Chronik Peter I. wurde Alleinherrscher im russischen Zarenreich

In Russland war Iwan I. (1666-1696) zum Beginn des neuen Jahres, am 8. Februar, gestorben, der zusammen mit seinem jüngeren Halbbruder Peter I. (1672-1725) als Zar von Russland regiert hatte. Nun war für Peter I. der Weg zur Alleinherrschaft frei. Obwohl er sich anfangs nur wenig für die Regierungsgeschäfte interessiert hatte, nahm seine Wissbegierde mit der Zeit zu und er erlernte die deutsche und die holländische Sprache. Dass ein russischer Zar in einer Ausländersiedlung verkehrte, was Peter I. oft und gern tat, stellte damals einen außergewöhnlichen Bruch mit den Traditionen dar. Sein Interesse für die westeuropäische Kultur nahm ebenso zu wie der Wunsch, eine russische Seemacht aufzubauen. Als Alleinherrscher musste er auf niemanden mehr Rücksicht nehmen und konnte seine Pläne umsetzen. Er legte die Grundlage für eine russische Kriegsmarine und eine Handelsflotte. Das erste Schiff, das Handelsschiff „Sankt Paul“ war im Sommer 1694 vom Stapel gelaufen. Mehr als dreißig Schiffe wurden in jenem Jahr 1696 gegen die Osmanen zu Wasser gelassen. Peter I. gab zum Ende des Jahres der Bojaren-Duma, dem Beratungsgremium der Regierung, sein Vorhaben von der „Großen Gesandtschaft“ bekannt und sorgte damit bei den Bojaren für Bestürzung. Es hatte sich dabei um eine ausgedehnte Reise gehandelt, die Peter I. in den europäischen Westen unternehmen wollten, um so viel wie möglich zu lernen. In Polen war im Sommer 1696 der König Jan III. Sobieski (1629-1696) gestorben. Für die Thronfolge bewarben sich 18 Kandidaten. Zu den Bewerbern gehörte neben dem Sohn des verstorbenen Königs auch der sächsische Kurfürst Friedrich August I., der Starke. Im Folgejahr fiel die Entscheidung tatsächlich zugunsten des sächsischen Kurfürsten aus. Was tat sich in Preußen? Dort wurde vom Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg (1657-1713) die „Academie der Mahler-, Bildhauer- und Architecten-Kunst“ ins Leben gerufen. Aus ihr ging die „Preußische Akademie der Künste“ hervor und heute existiert sie unter dem Namen „Akademie der Künste“ in Berlin. Seit dem Jahr 1696 trug sich der preußische Kurfürst auch mit dem Gedanken an eine Rangerhöhung zum Königtum. Sein Ehrgeiz war es, den zerrissenen deutschen Staat zu vereinheitlichen.
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Ereignisse & Schlagzeilen 1696

In Halle an der Saale wurde die heutige Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt gegründet.
Das Dobbertiner Einschreibebuch wurde eröffnet.
Auf der Nordseeinsel Spiekeroog wurde eine Kirche erbaut. Heute ist die „Alte Inselkirche“ die älteste erhaltene Kirche aller Ostfriesischen Inseln und ist das Wahrzeichen von Spiekeroog.
Die während der Wiener Türkenbelagerung 1683 zerstörte Wallfahrtskirche Maria Lanzendorf wurde neu errichtet.

Januar 1696

27. Januar
Die „HMS Royal Sovereign“ gerät in Chatham in Brand und wird nach 57 Jahren im Dienst zerstört.
31. Januar
In Amsterdam kam es nach Beerdigungsreformen zu Aufständen.

Februar 1696

15. Februar
Ein Anschlag der Jakobiten auf König William III. von England schlug fehl.
25. Februar
Das Trauerspiel „Mahumet II.“ von Reinhard Keiser wurde am Theater am Gänsemarkt in Hamburg uraufgeführt. Vermutlich wurde der osmanische Sultan Mehmed II. von Keiser als Vorbild genommen.
29. Februar
Der ehemalige englische Premierminister Earl Danby wurde der Korruption bezichtigt.

März 1696

7. März
Der englische König William III. verlässt die Niederlande.

April 1696

Im Russisch-Türkischen Krieg begann Zar Peter I. von Russland mit dem Zweiten Asowfeldzug, indem er entlang den Flüssen Woronesch und Don mit der russischen Armee gegen Asow vorrückte.

Mai 1696

2. Mai
Das englische Parlament löste mit der systematischen Einziehung der beschnittenen Münzen aus der Kipper- und Wipperzeit die englische Geldkrise aus.

Juni 1696

13. Juni
Der chinesische Kaiser Kangxi besiegte die Dschungaren unter Khungtaidschi Galdan bei Dsuunmod.
17. Juni
Der polnische König Jan III. Sobieski starb. 18 Kandidaten bewarben sich um seine Nachfolge, unter ihnen Jans Sohn Jakob Louis Heinrich Sobieski, der von Österreich unterstützt wurde, der von Frankreich unterstützte Francois Louis de Bourbon, prince de Conti und der sächsische Kurfürst Friedrich August I. der Starke.

Juli 1696

11. Juli
Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg gründete die kurfürstlichen Academie der Mahler-, Bildhauer- und Architekten-Kunst, die heutige Akademie der Künste in Berlin.
28. Juli
Die Asowsche Festung wurde von den Russen unter General Alexey Schein zurückerobert.

August 1696

26. August
Im Großen Türkenkrieg endete die Schlacht an der Bega zwischen Reichstruppen unter dem Befehl von Kurfürst Friedrich August von Sachsen und ein zum Entsatz von Temeschwar herangeführtes osmanisches Heer unter Sultan Mustafa II. nach verlustreichen Kämpfen unentschieden.
29. August
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg schlossen Savoyen und Frankreich einen Separatfrieden, nachdem Savoyen die Augsburger Allianz verlassen hatte. Frankreich gab die eroberte Stadt Pinerolo zurück. Die Heirat der Tochter von Viktor Amadeus I., Maria Adelaide von Savoyen, mit dem Dauphin von Frankreich, Louis de Bourbon, sollte den Vertrag von Turin festigen.

September 1696


 

Oktober 1696

7. Oktober
Zwischen Frankreich und den Herzogtum Savoyen auf der einen Seite und Spanien und der österreichischen Habsburgermonarchie auf der andren Seite wurde gegen Ende des Pfälzischen Erbfolgekrieges der Vertrag von Vigevano, mit dem Italien neutralisiert wurde, geschlossen. Wilhelm III. von Oranien bezeichnete den Vertrag als „Verrat von Vigevano“. Eugen von Savoyen zog seine Truppen aus Oberitalien ab, die damit für den Großen Türkenkrieg frei wurden.
20. Oktober
Auf Wunsch von Zar Peter I. beschloss die russische Duma den Aufbau einer Marine. Bereits im Mai wurden 23 Galeeren und vier Brander in Dienst gestellt.

November 1696

21. November
Das Schauspiel „Relapse of Virtue in Danger“ von J. Vanbrughe feierte seine Premiere in London.

Dezember 1696

6. Dezember
Zar Peter gab seine Pläne für eine Große Gesandtschaft der Bojarenduma bekannt. Die Bojaren reagierten mit Bestürzung auf die Pläne des Zaren.
7. Dezember
Die Connecticut Route 108, eine der ältesten Highways in den USA wurde bis Trumbull fertiggestellt.
27. Dezember
Die Oper „il trionfo di camilla regina de Voisci“ von Giovanni Bononcini wurde am Teatro san Bartolomeo in Neapel uraufgeführt. 
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