Das Modejahr 1948 Mode – Pariser Schick wird
nachgeahmt
Zwei Linien neuer Modetrends waren aus Paris zu
verzeichnen und eine Zweiteilung Deutschland warf
ihre Schatten voraus. Der sogenannte
Kalte Krieg
hatte begonnen. Zudem verursachte die Währungsreform
in Berlin ein finanzielles Chaos. Da nur die
Westsektoren mit dem neuen Geld ausgestattet werden
sollten, hielt man die Auszahlung bewusst knapp. In
der sowjetisch besetzten Zone galt nach wie vor die
Ostmark. Innerhalb der Stadt erblühte der
Devisenhandel. Bei Geld hörte eben auch die
Freundschaft der Alliierten auf. Das Bündnis, das
die Siegermächte einst geschlossen hatten, war
ohnehin schon zerbrochen.
Während im Westen Berlins und in ganz Deutschland
allmählich eine leichte Besserung der
Versorgungslage zu spüren war, hatten der Osten des
Landes und die Sowjet-Zone in Berlin noch sehr mit
der Mangelwirtschaft der Nachkriegszeit zu kämpfen.
Doch die Knappheit an Stoffen und moderner Kleidung
war noch im ganzen Land auffallend. Nach wie vor
waren die Frauen angehalten zu improvisieren. Und
das gelang ihnen auch. Die ersten Knickerbocker
entstanden aus alten Soldatenhosen. Wolldecken, die
in CARE-Paketen enthalten waren, lieferten den Stoff
für warme Mäntel. Die Nachkriegsmode war voller
Ideen. Das war unbestreitbar, sah man einmal davon
ab, dass diese Mode die Frauenherzen nicht voll und
ganz befriedigte. Was war schon eine Bluse aus
Fallschirmseide, die man selbst nähte, gegen eine
Haute-Couture-Kreation von Dior? Doch immerhin gab
es neue Zeitschriften, die mit ihren Vorschlägen und
Schnittmustern versuchten, den modischen Sehnsüchten
der Frauen gerecht zu werden.
Während in Deutschland der Mann noch immer ein
Stiefkind der Mode war, hatte sich in Frankreich ein
junger Mann namens Jacques Fath der Herrenmode
angenommen und wenigstens für festliche
Gelegenheiten eine Frackhose kreiert, die Mann mit
einer kurzen Spencerjacke tragen sollte. Beides war
aus schwarzem Tuchstoff gefertigt. Dazu hatte Fath
eine Weste vorgestellt, deren Satin-Stoff durch
seinen Glanz den abendlichen Anlass unterstrich. Ein
gelungenes Ensemble, doch für den einfachen Mann
nicht bezahlbar. In England dagegen setzte man auf
einen „bold look“, einem sogenannten kühnen Look.
Der gab für den Herrenanzug breite, gerade Schultern
vor und ein langes Jackett, das ein wenig sackförmig
war. Auch das konnte sich noch kaum ein Mann
leisten. Vielleicht war Mann auch nicht so erpicht
darauf, denn die Kreation war zwar kühn, sah aber
recht unförmig aus.
Im Laufe des Jahres begeisterten sich immer mehr
Frauen an Diors „New Look“. Selbst Hausfrauen
bemühten sich krampfhaft, genügend Stoff für die
weiten Röcke zu bekommen, die man in Paris längst
trug. Doch auch der Kompromiss, zu einem eng
taillierten Oberteil einen schmalen Rock zu
schneidern, war en vogue. Hauptsache war, dass Frau
die strenge Senkrecht-Silhouette mit breiten
Schultern nicht mehr tragen musste. Den Blick auf
Paris gerichtet, gewann das modische Interesse
zunehmend an Bedeutung.
Dass sich die Mode in Zukunft verändern würde, war
abzusehen, denn die magere Zeit war vorbei,
zumindest im Westen Deutschland. Mit der
Währungsreform waren über Nacht die Regale der
Lebensmittelgeschäfte voller Waren. Man konnte
endlich wieder essen, was man wollte – und bald
würden die Figuren das beweisen, denn sich wieder
satt essen zu können, bedeutete nicht, gesund zu
leben. Erkenntnisse darüber kamen später, als die
Menschen längst satt waren und bereits nach
Delikatessen verlangten. Doch vorerst genossen sie
die vollen Regale, die weit schwingenden Röcke und
die neue Heiterkeit, mi der beispielsweise Theo
Lingen seinen „Theodor im Fußballtor“ besang.
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