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Filmjahr
1910 – Asta Nielsen und der US-amerikanische
Star-Aufbau
Der in Dänemark entstandene Film „Afgrunden“
(„Abgründe“) mit rund 40 Minuten hatte im November
1910 in Düsseldorf seine Deutschland-Premiere. Er
gilt als erster abendfüllender Film europaweit.
Unter der Regie von Urban Gad (1879-1947), der auch
das Drehbuch geschrieben hatte, gab Asta Nielsen
(1881-1972), die mit Urban Gad verheiratet war, ihr
Film-Debüt. Die Theaterschauspielerin hatte Urban
Gad im 1909 in Kopenhagen am Neuen Theater kennen
gelernt.
Er war dort Bühnenbildner gewesen und
künstlerischer Berater. Die Theaterrollen
entsprachen zu jener Zeit am Theater nicht den
künstlerischen Ansprüchen von Asta Nielsen und ein
Filmangebot hatte sie aus diesem Grund auch bereits
dem Regisseur Thomas Peter Krag (1868-1913)
abgeschlagen. Im Jahr 1910 blieben für Gad und
Nielsen die Angebote seitens des Theaters völlig
aus. Sie erkannten allerdings die Möglichkeiten des
neuen Genres Film und so entstand „Abgründe“.
Gedreht wurde nach dem Stand der Sonne, da jegliche
künstliche Beleuchtung fehlte. Bei den
Produktionskosten von 8.000 Kronen half ein Freund
von Gad, der in Kopenhagen ein kleines Kino hatte.
Vor der Kamera waren alle Darsteller Neulinge in dem
Metier. Nur der Kameramann Alfred Lind (1879-1959)
hatte bereits Erfahrungen mit dem Film. Wegen der
finanziell sehr beschränkten Situation wurde der
Film innerhalb von acht Tagen abgedreht. Premiere
hatte er am 12. September 1910 im Kopenhagener „Kosmorama“.
Der Film wurde weltweit zu einem großen Erfolg und
gilt heute als Meilenstein der Filmgeschichte.
Allerdings lief der Film in den USA in einer stark
zensierten Fassung. Damit war die Aussage des Films
nicht mehr ablesbar. In Schweden wurde der erotische
Tanz zensiert. Aufgrund des weltweiten Erfolges
erhielten Gad und Nielsen von „Bioscop“ ein Angebot,
nach Deutschland zu kommen und bei Paul Davidson
(1867-1927) PAGU zu arbeiten. Bis 1931 drehten Gad
und Nielsen hier 31 Filme. Asta Nielsen prägte mit
ihrem natürlichen, sparsamen Spiel, frei von
jeglicher Künstlichkeit mehr als mancher Regisseur
die Vorstellung von tatsächlicher „Filmkunst“.
In Österreich gab es die Filmgesellschaft
Saturn-Film, die allerdings keine bahnbrechenden
Produktionen zeigte. Im Januar 1910 wurde die „Erste
österreichische Kinofilms-Industrie“ gegründet, die
erste ernstzunehmende Filmproduktionsgesellschaft
des Landes. Am 8. Februar kam dann der
Dokumentarfilm „Der Faschingszug in Ober-St. Veit“
in die Kinos in Wien. Diese erste Produktion der neu
gegründeten Gesellschaft war zwei Tage vorher
entstanden.
Im selben Jahr wurde auf Betreiben der Gräfin
Walterskirchen ein Gesetz erlassen, das Kindern in
Österreich den Besuch von Kinos verbot. Sie sollten
„geschützt“ werden, weil durchaus nicht jeder Film
für Kinder geeignet war.
In den Vereinigten Staaten von Amerika wurde die
erste Adaption des Romans „Frankenstein“ von Mary
Shelley (1797-1851) fertiggestellt, die unter der
Regie von James Searle Dawley (1877-1949) entstand,
der sich selbst als den ersten professionellen
Regisseur bezeichnete und der auch das Drehbuch
geschrieben hatte. Die Rolle des Monsters wurde von
Charles Ogle (1865-1940) gespielt. Für die damalige
Zeit war den Machern des Films mit der Erschaffung
des Monsters eine sehr gute Tricktechnik gelungen.
Kritik und Zuschauer bescheinigten dem Film einen
großen Erfolg. Die in den Edison-Studios entstandene
erste Frankenstein-Verfilmung galt jahrzehntelang
als verschollen. Erst Mitte der 1970er Jahre wurde
die Existenz des Films bekannt. Nach weiteren fast
dreißig Jahren wurde der Film allgemein verfügbar.
Das Jahr 1910 war in der Filmbranche auch der Beginn
dessen, was man als Starrummel bezeichnet. Die
Schauspielerin Florence Lawrence (1886-1936) war die
erste, die vom Produzenten Carl Laemmle (1867-1939)
auf solche Art „aufgebaut“ wurde. Mit Hilfe der
Presse und falschen Informationen, die dann
korrigiert wurden, kam ihr Name immer mehr ins
Film-Spiel und die Zuschauer hielten bald gezielt
Ausschau nach ihren Filmen. Sie war nicht mehr nur
ein Film-Girl, sie hatte nun einen Namen, der mit
Filmen in Verbindung gebracht werden konnte. An
dieser Art des Bekanntmachens hat sich bis heute
nicht viel geändert.
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