Chronik 1699 - Ende des Großen Türkenkrieges, Ende des Jahrhunderts

Es tat dem ausgehenden 17. Jahrhundert gut, dass gleich zu Beginn des Jahres 1699 der „Friede von Karlowitz“ geschlossen wurde und damit der „Große Türkenkrieg“ beendet wurde, der seit 1683 zwischen der Heiligen Liga europäischer Großmächte und dem Osmanischen Reich ausgefochten worden war. Dem osmanischen Sultan Mustafa II. (1664-1704) wurden große Teile Slawoniens, einer historischen Region im Osten Kroatiens und Kroatiens zugesprochen. Podolien, ein historisches Gebiet in der südwestlichen Ukraine, ging zurück an Polen. Siebenbürgen wurde mit Ungarn wiedervereint und wurde den Habsburgern zugesprochen. Venedig erhielt die Halbinsel im Süden des griechischen Festlands, den Peloponnes. Alle osmanischen Eroberungen, die das Reich im 16. Jahrhundert gemacht hatte, gingen verloren. Ausgenommen das Banat, eine historische Region, die heute in Rumänien, Serbien und Ungarn liegt. Habsburg ging aus dem „Großen Türkenkrieg“ durch den Friedensschluss als europäische Großmacht hervor. Anderenorts braute sich aber schon wieder ein Krieg zusammen – der Große Nordische Krieg. Nach dem Tod des dänischen Königs Christian V. (1646-1699) am 25. August jenes Jahres wurde dessen Sohn Friedrich IV. (1671-1630) der Thronfolger. Einen Monat später schlossen Dänemark und Kursachsen den „Vertrag von Dresden“. August der Starke (1670-1633), König von Polen, verbündete sich mit Dänemark und Russland gegen Karl XII. von Schweden (1682-1718). Dem Bündnis, dass der Schwede Johann Reinhold von Patkul (1660-1707), ein livländischer und sächsischer Staatsmann, für Polen gegen die Schweden schmiedete, trat Peter I. (1672-1725) bei. Der Große Nordische Krieg begann Formen anzunehmen. Johann Reinhold von Patkul, der die Landsknechte Livlands, einer historischen Region im Baltikum, verteidigte, galt als Anstoßgeber des Großen Nordischen Krieges. Ein Konflikt in der Thronfolge durch den Tod des bayerischen Kurprinzen Joseph Ferdinand von Bayern (1692-1699), der auch Fürst von Asturien war, entstand, weil der Erbe des spanischen Throns bereits im Alter von sechs Jahren verstarb. Dieses Ereignis wurde als so gravierend angesehen, dass sich daraus der Spanische Erbfolgekrieg entwickelte, der zwei Jahre ausbrach und erst nach dreizehn Jahren beendet wurde. Im Jahr 1699 verstarb am 21. April auch der französische Tragödiendichter Jean Baptiste Racine (1639-1699). Er zählt zu den bedeutendsten Autoren der französischen Klassik. Die meisten Franzosen setzen ihn immer noch mit Pierre Corneille (1606-1684) auf eine Stufe, manche schätzen ihn sogar noch vor Corneille. Im deutschen Sprachraum war Racine nicht so stark beachtet worden, wenngleich Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) die „Iphigenie“ von Racine kannte und auch Friedrich Schiller (1759-1805) Zugang zu ihm hatte.
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Ereignisse & Schlagzeilen 1699

August II. von Polen verbündete sich mit Dänemark und Russland gegen Karl XII. von Schweden.
Johann Adam I. Andreas aus dem Haus Liechtenstein erwarb die Herrschaft Schellenberg für 115 000 Gulden von den Herren von Hohenems.
Auf dem Gebiet des heutigen Louisiana entstand mit dem vom französischen Entdecker Pierre le Moyne d’Iberville gegründeten Fort Maurepas die erste dauerhafte französische Siedlung aus der sich später die Stadt Biloxi entwickelte. Erster Gouverneur der Kolonie Louisiana wurde Sauvole de la Villantry. Mit seinem Amtsantritt trat unter anderem der Code Noir in Kraft. Er galt hier, bis Frankreich die Kolonie 1763 aufgeben musste.
Die Engländer eroberten Bengalen.
In Rothenburg ob der Tauber wurde das Herrschaftliche Bräuhaus eröffnet.
Isaac Newton entwickelte einen Sextanten, den er 1700 der Royal Society vorstellte.
Der Theologe Gottfried Arnold veröffentlichte sein Hauptwerk, „Die unparteyische Kirchen- und Ketzerhistorie“.
Ein Erdbeben führte zur Zerstörung Jakartas.

Januar 1699

18. Januar
Die Oper „La fede publica“ von Giovanni Bononcini wurde an der Hofburg in Wien uraufgeführt.
26. Januar
Mit dem Frieden von Karlowitz wurde der Große Türkenkrieg zwischen Österreich, Polen, Venedig und dem osmanischen Sultan Mustafa II. beendet. Österreich erhielt große Teile Slawoiens und Kroatiens, Podoien ging zurück an Polen. Siebenbürgen wurde mit Ungarn wiedervereint, das den Habsburgern zuerkannt wurde. Venedig erhielt den Peloponnes. Bis auf das Banat waren damit alle osmanischen Eroberungen des 16. Jahrhunderts wieder verloren. Habsburg wurde mit dem Friedensabschluss zu einer europäischen Großmacht.

Februar 1699

6. Februar
Der Tod des bayerischen Kurprinzen Joseph Ferdinand von Bayern, der den spanischen Thron erben sollte, löste erneut Unsicherheit bezüglich der spanischen Thronfolge nach dem Tod Karls II. von Spanien aus. Der Konflikt führte schließlich zum Spanischen Thronfolgekrieg.
9. Februar
Johann Philipp von Greiffenclau zu Vollraths wurde vom Würzburger Domkapitel gegen den von Wien unterstützten Kandidaten Lothar Franz von Schönborn zum Fürstbischof von Würzburg gewählt. Er wurde der Nachfolger es im Vorjahr verstorbenen Johann Gottfried von Guttenberg. Nachdem Papst Innozenz XII. die Wahl am 1. Juni offiziell bestätigt hatte, empfing Johann Philipp am 5. Juni die Bischofsweihe im Würzburger Dom.
16. Februar
Die Oper „Hercules und Hebe“ von Reinhard Keiser wurde am Theater am Gänsemarkt in Hamburg uraufgeführt.
28. Februar
Die Uraufführung des Opera-ballet „Le canaval de Venise“ von Andre Campra auf ein Libretto von Jean-Francois Regnard, fand an der Academie royale de musique in Paris statt.

März 1699

4. März
Juden wurden aus Lübeck vertrieben.
26. März
Die lyrische Tragödie „Amadis de Grece“ von Andre Cardinal Destouches hatte ihre Uraufführung. Im November des Jahres folgte Destouches „Marthesie“. Die Libretti zu beiden Opern stammten von Antoine Houdar de la Motte.

April 1699

14. April
Die Geburt von Khalsa, der Brüderschaft der Sikh, in Nordindien fand in Übereinstimmung mit dem Nanakshahi Kalender statt.

Mai 1699


 

Juni 1699

11. Juni
England, Frankreich und die Niederlande unterschrieben den Zweiten Spanischen Vertrag.

Juli 1699

6. Juli
Der Piratenkapitän William Kidd wurde in Boston festgenommen.
24. Juli
Hugenottische Glaubensflüchtlinge, die Johann Philipp von Isenburg-Offenbach aufgenommen hatte, gründeten Neu-Isenburg.

August 1699

6. August
Die „HSM Roebuck“ unter Kapitän William Dampier landete in der Haifischbucht in West Australien auf der ersten wissenschaftlichen britischen Expedition nach Australien.
25. August
Friedrich IV wurde nach dem Tod seines Vaters Christian V. König von Dänemark und Norwegen.

September 1699

25. September
Zwischen Dänemark und Kursachsen wurde der Vertrag von Dresden geschlossen. Das Angriffs- und Verteidigungsbündnis wurde von dem dänischen Unterhändler Christian Detlev von Reventlow und dem sächsischen Generalleutnant Jacob Heinrich von Flemming unterzeichnet.

Oktober 1699


 

November 1699

21. November
In Vertrag von Preobraschenskoje trat Zar Peter I. dem Bündnis bei, das in geheimen Verhandlungen Johann Reinhold von Patkul für Polen gegen Schweden schmiedete. Der Große Nordische Krieg gewann an Kontur.

Dezember 1699

  
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