Biografie Che Guevara Lebenslauf
Zu den geradezu zeitlosen Ikonen der Agit-Prop- und
Pop-Kultur gehört das Kopfbild eines jesusähnlichen
Bart- und Barettträgers: Das Porträt des
gleichzeitig melancholische Sanftmut, Latino-Erotik
und revolutionären Kampfgeist ausstrahlenden, jungen
Che Guevara. Das Zufallsbild war dem Fotografen
Alberto Korda am 5. März 1960 bei einer
Massenveranstaltung in Havanna gelungen. Das „Guerrillero
Heroico“ genannte Bild des damals 31jährigen Ches
wurde zu einer der berühmtesten Abbildungen der
Weltgeschichte und ziert seitdem als Poster
Generationen von Gymnasiasten- und Kinderzimmern,
gehört zum etablierten Versatzstück linker Demos und
wird auch gern von der kapitalistischen
Werbeindustrie als Eyecatcher kommerzialisiert.
Weniger bekannt als sein 1960er Porträt ist die
Biografie des am
14.Juni 1928 im argentinischen Rosario
geborenen Ernesto Guevara de la Serna, der nach dem
kubanischen Slang-Wort für „Argentinier“ den
Beinamen „Che“ bekommen hatte. Das kurze, lediglich
39 Jahre währende Leben Guevaras war sowohl
von
Idealismus und Abenteuer als auch von Gewalt und
Verzweiflung geprägt. Die Bewertung Ches ist
uneinheitlich. Wird er von Anhängern zum tragischen
Rebellen-Vorkämpfer für ein gerechteres Diesseits
verherrlicht, brandmarken ihn Kritiker als einen
Menschenrechte verletzenden Dogmatiker und brutalen
Spät-Stalinisten.
Der Sohn links-liberaler Angehöriger der
argentinischen Mittelschicht studierte Medizin
(Abschluss 1953). Als Student erkundete er den
südamerikanischen Kontinent auf ausgedehnten Reisen,
wobei er sich gezielt und ausgiebig über die
Situation der Unterschichten informierte. In dieser
Zeit bildete er eine revolutionäre,
orthodox-kommunistische Grundeinstellung aus.
1953
schloss er sich im damals vom linken Regime Arbenz
regierten Guatemala einer Gruppe von kubanischen
Revolutionären (Bewegung „M-26-7“ ) an, die nach
Fidel Castros dilettantischem Fehlversuch, auf
Kuba
den von der US-Regierung gestützten Diktator Batista
zu stürzen, ins Exil ausgewichen waren. 1954 wurde
Jacobo Arbenz (1913-1971) von CIA und United Fruit
Company gestürzt und Guatemala wieder zur
US-dominierten Bananenrepublik. Che und seine
kubanischen Genossen setzten sich nach Mexiko ab.
Hier heiratete Che
1955 Hilda Gadea Acosta. Der 1959
geschiedenen Ehe entsprang 1956 Tochter Hilda
Beatriz.
In Mexiko lernte Che den pragmatischeren Castro
kennen, dem es in erster Linie um die Ablösung des
korrupten Batista-Regimes ging und nicht um reine
Umsetzung marxistischer Vorgaben. Castro und Che
erwiesen sich rasch als kongeniales, sich
ergänzendes Führungs-Duo der Bewegung.
Am
2. Dezember 1956 landeten Castro, Che und 80
weitere M-26-7-Kämpfer mit der Yacht „GRANMA“ an der
ostkubanischen Küste. Der Plan war, sich in die
unwegsame Bergregion der nahen Sierra Maestra
durchzuschlagen, um von dort aus eine
Widerstandsbewegung aufzubauen, die durch eine
zweite Front in den Städten unterstützt werden
sollte. Nach anfänglichen Rückschlägen konnte sich
die kleine, nie mehr als einige hundert aktive
Kämpfer umfassende Castro-Truppe gegenüber der
Batista-Armee behaupten. Dabei spielte die
Unterstützung durch die einheimische Bevölkerung,
die die grundlegende Reformen versprechenden „Barbudos“
(„Bärtigen“) im Gegensatz zur Batista-Soldateska als
korrekt und hilfsbereit erlebten, eine entscheidende
Rolle. In dieser Zeit profilierte sich der
militärische Amateur Che als strategisches und
taktisches Talent. Die von Castro 1957 mit dem Rang
„Comandante“ ausgezeichnete Nr. 2 der Bewegung
erwarb sich auch durch persönliche Tapferkeit
Respekt. Che schreckte aber bei fragwürdigen
Aktionen auch nicht vor massiver Gewalt zurück, um
die Disziplin in der Truppe zu sichern.
1958 ging die M-26-7 zur Offensive über. Beim
entscheidenden Gefecht bei Santa Clara nahe Havanna
(29. Dezember 1958 - 1. Januar 1959) gelang es Che
Guevara mit seiner Kolonne von 300 Mann eine etwa
5000 Mann starke Truppe von demoralisierten
Batista-Soldaten zu schlagen. Am 1. Januar 1959
zogen Che Guevara und seine Barbudos von einem
Großteil der Bevölkerung umjubelt in Havanna ein.
Batista war bereits mit seiner Kamarilla und
reichlich Geld ins Ausland geflohen.
Guevara war in der Phase der Konsolidierung des
Revolutions-Regimes unter anderem für die oft
rechtsstaatlich mehr als bedenkliche Aburteilung von
Menschen verantwortlich, die dem Batista-System zu
Recht oder Unrecht zugerechnet wurden. Als Minister
für den Industriebereich und als
Nationalbank-Präsident verfolgte er einen
Planwirtschaftskurs, der neben dem Boykott durch die
US-Regierung,
hauptursächlich für Kubas
Dauerwirtschaftskrise wurde.
1959 heiratete Che die elf Jahre jüngere Aleida
March, mit der er drei Töchter und einen Sohn bekam.
Die Realitäten des Regierungsgeschäfts sowie
zunehmende Differenzen mit dem „Maximo Lider“
Castro, der sich nach Meinung Ches zu sehr an die
UdSSR anlehnte, führten
1964 zum internen Bruch mit
Castro. Che zog sich in Folge aus der politischen
Szene in Kuba zurück und träumte von einem Export
der kubanischen Revolutionsideale in andere Länder.
Der Versuch, im Kongo eine revolutionäre Bewegung
aufzubauen, scheiterte 1965 allerdings kläglich.
Che startete 1966 mit wenigen Anhängern einen
zweiten Versuch in der Militärdiktatur Bolivien.
Am
8. Oktober
1967 wurde er nach einem Scharmützel mit
Regierungstruppen im bolivianischen Busch verwundet
und gefangen genommen. Tags darauf wurde Che Guevara
erschossen. Die Leiche wurde nicht, wie die
Regierung verlautbarte, eingeäschert, sondern auf
dem Flugplatz von Vallegrande vergraben. 1997 wurden
die sterblichen Überreste geborgen, identifiziert
und nach Kuba geflogen. Dort fand Che seine letzte
Ruhe in einem Mausoleum nahe des ehemaligen
Schlachtfeldes von Santa Clara.
Che Guevara Bücher
Che Guevara. Mythos und Wahrheit
eines Revolutionärs.
Che Guevara. Leben - Werk - Wirkung
Solidarität ist die Zärtlichkeit
der Völker. Die Lebensgeschichte des Che Guevara.