April 1994 - Massaker in Ruanda und der Tod
zweier Rennfahrer
Ein Raketenanschlag brachte in Ruanda das Flugzeug
zum Absturz, in dem der Staatspräsident des Landes
und dessen Amtskollege aus
Burundi an Bord gewesen
waren. Diese Katastrophe zog einen verheerenden
Völkermord nach sich, der Mitte des Monats bereits
mindestens zweitausend Todesopfer forderte. Die
Hutu-Soldaten hatten in Nyarubuye das erste große
Massaker angerichtet. Eine Katastrophe ganz anderer
Art erschütterte zum Monatsende die Sportwelt. Das
Wochenende am letzten Apriltag und am ersten Maitag
kostete zwei Formel-1-Piloten das Leben. Roland
Ratzenberger und
Ayrton Senna verunglückten beim
Grand Prix von San Marino tödlich. Gegen solche
Ereignisse erschien das Inkrafttreten des neuen
Namensgesetzes wie ein schlechter Aprilscherz.
Wichtige Ereignisse im
April 1994
1. April
In Deutschland müssen Eheleute nach Inkrafttreten des neuen Namensrechts künftig
keinen gemeinsamen Ehenamen mehr führen.
1. April
Ungarn stellte einen Antrag, als neues Mitglied der Europäischen Union beitreten
zu dürfen.
1. April
In Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt) wurde die Stiftung der Leucorea
gegründet, deren Ziel es ist, akademisches Leben in Wittenberg eben an jener
Stelle zu etablieren, an der vor 500 Jahren eine der renommiertesten
Universitäten gegründet wurde und von der aus Martin Luther die Reformation
einleitete.
2. April
Bis zum Jahr 2004 wurde der Vorsitzende der rechtsradikalen
Liberal-Demokratischen Partei Russlands, Wladimir Schirinowski (*1946) in seinem
Amt bestätigt.
3. April
Nach drei Finalsiegen über die Düsseldorfer EG wurde der EC Hedos München zum
ersten Mal Deutscher Eishockeymeister.
4. April
In Babykost aus Spanien wurden von Lebensmittelkonstrukteuren überhöhte Werte
des Pflanzenschutzmittels Lindan entdeckt.
5. April
Der US-amerikanische Rockmusiker und Leadsänger der Band „Nirana“, Kurt Cobain
(1967-1994) beging in Seattle (US-Bundesstaat Washington) Selbstmord. Die Band
löste sich nach dem Tod ihres Sängers und Gitarristen auf.
5. April
Das in der Hansestadt Hamburg installierte sogenannte Nationale Info-Telefon,
über das Rechtsextremisten ihre Parolen verbreiteten, wurde von der
Staatsanwaltschaft und dem Staatsschutz beschlagnahmt.
6. April
In Hillersleben (Sachsen-Anhalt) wurde die 47. Panzerdivision der Streitkräfte
der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zu ihrem Abzug offiziell
verabschiedet.
6. April
Beim Landeanflug auf Kigali, die Hauptstadt Ruandas, wurde das Flugzeug mit dem
Staatspräsidenten des Landes, Juvénal Habyarimana (1937-1994) und dem
burundischen Staatspräsidenten Cyprien Ntaryamira (1955-1994) an Bord durch
einen Raketenanschlag zum Absturz gebracht. Die beiden Staatsmänner kamen ums
Leben. Daraufhin brach der Bürgerkrieg, bzw. der Völkermord in Ruanda aus.
7. April
Die Übernahme der Horten AG durch die Kaufhof-Gruppe wurde vom Bundeskartellamt
genehmigt.
8. April
In der Sixtinischen Kapelle in Rom war nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten
Michelangelos Werk „Jüngstes Gericht“ wieder für die Öffentlichkeit zu sehen.
8. April
Die erste Thailändisch-Laotische Freundschaftsbrücke wurde eröffnet. Sie
verbindet Vientiane (Laos) mit Nong Khai (Thailand). Diese zweite den Mekong
überspannende Brücke macht die Verbindung zwischen der thailändischen Hauptstadt
Bangkok und der laotischen Hauptstadt Vientiane möglich.
9. April
Der am 23. März stillgelegte Block A des Kernkraftwerks Biblis (Hessen) ging
wieder ans Netz. Das Wiederanfahren war aufgrund technischer Pannen mehrfach
verschoben worden.
10. April
Um das Exportvolumen zu erhöhen, wertete Algerien seine Landeswährung, den
Dinar, um 40,17 Prozent ab.
Bei den Europameisterschaften blieben die deutschen Ringer seit 1989 zum ersten
Mal ohne Titel. Sie gewannen zwei Silbermedaillen und einmal Bronze.
11. April
Der Kleinstaat Andorra wurde in den Europarat aufgenommen.
11. April
Von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (*1942) von der CDU und seinem
ukrainischen Amtskollegen Vitali Radeckij wurde eine gemeinsame Erklärung
unterschrieben, die den Ausbau der militärischen Zusammenarbeit zum Inhalt
hatte.
12. April
Der Karlsruher SC scheiterte mit 1:1 (im Hinspiel 0:0) als letzter deutscher
Verein im UEFA-Cup-Halbfinale an Casino Salzburg.
13. April
Ein gegen Ministerpräsident Manfred Stolpe (*1936) von der SPD gerichtetes
Rücktrittsverlangen und einen Antrag auf Selbstauflösung wurde vom
Brandenburgischen Landtag abgelehnt.
14. April
Gegen die Stimmen der Opposition beschloss der Deutsche Bundestag ein
Beschäftigungsförderungsgesetz, das u. a. die Zulassung privater
Arbeitsvermittler vorsah.
14. April
Ein schweres Hochwasser der Saale überschwemmte Teile von Sachsen-Anhalt. Im
völlig überfluteten Ort Schellsitz erreichte die Saale einen Pegelstand von 6,35
Metern.
14. April
Im Norden des Irak kamen 26 Menschen ums Leben, als irrtümlich zwei
US-Kampfhubschrauber durch zwei US-Kampfflugzeuge abgeschossen wurden.
15. April
Vor dem Amtgericht Königstein im Taunus (Hessen) wurde das Konkursverfahren
gegen das Immobilien-Imperium des flüchtigen Bauunternehmers Jürgen Schneider
(*1934) eröffnet. Das Verfahren deckte auf, dass die Immobilienholding bei
mindestens 50 Gläubigerbanken mit mehr als 5 Milliarden DM verschuldet war.
Hauptgläubiger war die Deutsche Bank. Gegen Schneider wurde Haftbefehl wegen des
Verdachts auf Betrug und Urkundenfälschung im Zusammenhang mit einem Kredit der
Deutschen Bank erlassen. Der Unternehmer hatte vorwiegend in den neuen
Bundesländern investiert. Sein Aufenthaltsort war unbekannt.
15. April
In Marokko wurden die Schlussakte der sogenannten Uruguay-Runde des General
Agreement of Tariffs and Trade (GATT) und die Gründung der
Welthandelsorganisation WTO unterschrieben. Der Vertrag über die Gründung der
WTO wurde von 104 Staaten gebilligt und trat mit Wirkung vom 1. Januar 1995 in
Kraft.
15. April
Drei Menschen kamen durch die Hochwasserkatastrophe in Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg ums Leben.
15. April
Die Abschussgenehmigung für einen durchziehenden Wolf wurde von der
Kreisverwaltung im hessischen Kreis Waldeck-Frankenberg zurückgezogen.
16. April
Die Kandidaten für die parlamentarischen Ämter, Carlo Scognamiglio Pasini
(*1944) als Präsident des Senats und Irene Pivetti (*1963) als Präsidentin des
Abgeordnetenhauses, konnten vom italienischen Rechtsbündnis durchgesetzt werden.
16. April
In Ruanda begannen Hutu-Soldaten mit dem Massaker von Nyarubuye unter den Tutsi.
Am 16. und 17. April fielen bis zu 2.000 Menschen in der Stadt diesem Akt des
Völkermordes zum Opfer.
17. April
Die rechtsradikale palästinensische Organisation Hamas, der zahlreiche
Gewalttaten in Israel angelastet wurden, wurde im Königreich Jordanien verboten.
18. April
Der norwegische König Harald V. (*1937) und Königin Sonja (*1937) besuchten für
vier Tage die Bundesrepublik. Es war der erste offizielle Staatsbesuch in der
neuen Bundeshauptstadt Berlin.
19. April
Die Stadt Los Angeles (US-Bundesstaat Kalifornien) wurde von einem Gericht
verurteilt, dem Schwarzen Rodney King () eine Entschädigung von 3,85 Millionen
US-Dollar (ca. 6,8 Millionen DM) zu zahlen. King war 1991 von Polizisten
zusammengeschlagen worden.
20. April
Das Bundeswehrkonzept von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (*1942) von
der CDU sah eine Reduzierung der Truppenstärke von 370.000 auf 320.000 bis
340.000 Mann vor.
21. April
Vom Deutschen Bundestag wurde ein verschärftes Umweltstrafrecht und ein Gesetz
zur Absicherung von Pauschalreisen verabschiedet.
22. April
Der seit zwei Jahren gesuchte Kaufhaus-Erpresser Arno Funke (*1950), genannt
„Dagobert“, wurde in Berlin verhaftet. Er hatte mit fünf Bombenanschlägen auf
Karstadt-Kaufhäuser das Unternehmen erpresst. Der Täter hatte in der
Öffentlichkeit durch eine Reihe spektakulärer, aber gescheiterter Geldübergaben
für Schlagzeilen gesorgt.
23. April
Obwohl der Ball ins Seitenaus ging, gab Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers
(*1948) aus Bremen beim 2:1 über den 1. FC Nürnberg ein Tor für den FC Bayern.
Dieses Phantomtor von Thomas Helmer (*1965) ging in die Geschichte des Fußballs
ein.
24. April
In
El Salvador siegte der Kandidat der rechtsgerichteten ARENA-Partei, Armando
Calderón Sol (*1948), bei der Stichwahl für das Amt des Staatspräsidenten.
25. April
Der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Hilmar Kopper (*1935), gestand in
einer Pressekonferenz Fehler in der Pleite des Bauunternehmers Schneider ein.
25. April
Der japanische Politiker Tsutomu Hata (*1935) wurde zum 51. Ministerpräsidenten
des Landes gewählt. Er trat die Nachfolge des am 8. April nach
Bestechlichkeitsvorwürfen zurückgetretenen Morihiro Hosokawa (*1938) an.
25. April
Als Protest gegen die Wirtschaftspolitik der portugiesischen Regierung unter
Aníbal Cavaco Silva (*1939) fand in der Hauptstadt Lissabon ein Massenhupkonzert
statt.
26. April
Die sogenannte Auschwitz-Lüge sei nicht durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Das
stellte das Bundesverfassungsgericht (BVG) fest.
26. April
Mit 62,7 Prozent der Stimmen gewann die Oppositionsbewegung Afrikanischer
Nationalkongress (ANC) die ersten freien Parlamentswahlen für alle Bürger
Südafrikas. Die ANC errang 252 von 400 Mandaten. Am 9. Mai 1994 wurde der Chef
der Oppositionsbewegung, Nelson Mandela (1918-2013), zum ersten schwarzen
Präsidenten des Landes gewählt. Damit endete die 342 Jahre andauernde Herrschaft
der weißen Minderheit über die schwarze Bevölkerung.
26. April
Ein Airbus A300 der chinesischen Luftfahrtgesellschaft „China Airlines“, der aus
Taipeh (Taiwan) kam, stürzte beim Landeanflug auf den Flughafen der
nordjapanischen Stadt Nagoya ab. Dabei kamen 264 Menschen ums Leben. Die Piloten
hatten nicht bemerkt, dass der Autopilot versehentlich auf „Durchstarten“
eingestellt war und steuerten vergeblich dagegen. Sieben Menschen überlebten die
Katastrophe.
26. April
Von einem internationalen Physikerteam wurde die Entdeckung des sogenannten Top
Quark bekannt gegeben.
27. April
In Südafrika trat eine neue Verfassung nach dem Ende der Apartheid in Kraft, die
den Menschen aller Rassen die Gleichberechtigung und das Wahlrecht garantierte.
Die Homelands wurden wieder mit Südafrika vereinigt.
27. April
Ein Gefecht zwischen nord- und südjemenitischen Truppen wurde zum Beginn des
Bürgerkriegs im Land.
28. April
Der Umgang mit Haschisch und Marihuana sei weiterhin strafbar. Das erklärte das
Bundesverfassungsgericht. Jedoch sollte der Erwerb und der Besitz kleiner Mengen
nicht mehr verfolgt werden.
28. April
Im Burgenland (Österreich) wurde die evangelische Pfarrerin Gertraud Knoll
(*1958) zur ersten Superintendentin Österreichs gewählt.
29. April
Da er sich bei einem Sturz den rechten Oberschenkelknochen dicht an der Hüfte
gebrochen hatte, wurde Papst Johannes Paul II. (1920-2005) ein künstliches
Hüftgelenk eingesetzt.
29. April
Zwischen der Mongolei und der Volksrepublik China wurde ein Freundschafts- und
Kooperationsvertrag abgeschlossen.
30. April
In der irischen Hauptstadt Dublin gewannen Paul Harrington (*1960) und Charlie
McGettigan (*1950) mit dem Lied „Rock’n’Roll Kids“ die 39. Auflage des
Eurovision Song Contest.
30. April
Der österreichische Formel-1-Pilot Roland Ratzenberger (1960-1994) raste beim
Training zum Grand Prix von San Marino in eine Mauer und erlitt einen tödlichen
Genickbruch. Einen Tag später verunglückte der dreifache Weltmeister Ayrton
Senna (1960-1994) beim Rennen tödlich.