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1929
Das
Sportjahr 1921 – Frauen veranstalteten ihre
eigene Olympiade
Die erste Frauen-Olympiade
Die Frauen hatten es satt, dass sie im sportlichen
Bereich so wenig Anerkennung bekamen. Allen voran
war es auch das Internationale Olympische Komitee
(IOC), von dem die Frauen im Sport wirklich nur am
Rande wahrgenommen wurden.
Es hatte sich im Vorjahr
geweigert, weibliche Leichtathletinnen zu den VII.
Olympischen Spielen 1920 zuzulassen. Diese
Diskriminierung wollten sich die Sportlerinnen nicht
länger gefallen lassen und veranstalteten aus
Protest ihre eigene Olympiade. Als „Erste Olympische
Frauenspiele“ fand diese Veranstaltung vom 24. bis
zum 31. März 1921 in Monte Carlo statt. Der
International Sporting Club de Monaco hatte diese
Frauenolympiade organisiert. Aus England,
Frankreich, der Schweiz und aus Italien beteiligten
sich etwa 100 Frauen an den Wettkämpfen. In den
Leichtathletik-Disziplinen Hürden- und
Staffelsprints, Hoch- und Weitsprung, Speerwerfen
und Kugelstoßen zeigten die Frauen, dass sie ihren
männlichen Konkurrenten ebenbürtig waren. Es gab
auch ein Basketball-Turnier und zahlreiche
Vorführung im Bereich der Sportgymnastik. Allerdings
fielen die Hockey- und Fußballspiele aus. Doch
Frauen-Fußball war längst kein Novum mehr. Der „Fémina
Sport Paris“ zum Beispiel war ein überaus
erfolgreicher Verein im Frauen-Fußball. Zu
Olympiaden durften Frauen nur in ausgewählten
Sportarten antreten wie Tennis, Bogenschießen, Golf,
Eislauf und Schwimmen.
Die Frauen-Olympiade, die insgesamt vier Mal
ausgetragen wurde, wurden 1926 in Frauen-Weltspiele
umbenannt, weil das IOC und der
Weltleichtathletik-Verband IAAF gegen den Begriff
Frauen-Olympiade protestiert hatten. Das änderte
nichts an der zunehmenden Beteiligung. Im Jahr 1921
wurden die meisten Wettbewerbe von den Damen aus
Großbritannien und den französischen Sportlerinnen
gewonnen. Einer der Stars der Olympiade war die
britische Sportlerin Mary Lines, die unter anderem
eine Goldmedaille im Speerwerfen errang.
Die Bedeutung der Frauen-Olympiade war in erster
Linie die Vorreiterrolle, die sie einnahm, bis
Frauen und Männer gemeinsam an olympischen
Wettkämpfen teilnehmen konnten. Heute eine
Selbstverständlichkeit. Zum Beginn des Jahrhunderts
mussten sich die Damen sehr anstrengen und ihre
Anerkennung – nicht nur im sportlichen Bereich –
mühsam erkämpfen.
Dazu kam bei der Frauen-Olympia auch der modische
Aspekt. War die Olympiade selbst schon eine
Sensation, so war die Tatsache, dass Frauen sich
öffentlich in Sportkleidung zeigten, einmal mehr
eine Sensation. Eine Ungeheuerlichkeit sozusagen,
denn es war bisher tabu gewesen, dass sich die
Sportlerinnen so präsentierten. Besonderes Aufsehen
erregten hierbei die kurzen Hosen der
Leichtathletinnen.
Radsport
Sechstagerennen in Paris
Die Fahrer des Sechstagerennens von Paris, das vom
20. bis zum 26. Februar 1921 veranstaltet wurde,
hatten sich vergeblich bemüht, gegen die harten
Wettkampf-Bedingungen zu protestieren. Am letzten
Tag kam es zu einem Eklat. Die Direktion des Rennens
hatte den Fahrern eine Pause verweigert, die die
völlig übermüdeten Sportler verlangt hatten. Um
ihrem Protest Ausdruck zu verleihen, stiegen die
Fahrer von ihren Rädern und schoben sie ein paar
Runden lang zu Fuß um die Bahn. Allerdings wurde
diese Protestaktion von den Zuschauern kaum
wahrgenommen. Die amüsierten sich ungestört weiter,
tranken Champagner und plünderten das kalte Buffet.
Der „Streik“ verpuffte und die Fahrer drehten
schließlich ihre letzten Runden wieder im Sattel.
Sieger wurde der Franzose Georges Sérès (1887-1928)
mit dem Schweizer Oscar Egg (1890-1961).
Giro d’Italia
Vom 25. Mai bis zum 12. Juni 1921 wurde der 9. Giro
d’Italia ausgetragen. Zehn Etappen über eine
Gesamtlänge von 3.107 Kilometern waren zu
bewältigen. Die Italiener konnten einen dreifachen
Triumph feiern. Als erster erreichte Giovanni
Brunero (1895-1934) in Mailand das Ziel. Ihm folgte
Gaetano Belloni (1892-1980) und Dritter wurde
Bartolomeo Aymo (1889-1970). Insgesamt hatten 69
Fahrer an der Rundfahrt teilgenommen, von denen
jedoch nur 27 das Ziel erreichten. Die meisten
Teilnehmer mussten das Rennen auf den Abruzzen- und
Alpen-Strecken aufgegeben.
Tour de France 1921
Zum 15. Mal fand die Tour de France statt und zwar
vom 26. Juni bis zum 24. Juli 1921. Die Tour gilt
als ein Rennen, dessen Strapazen kaum noch zu
überbieten waren, zumal die Strecke seit 1910 durch
die Pyrenäen führte. Bis zum Ziel in Paris schafften
von 123 Fahrern nur 38 Fahrer die Tour über 15
Etappen. Den Gesamtsieg schaffte der belgische
Radrennfahrer Léon Scieur (1888-1969), der schon auf
der zweiten Etappe die Gesamtführung übernommen
hatte und sie dann bis Paris erfolgreich verteidigen
konnte. Zwei Etappensiege konnte er außerdem noch
für sich verbuchen.
Motorsport
Zum ersten Mal nach dem Ersten Weltkrieg wurde
wieder der Große Preis von Frankreich ausgetragen,
dieses Mal in Le Mans. Zwischen 1915 und 1920 hatte
es keine Austragungen gegeben. Der US-Amerikaner
Jimmy Murphy (1894-1924) konnte den Sieg einholen.
Ihm folgte sein Landsmann Ralph De Palma (1884-1956)
und als Dritter fuhr der Franzose Jules Goux
(1885-1965) ins Ziel.
In Berlin wurde am 19. September 1921 die Avus
(Automobil-, Verkehrs- und Übungsstraße) eröffnet,
auf der am 24. und 25. September das 1. Autorennen
veranstaltet wurde, genannt Grundwald-Rennen. Nach
dem Rennen gab man die Strecke für den privaten
Verkehr frei. Kein billiges Vergnügen, denn für das
einmalige Durchfahren mussten stattliche zehn Mark
hingeblättert werden. Eine Vierteljahreskarte
kostete 1.000 Mark. Das erste Autorennen auf der
Avus war nicht durch Absperrungen gesichert. Es
hatte ohnehin den Charakter eines Volksfestes. Zudem
war das Interesse an diesem Eröffnungsrennen enorm
und der Zuschauerandrang entsprechend groß. Das
Hauptrennen gewann der Berliner Lokalmatador, der
Ingenieur Christian Riecken mit der Startnummer 5 in
einem NAG-Rennwagen. Die erste Rekordmarke setzte
aber dennoch der „Raketen-Fritz“, wie Fritz von Opel
(1899-1971) auch genannt wurde. Mit 128,8 km/h hatte
er tags zuvor Furore gemacht.
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