Das Literaturjahr 1994 - Japan holte den Nobelpreis
für Literatur
Die begeisterte Aufnahme der Romane des japanischen
Autors Haruki Murakami, die vor allem in den letzten
Jahren eine steigende Tendenz aufweist, zeigt deutlich,
dass asiatische Literatur im Allgemeinen
und japanische
im Speziellen längst kein Exotendasein mehr fristen
muss. Der internationale Buchmarkt öffnet sich mehr und
mehr den literarischen Welten aus östlichen und
fernöstlichen Ländern.
Auch der im Jahr 1935 geborene Kenzaburō Ōe zählt zu den
großen japanischen Autoren des 20. Jahrhunderts und der
Gegenwart, denen der Durchbruch nicht nur in ihrem
Heimatland, sondern auch in den westlich ausgerichteten
und orientierten Ländern gelungen ist. In Japan
selbst
ist der mit diversen Preisen ausgezeichnete Autor einer
der bedeutendsten Schriftsteller seiner Generation.
Gewürdigt wurden sein Schaffen und sein Werk vor allem
durch die wichtigste Auszeichnung, die einem Literaten
verliehen werden kann: Kenzaburō Ōe erhielt im Jahr 1994
den
Nobelpreis für Literatur und damit eine
internationale Anerkennung für sein herausragendes
literarisches Werk.
Bereits in jungen Jahren interessierte und begeisterte
er sich für Literatur und veröffentlichte schon während
seiner Schulzeit erste Gedichte und andere Texte in der
Schülerzeitung seiner Schule. Auch im Verlauf seiner
Studienzeit befasste er sich weiterhin mit den
Geisteswissenschaften, studierte französische Literatur
und setzte sich mit bedeutenden Werken der
Philosophie
auseinander.
Seine ersten Romane veröffentlichte Kenzaburō Ōe in
seinen frühen Zwanzigern und machte durch sein junges
Alter sowie sein Talent deshalb schon zeitig auf sich
aufmerksam. Von Anbeginn seines künstlerischen Schaffens
war dem Schriftsteller immer daran gelegen, seine Worte
gezielt einzusetzen, sich auch gesellschaftlich
einzubringen und sich kritisch mit seinem Umfeld
auseinanderzusetzen. Nie klammern seine Werke deshalb
politische, historische und gesellschaftliche Themen und
Tendenzen aus. Kenzaburō Ōe engagierte und engagiert
sich auch über die Grenzen seiner literarischen Werke
hinaus und beteiligt sich aktiv am gesellschaftlichen
Leben.
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Der
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ging im
literarischen Jahr 1994 an den in französischer
Sprache
schreibenden spanischen Schriftsteller Jorge Semprún
Maura: Die Auszeichnung hätte kaum einen passenderen
Preisträger finden können, denn Semprún, der im Sommer
2011
verstarb, zählte zu den Schriftstellern, die ihr
Werk unermüdlich den Grausamkeiten und Schatten des 20.
Jahrhunderts widmeten und immer wieder anschrieben gegen
das Vergessen, gegen Verbrechen, gegen Gewalt und gegen
Krieg.
Dabei ist Semprúns größtenteils autobiografisches
Gesamtwerk keinem ästhetischen Verharren im
Elfenbeinturm und keiner Konstruktion von Fiktion
verpflichtet und unterworfen, sondern erzählt aus dem
Leben selbst. Der 1923 in Madrid geborene
Schriftsteller, der zeitlebens für Humanität und
Gerechtigkeit kämpfte, hatte sich selbst als
Widerstandskämpfer in der französischen Résistance für
die Verwirklichung seiner Ideale eingesetzt, hatte gegen
die Diktatur Francos aufbegehrt und sich ganz dem
Eintreten für Frieden und Freiheit verpflichtet, sowohl
in seiner aktiven Beteiligung am Widerstand als auch in
seinen literarischen Werken.
Die Grausamkeiten totalitärer Regime hatte der
Schriftsteller und Publizist als Gefangener im
Konzentrationslager Buchenwald am eigenen Leib erfahren,
auch diese Erfahrungen verarbeitete er in seinen Büchern
und vermengte in diesen Niederschriften autobiografische
Elemente mit Fiktion. Dichtung und Wahrheit treffen im
Werk Jorge Semprúns aufeinander und verbinden sich zu
einer Sprache: der Sprache der Menschlichkeit.