Bärte - ein Männlichkeitssymbol im Wandel der Zeit...
Schnauzer 20er Jahre "One cannot grow a beard in a
moment of passion.", d.h. man kann sich nicht in
einem Augenblick der Leidenschaft einen Bart wachsen
lassen, hat G.K. Chesterton gesagt und meinte damit,
dass Bärte mehr sind als nur Modeerscheinungen.
Dennoch hat es immer wieder Moden gegeben, wie Bärte
getragen wurden, und die Spanne von 1900 bis 2000
macht da natürlich keine Ausnahme.
Allgemeinhistorisch gilt der Bart als Zeichen für
Männlichkeit. Umgekehrt ist eine Gesichtsbehaarung
bei Frauen seit eh und je verpönt, während sie bei
Männern hoch angesehen wird, als ein Ausdruck für
Stärke, Aggressivität, Manneskraft. Es gibt Märchen
und Mythen, die sich dem Barthaar widmen, ebenso wie
religiöse Gründe, weshalb manche Männer bis heute
eine bestimmte Gesichtsbehaarung bevorzugen und
pflegen.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert waren auffällig viele
Anführer und intellektuelle wie politische Vordenker
Bartträger:
Karl Marx und Friedrich Engels oder auch
Lenin.
Dies wurde im 20. Jahrhundert wieder aufgegriffen
von Rebellen wie
Che
Guevara oder
Fidel
Castro. "Rauschebärte" als Revolutionäre -
dieses Bild hat sich gehalten. Aber auch in einer
gesetzteren Gesellschaftsschicht waren Bärte aller
Couleur in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts
modern - insbesondere im viktorianischen England.
Unter den Normalbürgern zu
Beginn des 20. Jahrhunderts war der Trend zum
Vollbart spätestens um
1920 rückläufig. Männer in
Europa beschränkten sich auf Schnurrbart, den
zweiteilige Mafiabart oder den
Kinnbart. In Amerika hingegen präsentierten sich
die Helden der ersten Kinofilme nahezu haarlos im
Gesicht und mit ultrakurzem Haarschnitt. Dieser
Trend zum sauber rasierten Gesicht setzte sich fort
und wurde schon früh gefördert durch
Rasierklingenhersteller wie z.B. Gillette. In den
1920er und
1930er Jahren waren die meisten Männer,
die einen Vollbart trugen, entweder religiösen
Minderheiten zugehörig oder sie waren ältere
Akademiker. Die Mode der jüngeren Männer sah anders
aus.
Erst mit den Beatniks der
50er und den Hippies der
mittleren und späten
60er Jahre wurden
Vollbärte
wieder populär. Zunächst als Gegenkultur fanden sie
nach und nach Einzug in den Mainstream. Während des
Vietnamkrieges war die Popularität besonders groß,
und mit dem Einfluss bekannter Popmusiker wie den
Beatles oder Peter, Paul and Mary, die zum Teil in
jener Zeit Vollbärte trugen, imitierten viele
Menschen diesen Look.
In den
80er ließ der Trend wieder nach und bis zum
Ende des Jahrtausends ging er wieder in Richtung:
Weniger ist mehr. Schnurrbärte galten
in den 80ern
zeitweise als "Erkennungszeichen" für Homosexuelle.
Oder auch der vollbärtige "Bären-Look", wie man ihn
noch heute manchmal sieht. In den
90er Jahren machte
die Grunge-Musik Furore, insbesondere der
Nirvana-Sänger
Kurt Cobain machte den "Ziegenbart"
wieder modern und tragbar, insbesondere unter
jüngeren Männern. Generell kann man aber sagen, dass
auch Männer gegen Ende des 20. Jahrhunderts dem
allgemeinen Trend der Ganzkörperenthaarung
unterlagen. Der emanzipierte, "metrosexuelle" Mann
war in aller Munde, der sich um seine Körperpflege
ebenso viel kümmerte wie Frauen und schwule Männer
seit eh und je.
Im Gesicht des Mannes um die Jahrtausendwende durfte
sich allerdings durchaus ein 2-Tages-Flaum oder ein
3-Tage-Bart sehen lassen - so viel Männlichkeit galt
dann als sexy Zugabe zum ansonsten nur wenig
behaarten Körper. Es gab in jenen Jahren aber auch
immer mehr gegenläufige, nebeneinander existierende
Trends wie z.B. ehemals als "Teeniestars" geltende
Schauspieler oder Musiker, die sich mit männlichem
Vollbart fotografieren ließen, so dass sich DIE
Bartmode des ausgehenden 20. Jahrhunderts nur schwer
bestimmen lässt.
Das 20. Jahrhundert