Literatur 1984 Das literarische Jahr
Die Komplexität der Literatur der 1980er Jahre
Die Literatur der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts war
zunehmend geprägt von reflexivem Erzählen, von Werken,
welche die Bedingungen des Erzählens zum thematischen
Gegenstand machten und ihre Leser immer wieder mit dem
Durchbrechen der Fiktion zugunsten der Selbsbezugnahme
konfrontierten.
Literatur wurde zunehmend komplexer, vielschichtiger und
problematischer und in einer Welt, die immer
differenzierter wurde, gewann die Frage nach Identität
und Bedeutung an Gewicht.
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für den
mexikanischen Schriftsteller Octavio Paz
Dieser Grundfrage von Identität, vor allem im nationalen
Kontext, widmete sich Octavio Paz, der im Jahr 1984 den
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt. Paz,
der im Jahr 1990 schließlich auch noch mit dem
Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet werden sollte,
war ein mexikanischer Schriftsteller und in seinem
Heimatland im diplomatischen Dienst tätig.
Seinen lateinamerikanischen Wurzeln ging er unter
anderem in seinen zahlreichen Gedichten und Prosawerken
auf den Grund, die mittlerweile einen wichtigen
Bestandteil der lateinamerikanischen Literatur
darstellen. Großen Einfluss auf das künstlerische Wirken
von Octavio Paz hatte auch ein mehrjähriger Aufenthalt
in Frankreich, der den aus Mexiko stammenden Diplomaten
mit wichtigen surrealistischen Künstlern zusammenführte.
Nobelpreis für Literatur für den tschechischen
Schriftsteller Jaroslav Seifert
Als bisher einziger tschechischer Literat erhielt der
aus Prag stammende Dichter und Journalist Jaroslav
Seifert im Jahr 1984 den Nobelpreis für Literatur. Das
Leben und Wirken Seiferts war geprägt von den
innenpolitischen Zuständen in Tschechien, der
kommunistischen Machtübernahme, dem Prager Frühling und
den Schwierigkeiten, die Zensur und Überwachung durch
die Obrigkeit für ein Künstlerleben mit sich brachten.
Obgleich Seifert seine journalistische Tätigkeit nach
der Machtübernahme durch die Kommunisten, deren Kurs er
verurteilte, niederlegte, schenkte er den politischen
Vorgängen im Lande weiterhin wache Aufmerksamkeit und
reges Interesse. Sein Engagement galt seiner Literatur
ebenso wie der Öffentlichkeit, er war ein unbequemer
Kritiker des Regimes.
Seine politische und gesellschaftliche Einstellung
schlug sich auch in seinen Werken nieder, die für ihren
Facettenreichtum und das Bild „menschlicher
Unbeugsamkeit“, das sie zeichneten, gelobt und mit dem
Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurden.
Den Preis konnte Jaroslav Seifert nicht selbst
entgegennehmen, da seine Gesundheit stark angeschlagen
war. Auch war die bedeutende Auszeichnung den Medien
seines Heimatlandes nur eine lapidare Meldung wert. Zwei
Jahre später, im Jahr 1986, verstarb Jaroslav Seifert.

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