in Deutschland, überall waren die Verluste groß,
England, Frankreich und die Vereinigten Staaten
hatten jeweils mehr als 500.000 Kriegstote zu
beklagen, sieben Millionen Deutsche starben,
vierzehn Millionen Menschen in Russland, davon mehr
als die Hälfte
Zivilisten. Die „Konferenz von Jalta“
fand statt, die Siegermächte teilten Deutschland
unter sich auf. Gegen Ende des Jahres, im November,
fanden die berüchtigten „Nürnberger Prozesse“ statt,
um die Kriegsverbrecher zu bestrafen.
Deutschland lag in Trümmern. Das Ende des Krieges
brachte nicht nur Erleichterung, sondern auch viel
Arbeit und Wiederaufbau mit sich. Kriegslieder
wurden nun weniger gesungen und gehört, vielmehr
wurde auf Musik zurückgegriffen, die in der
Vorkriegszeit gespielt worden war.
Auf deutschem Boden sollte die Musik vor allen
Dingen vom Krieg ablenken, die Stimmung heben. Der
deutsche Schlager war beliebt, behandelte die Liebe,
das Reisen und andere schöne Erfahrungen. Häufig
diente die Musik gleichzeitig Theateraufführungen
oder war Titelmusik von Filmen. Der Auftritt fand
auf großen Bühnen statt, war begleitet durch Tanz
und Schauspiel.
Marika Rökk sang 1945 von Nächten, in denen der
Mensch nicht gerne alleine war. Hans Albers sehnte
sich nach „La Paloma“ und Zarah Leander brachte ihr
„Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“
heraus. Gerade letzteres Lied vermittelte sehr gut,
wie die damalige Stimmung der Menschen sich
auswirkte.
In Amerika wiederum feierte Bing Cosby große
Erfolge. Er wurde neun Mal als „Top-Sänger“
ausgezeichnet, in den Hitparaden war er mit „Don’t
Fence Me In“ und gegen Ende des Jahres noch einmal
mit „It’s Been a Long, Long Time“ vertreten.
Auch wenn die Leute in den USA nicht selbst
betroffen waren, der Krieg sie nur am Rande
gestreift hatte, war der Drang, wie überall auf der
Welt, vorhanden, das Gewesene zu vergessen und das
neue Leben zu feiern. Der Swing war angesagt, der
sich in fröhlichen Klängen entfaltete, angeführt in
den Charts von Les Brown, der die Welt mit seinem
Saxophon unterhielt.
Les Brown war auch derjenige, der
Doris Day als
Sängerin für seine Band engagierte, die allerdings,
aufgrund ihrer Hochzeit und Ehe, die ganze zwei
Jahre hielt, erst einmal wieder verschwand und dann,
nach der Scheidung, direkt wieder aufkreuzte. 1945
erschien von den beiden der Nummer-Eins-Hit
„Sentimental Journey". Dieses Lied war gleichzeitig
auch die Erkennungsmelodie, die die heimkehrenden
Soldaten in den Staaten willkommen hieß. Ein
weiterer Hit von Les Brown war „My Dreams Are
Getting Better All the Time“.
Der Swing wurde auch von den „Andrews Sisters“
erfolgreich in Szene gesetzt. Ihr Song „Rum and
Coca-Cola“ war 1945 schwer angesagt.
Während des Krieges waren die drei Schwestern in den
Krisengebieten unterwegs, um die amerikanischen
Truppen zu unterhalten, darunter in Nordafrika und
Sizilien. „Rum and Coca-Cola“ wurde ihr
erfolgreichster Titel und wurde zweimal Teil eines
Plagiatprozesses, da der Verfasser des Textes,
Rupert Westmore Grant, den Song urheberrechtlich
schützen ließ. Leider wusste der Komödiant Morey
Amsterdam davon nichts. Er arbeitete 1943 als
Entertainer für die amerikanischen Soldaten und bot
den Song der Sängerin Jeri Sullivan an, ließ ihn nun
seinerseits urheberrechtlich registrieren. Als die
„Andrews Sisters“ das Ganze dann zu einem
Erfolgsschlager machten, erhoben gleich mehrere
Leute Anspruch auf die Rechte.
Dabei war der Song anfangs gar nicht so
vielversprechend, zumal darin Alkohol verherrlicht
wurde und sich mit dem Verweis auf das andere
Getränk Werbung einschlich, die, außer vom Konzern
selbst, nicht gerne gesehen war. Auch die leisen
Andeutungen der Prostitution im Text wurden
kritisiert.
Nichtsdestotrotz landete der Song auf Platz Eins und
verkaufte sich millionenfach.
Während Perry Como „Till the End of Time“ sang und
in den Charts landete, die Blues-Sängerin Ruth Brown
gerade durch ihren „Bing Crosby“-Song im „New Yorker
Apolla Theater“ entdeckt wurde und ihren
Zukünftigen, den Trompeter Jimmy Brown, kennenlernte,
für den sie ihre Familie verließ, um ihn zu
heiraten, nahm der Jazz-Musiker Charlie „Bird“
Parker 1945, gemeinsam mit Miles Davis, die ersten
Songs auf, die beim Publikum durch die
unterschiedlichen Interpretationen großartig ankamen
und seinen Weg zum Erfolg ebneten.
<<
Musikjahr 1944
|
Musikjahr
1946 >>