Das Modejahr 1945 Mode – Pariser Puppen
Städte waren zerbombt, Menschen waren Opfer der
Bombardements geworden und Deutschland lag in Schutt
und Asche. Das Wort Frieden hatte erst seit dem 8.
Mai wieder einen neuen Inhalt, als die
West-Alliierten mit den Truppen der Roten Armee
zusammen trafen und Deutschland zur endgültigen
Kapitulation zwangen. Die Hinterlassenschaft des
Zweiten Weltkriegs war ein millionenfacher
Völkermord und Menschenvernichtung im eigenen Land.
Viele Soldaten, die nicht gefallen waren, blieben
als Kriegsgefangene der Heimat fern. Endlich
war
Frieden, aber um welchen Preis?
Dennoch waren die Menschen bereit, neu anzufangen.
Das typische Bild auf den Straßen waren Trümmer und
zahllose Frauen, die sie bemüht waren, wegzuräumen.
Die Trümmerfrauen waren gewiss nicht sehr modisch
gekleidet. Die Hosen, die sie aus praktischen
Erwägungen heraus trugen, hatten einst ihren Männern
gehört. Ebenso die zu großen Hemden, die sie trugen.
Die Haare, wenn sie nicht gerade kurz waren, wurden
unter Tüchern getragen, die über der Stirn geknotet
waren. Diese Art Kopfschmuck hatte sich bereits im
Vorjahr bewährt und entstammte keiner
Designer-Linie.
Langsam nahm der endgültige Frieden im Bewusstsein
der Menschen seinen Platz ein. Die wohlhabende
deutsche Nachkriegsfrau informierte sich bereits mit
großem Interesse über die erste
Nachkriegsmodenschau, die in Paris stattfand und
deren Mannequins 27 Puppen waren. Die neuen
Modezeitungen „Berlins Modenblatt“ und „Chic“, um
nur zwei Beispiele zu nennen, berichteten über die
Pariser Schau, die mit ihren Modell-Puppen großes
Aufsehen erregte. Diese Schau unter dem Namen
„Théâtre De La Mode“ ging auf Tournee und zeigte in
Europa und Nordamerika die Pariser Mode. Nun gab es
sie wieder – die berühmte Haute Couture von Paris.
Für die Bedürfnisse der einfachen Frauen war die
Orientierung an Trends noch weit. Zunächst wurden
Uniformjacken umgearbeitet. Es gab Sommerkleider,
die aus Fallschirmseide genäht werden mussten und
Zeltbahnen, aus denen Mäntel entstanden. Weil
Material knapp war,
sparten die Frauen auch
übergangsweise an der Saumlänge. Die Röcke bedeckten
kaum das Knie. Und da auch Nahrungsmittel schon
lange nur notdürftig vorhanden waren, half man der
Körperfülle durch wattierte Schulterpartien ein
wenig nach. Während die Haute Couture in ihrer
großen Schau bereits fröhliche Silhouetten für
feminines Aussehen kreierte, musste sich die
deutsche Trümmerfrau noch ans Improvisieren halten.
Doch die Sehnsucht nach neuer Mode war groß. Den
Schick, der von Paris ausging, wollten alle Frauen
haben. Er war vielfältig, bot schmale und enge
Schnitte, in jedem Fall aber waren es betont
weibliche Formen. Für die einfache Frau war all das
viel zu kostspielig. Aber dass es Mode wieder gab,
dass mit neuen Trends zu rechnen war, motivierte die
Menschen zweifellos. Und die Erwartung in die
friedliche Zukunft war groß.
Die Herrenmode war nach dem Krieg unspektakulär. Den
Männern, die heimgekehrt waren, nähten die Frauen
aus der Uniformkleidung zivile Jacken und Hosen.
Wenn noch etwas aus der Vorkriegszeit vorhanden war,
wurde es aufgetragen. Doch auch diese Garderobe
musste geändert werden, denn viele Männer litten an
Unterernährung, deshalb hatte sie eher das
Bedürfnis, Hunger und Durst zu befriedigen, als nach
einem modischen Trend Ausschau zu halten. Noch war
der Frieden für sie neu und in ihren Gedanken
klangen noch der Kanonendonner und die Schreie der
sterbenden Kameraden nach.
Der Modeschöpfer
Ed Hardy
wurde 1945 geboren.
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