Das Sportjahr 1914 – Sport im Vorfeld des Ersten
Weltkrieges
Eiskunstlauf
Die schweizerische Gemeinde St. Moritz war
Austragungsort für die
Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft 1914 der Damen und
Paare am 24. und 25. Januar. Bei den Damen konnte
die Ungarin Opika von Méray Horváth (1889-1977)
ihren Weltmeistertitel zum dritten Mal in Folge
erringen.
Die Budapesterin sicherte sich den Titel
vor allen Dingen aufgrund ihrer ausgezeichneten
Pflichtdarbietung. Die neun Läuferinnen, die
insgesamt am Start gewesen waren, waren den
zeitgenössischen Berichten zufolge alle ein wenig
enttäuschend gewesen. Die Berlinerin Thea Frenssen
(1895-1980), die auch Deutsche Meisterin war,
erkämpfte sich bei der WM den vierten Platz.
Bei den Paaren konnte das Paar aus Finnland,
Ludowika Eilers-Jakobson und Walter Jakobson, den
WM-Titel im Paarlauf holen. Die beiden Läufer lösten
damit das österreichische Eiskunstlaufpaar Helene
Engelmann und Karl Mejstrik ab.
Am 1. und 2. Februar 1914 wurde die
Eiskunstlauf-Europameisterschaft in Wien
ausgetragen, die aber nur als Herrenkonkurrenz
veranstaltet wurde. Zudem war sie die letzte vor dem
Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Der Österreicher
Fritz Kachler (1888-1973) gewann den
Europameister-Titel. Er hatte in den Jahren 1912 und
1913 ja bereits den Weltmeistertitel errungen. Am
Rande sei erwähnt, dass fast nur Österreicher bei
der Europameisterschaft am Start waren und auch die
Preisrichter bis auf eine Ausnahme aus Österreich
kamen.
Leichtathletik
Die Leichtathletik-Saison im Deutschen Reich wurde
in Berlin mit verschiedenen Lauf- und
Gehwettbewerben eingeläutet, die der Berliner
Sportklub „Comet“ mit einem Crosslauf im Grunewald
eröffnete. Straßenwettbewerbe organisierte der
Berliner Athletikklub in unterschiedlichen
Disziplinen. Während für den Grundwald-Lauf sehr
viele Läufer am Start gewesen waren, wurde der
Berliner Straßenlauf mit einer übersichtlichen
Anzahl von 19 Läufern über 7,5 km ausgetragen. Das
Wettgehen über eine Distanz von 20 km zählte
ebenfalls 19 Starter.
Die deutschen Sportfunktionäre waren ebenfalls
aktiv. Jedenfalls waren sie wachsam und hatte auf
ihrer 17. Hauptversammlung der Deutschen
Sportbehörde für Athletik beschlossen, dass ein
Auslandsstart eines deutschen Athleten einer
Genehmigungspflicht zu unterliegen hatte. Zu groß
war die Gefahr der Abwerbung, mit der bereits
ausländische Vereine an die Athleten herangetreten
waren und sie auch gleich zur Übersiedlung
anhielten.
Fußball
Es war das bisher längste Finale, das ausgetragen
werden musste, um den deutschen Fußball-Meister zu
ermitteln. Der süddeutsche Meister SpVgg Fürth
gewann in Magdeburg vor 4.000 Zuschauern mit einem
3:2-Sieg über den VfB Leipzig, allerdings erst nach
einer zweimaligen Verlängerung. Nach dem Abschluss
der regulären Spielzeit hatte es erst 1:1 gestanden.
Nach der ersten Verlängerung waren zwei Tore
gefallen, für jede Mannschaft eins. Dann fiel die
Entscheidung durch einen Treffer in der 153.
Spielminute für die Fürther Kicker. Die mussten sich
jedoch eine ruppige, harte Spielweise nachsagen
lassen. Für die SpVgg Fürth war der deutsche
Meistertitel der erste für diesen Verein. Die
Leipziger hatten die Deutsche Meisterschaft schon
drei Mal gewonnen, 1903, 1906 und 1913.
Die letzten großen Veranstaltungen vor dem Krieg
Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger am
28. Juni 1914 änderte die Verhältnisse im Deutschen
Reich allmählich, denn eine Generalmobilmachung
wurde durchgesetzt. Doch einige
Sportveranstaltungen, die regelmäßig ausgetragen
wurden, waren davon noch nicht betroffen oder nur
wenig. Beispielsweise die TOUR DE FRANCE.
Es war die 12. Austragung und sie fand vom 28. Juni
bis zum 26. Juli 1914 statt. Die Fahrer mussten 15
Etappen und insgesamt 5.405 Kilometer abstrampeln,
bis sie in Paris ankamen. Insgesamt waren 145
Radrennfahrer an den Start gegangen, von denen nur
54 Fahrer das Ziel erreichten. Der Belgier Philipp
Thys (1890-1971) konnte seinen Vorjahres-Erfolg
wiederholen. Er gewann die Tour de France. Er hatte
für die lange Strecke insgesamt 200:28:48 h
benötigt. Mit 1:40 min folgte ihm der Franzose Henri
Pélissier ins Ziel. Nach dem ersten Renntag war
bekannt geworden, dass Franz Ferdinand in Sarajevo
ermordet worden war. Die Tour konnte zwar noch bis
zum Ende veranstaltet werden, aber anschließend
mussten viele Fahrer wegen der Generalmobilmachung
zum Militärdienst einrücken. Bis zum Jahr 1919 wurde
vorerst keine weitere Tour de France veranstaltet.
Auch der GROßE PREIS VON FRANKREICH, der bei Lyon
ausgetragen wurde, war für einige Jahre der vorerst
letzte. Der deutsche Mechaniker und Rennfahrer
Christian Lautenschläger (1877-1954) mit der
Startnummer 28, der bereits 1908 in Dieppe diesen
Grand Prix gewonnen hatte, war auch 1914
erfolgreich. Es war nicht nur der Sieg
Lautenschlägers, der damit den Höhepunkt seiner
Rennlaufbahn erreicht hatte, sonder auch die
Tatsache, dass mit diesem Rennen der weltweite Ruf
eines Spitzenautomobils, nämlich Mercedes, begründet
werden konnte. Immerhin hatten die auch
Mercedes-Benz-Wagen den zweiten und dritten Platz
für sich „erfahren“ können. Gefahren wurden diese
Autos von Louis Wagner (1882-1960) aus Frankreich,
der den zweiten Platz errang und von Otto Salzer
(1874-1944) aus Deutschland.
Ebenfalls für die Tennis-Sportler sollte es erst
1919 in Wimbledon weitergehen. Doch die 38. Auflage
der WIMBLEDON CHAMPIONSHIPS wurde 1914 noch
ausgetragen und zwar vom 22. Juni bis zum 4. Juli.
In diesen offenen englischen Tennismeisterschaften
wurde der Wimbledon-Sieger von 1910 und 1913, der
Neuseeländer Anthony F. Wilding (1883-1915) von dem
Australier Norman Brookes (1877-1968) besiegt.
Brookes hatte in der vorangegangenen Runde den
deutschen Tennisspieler Otto Froitzheim (1884-1962)
ausgeschaltet.
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