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Filmjahr
1911 – Filmstudio Babelsberg und das erste
Hollywood-Studio
Der dänische Regisseur Urban Gad (1879-1947) und
seine Frau, die Schauspielerin Asta Nielsen
(1881-1872) hatten mit „Abgründe“ einen weltweiten
Erfolg gelandet. Gad drehte nun in Deutschland und
in Dänemark in jenem Jahr 1911 zahlreiche Filme wie
beispielsweise „Heißes Blut“ (Dänemark),
„Nachtfalter“ (Dänemark), „Im großen Augenblick“,
„Der fremde Vogel“ und „Die Verräterin“.
In jedem
Film wurde die weibliche Hauptrolle von Asta Nielsen
verkörpert. Doch der dänische Stummfilmstar, der sie
inzwischen war, drehte auch mit August Bloom
(1869-1947). In Dänemark entstand der Film „Ballettänzerin“,
der im November 1911 seine Uraufführung erlebte.
Nielsen spielte an der Seite ihres Landsmanns
Valdemar Psilander (1884-1917). Mit ihm drehte
Nielsen im selben Jahr in Dänemark „Der schwarze
Traum“ unter der Regie ihres Mannes Urban Gad, eine
Tragödie aus dem Zirkusleben. Als der Film am 19.
August 1911 in die deutschen Kinos kam, war er
wenige Tage vorher von der Zensur mit einem
Jugendverbot belegt worden. Obwohl es ein dänischer
Film war, kam er erst nach der deutschen
Uraufführung in die dänischen Kinos.
In Deutschland wurde im Jahr 1911 das „Filmstudio
Babelsberg“ gegründet. Es ist heute das älteste
Großatelier-Filmstudio der Welt und das größte
Filmstudio Europas, in dem namhafte Regisseure rund
um Berlin berühmte Filme produzierten. Das erste
Gebäude war das gläserne Filmatelier, das auf dem
heute ungefähr 420.000 qm großen Gelände errichtet
wurde. Das Filmunternehmen „Bioscope“ hatte den
Fotografen und Kameramann Guido Seeber (1879-1940)
beauftragt, ein geeignetes Stück Land zu suchen, um
das ursprüngliche Atelier vergrößern zu können.
Unter seiner Anleitung begannen in Nowawes (östlich
von Potsdam auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils
Babelsberg) die Bauarbeiten zu einem Glashaus, in
dem dann im Folgejahr die erste Klappe fiel.
Die Produktionsgesellschaft
„Österreichisch-Ungarische Kinoindustrie GmbH“
brachte im Oktober 1911 den ältesten erhaltenen
Spielfilm Österreichs an die Öffentlichkeit – „Der
Müller und sein Kind“, der seine Premiere in einem
Wiener Kino erlebte. Er hatte eine Spieldauer von 22
Minuten, die fast vollständig erhalten sind. Der
Film basiert auf dem spätromantischen Schauerdrama
des deutschen Schriftstellers Ernst Raupach
(1784-1852). Als es am Wiener Burgtheater 1830
uraufgeführt wurde, hatte es bereits einen großen
Erfolg. Es wurde später bis ins 20. Jahrhundert
hinein jährlich in der Allerheiligenzeit in
zahlreichen Theatern aufgeführt. Der österreichische
Filmregisseur Joseph Delmont (1873-1935) war für die
szenisch-technische Leitung verantwortlich. Die
Kamera bediente Delmont von Hand mit einer Kurbel.
Von der Münchner Polizei wurde der Film verboten.
Die Filmgesellschaft, die diesen Film produziert
hatte, nannte sich im selben Jahr in „Wiener
Kunstfilm GmbH“ um und wurde der führende
Stummfilmproduzent Österreichs. Außerdem begann die
„Wiener Kunstfilm“ mit einer wöchentlichen
Berichterstattung aus Wien und anderen Landesteilen
und bereitete damit der Geschichte der
österreichischen Wochenschau den Boden. Das Deutsche
Reich produzierte ebenfalls Wochenschauen.
Und in den Vereinigten Staaten von Amerika wurde von
David Horsley (1873-1933) das erste Filmstudio in
Hollywood gegründet, die „Nestor Motion Picture
Company“.
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