Chronik 1694 - Die Regierungszeit August des
Starken begann
as Jahr hatte mit eisiger Kälte begonnen, die im
Vorjahr schon zahlreiche Menschenleben, besonders in
Frankreich, gefordert hatte. Die Zahl der Todesopfer
ging in die Hunderttausende. Nicht an Kälte, sondern
eines natürlichen Todes starb in Sachsen der
Kurfürst Johann Georg IV. (1168-1694) am 27. April
in Dresden. Er hatte nur knapp drei Jahre lang die
Regierungsgeschäfte in seinen Händen gehabt. Sein
Nachfolger wurde sein Bruder – Friedrich August I.
(1670-1733), der als August der Starke in die
Geschichte einging. Der neue Kurfürst von Sachsen,
der 1697 auch König von Polen und Großfürst von
Litauen in Personalunion wurde, gilt als eine der schillerndsten Personen des ausgehenden 17. und
beginnenden 18. Jahrhunderts und war in Bezug auf
die höfische Prachtentfaltung und der absoluten
Selbstdarstellung dem französischen Sonnenkönig
Ludwig XIV. (1638-1715) durchaus ebenbürtig. Er war
auch ein unerschrockener Kurfürst, hatte sich an
einem Feldzug in den Spanischen Niederlanden
beteiligt und am Krieg gegen Frankreich am
Oberrhein. Nach dem Tod des Bruders, zu dem er immer
ein gespanntes Verhältnis gehabt hatte, begann mit
der Nachfolge Augusts des Starken das so genannte
Augusteische Zeitalter, womit die sächsische
Geschichtsschreibung seine Regierungszeit und die
seines Sohnes zusammenfasst. In England wurde 1693
Wilhelm III. von Oranien-Nassau (1650-1702) durch
den frühen Tod seiner 32-jährigen Gemahlin, Königin
Maria II. (1662-1694), zum alleinigen Herrscher von
England, Schottland und Irland. Die Königin war an
den Pocken gestorben. Wilhelm von Oranien war sehr
bestürzt, als er die Nachricht bekam, dass seine
Frau sterben werde. Er nächtigte trotz der
Ansteckungsgefahr in ihrem Zimmer. Am 28. Dezember
1693 starb sie im Kensington-Palast. Das Ehepaar
hatte keine Nachkommen. Das Volk trauerte ebenfalls
sehr um die geliebte Königin, die die Tochter des im
französischen Exilhof weilenden Jakob II.
(1633-1701) war. Dort verbot der einstige englische
König, dass Trauerfeierlichkeiten und Andachten
abgehalten wurden. Die Beisetzung der Königin fand
in London jedoch mit großem Pomp statt. Für diesen
Anlass hatte der englische Barockkomponist Henry
Purcell (1659-1695) die „Music fort he Funeral of
Queen Mary“ komponiert. Wilhelm von Oranien sah das
frühe Ableben seiner geliebten Gemahlin, die er
während der Ehejahre mehrfach betrogen hatte, als
Strafe für sein sündiges Leben und das der
englischen Nation an. Er ging nie wieder eine Ehe
ein und trennte sich auch von seiner langjährigen
Geliebten Elisabeth Villiers (1657-1733). Aus
deutschen Landen war im Sommer des Jahres 1694 zu
vernehmen gewesen, dass der preußische Kurfürst und
spätere König Friedrich I. (1657-1713) in Halle eine
Universität gegründet hatte. Für diese Lehranstalt
bürgerte sich der Name „Academia Fridericiana“ ein.
Sie entwickelte sich zu einem Zentrum der frühen
Aufklärung und zu einer der meistbesuchten
Hochschulen Deutschlands. .
<<
Das war 1693
|
Das war 1695 >>
Ereignisse & Schlagzeilen
1694
Durch das Bombardement einer
niederländisch-englischen Flotte unter Admiral John
Berkeley wurde die Stadt Dieppe fast vollständig
zerstört. Admiral Berkeley hatte Stellungen der im
Ärmelkanal operierenden französischen Korsaren
vernichten wollen.
In Mainz wurde Lothar Franz von Schönborn Erzbischof
und gleichzeitig Kurfürst.
Die Funktionsperiode des englischen Parlamentes
wurde im Triennial Act auf drei Jahre beschränkt.
In Halle gründete Kurfürst Friedrich III., der
spätere preußische König Friedrich I. eine
Universität mit dem Namen Academia Fridericiana. Die
Universität, die ein Zentrum der frühen Aufklärung
war, entwickelte sich bald zur Reformuniversität und
zu einer der meistbesuchten Hochschulen
Deutschlands.
Das Gesellschaftsspiel „Pachisi“ wurde in dem
Spielebuch „De ludis orientalibus“ von Thomas Hyde
erstmals erwähnt.
Januar 1694
25. Januar
Die Oper „Xerse“ von Giovanni Battista Bononcini
wurde im Todinona in Rom uraufgeführt.
Februar 1694
März 1694
1. März
Vor Gibraltar sanken in einem schweren Sturm sieben
englische Kriegsschiffe eines Flottenverbandes unter
Konteradmiral Sir Francis Wheeler. Darunter befand
sich auch das Flaggschiff „Sussex“ mit 80 Kanonen an
Bord. Es transportierte vermutlich eine geheime
Fracht von zehn Tonnen Gold oder 100 Tonnen Silber.
Des Weiteren sanken zwei weitere Linienschiffe, die
„Cambridge“ mit 70 Kanonen und die „Lumley Castle“
mit 56 Kanonen. Zu den 823 Opfern der Katastrophe
gehörte auch Konteradmiral Wheeler.
April 1694
27. April
Kurfürst Johann Georg IV von Sachsen starb nach
knapp dreijähriger Regierung. Sein Nachfolger wurde
sein Bruder August der Starke.
Mai 1694
11. Mai
Die Mutter von Johann Sebastian Bach, Elisabeth
Lemmerhirt starb. Sein Vater Johann Ambrosium Bach
heiratete am 27. November die Witwe Barbara
Margaretha Bartholomäi, geborene Keul. Aber diese
Ehe dauerte nicht lange, da Ambrosium schon am 20.
Februar 1695 starb.
27. Mai
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg kam es an den Ufern des
Ter nahe der Stadt Girona in Katalonien zur Schlacht
von Torroella. Spanische Truppen unter Juan Manuel
Fernandez Pacheco unterlagen einem französischen
Expeditionskorps unter dem Befehl von Anne-Jules de
Noailles.
Juni 1694
Während des Großen Türkenkrieges siegte in Gefecht
bei Hodow Polen-Litauen über die Truppen der
Krimtataren.
18. Juni
Im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekrieges versuchten
englisch-niederländische Truppen den französischen
Hafen Brest einzunehmen und einen Teil der dort
stationierten französischen Flotte zu zerstören.
Marschall de Bauban gelang es in der Schlacht von
Camaret in seinem einzigen Feldkommando überhaupt,
den Angriff erfolgreich zurückzuschlagen.
29. Juni
Im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekrieges eroberte
in der Seeschlacht von Texel eine aus sieben
Schiffen bestehende Streitkraft unter Jean Bart
einen französischen Konvoi von einer
niederländischen Flotte unter Hidde de Vries zurück.
De Vriers wurde von den Franzosen gefangen genommen,
erlag aber bald daraus seinen Verletzungen. Den
Franzosen gelang es drei der niederländischen
Eskortschiffe zu entern.
Juli 1694
12. Juli
Der hannoveranische Offizier und Hofkavalier Philipp
Christoph von Königsmark verschwand auf mysteriöse
Weise vom Hof von Hannover. Er wurde wahrscheinlich
ermordet.
27. Juli
In London wurde die Bank of England auf Vorschlag
von William Paterson unter Beteiligung von
Finanzminister Charles Montagu, 1. Earl of Halifac,
gegründet.
29. Juli
In Persien wurde nach dem Tod von Safi II. sein Sohn
Sultan Hosein Schah der Safawiden.
August 1694
September 1694
27. September
In einem Hurrikan bei Carlisle Bay in Barbados
sanken 27 britische Schiffe. 3000 Menschen starben
bei dem Unglück.
Oktober 1694
12. Oktober
In Zürich in der Limmat wurde der Grundstein für ein
neues Rathaus gelegt.
20. Oktober
Christian II., weiter Herzog des
Sekundogeniturfürstentums Sachsen-Merseburg, starb
im Alter von nur 40 Jahren. Sein minderjähriger Sohn
Christian III. Moritz wurde sein Nachfolger unter
der Regentschaft seines Onkels August des Starken
von Sachsen. Die tatsächliche Regentschaft wurde von
seiner Mutter Erdmuthe Dorothea ausgeübt. Als der
junge Herzog bereits am 14. November verstarb,
bestieg sein jüngerer Bruder Moritz Wilhelm unter
den gleichen vormundschaftlichen Voraussetzungen den
Thron von Merseburg.
23. Oktober
Amerikanischen Kolonialtruppen unter der Führung von
Sir William Phipps misslang die Besetzung von
Quebec.
November 1694
Dezember 1694
<<
Das war 1693
|
Das war 1695 >>