Literatur 1958 - Das literarische Jahr 1958
Der Nobelpreis für Literatur ging 1958 an den
russischen Schriftsteller Boris Pasternak, einer der
wenigen Russen, die zu dieser Zeit das Land nicht
verlassen mussten bzw. verließen. Er wurde für seine
Leistung in der zeitgenössischen Lyrik und für seine
russisch traditionelle Erzählweise ausgezeichnet.
Den Preis nahm er zunächst an, lehnte ihn dann
allerdings aufgrund der durch den Kalten Krieg
äußerst angespannten Lage ab. Sein Sohn nahm den
Preis dann posthum noch einmal für ihn entgegen. Das
war 1989, ein Jahr, nachdem Pasternaks Werk auch in
der Sowjetunion erscheinen durfte.
Pasternak starb
bereits zwei Jahre nach der Verleihung, 1960 an
einem Herzinfarkt. Der russische Journalist Iwan
Tolstoi behauptete später, die erste
Veröffentlichung in russischer Sprache von
Pasternaks Werk „Doktor Schiwago“ wäre vom
amerikanischen Geheimdienst finanziert worden, um
den Russen den Nobelpreis zu sichern.
Auch öffentlich konkurrierten Amerika und Russland
weiterhin miteinander. Nach dem ersten Satelliten
der Russen, gründete die USA die Raumfahrtbehörde
NASA. Der erste amerikanische Satellit trug die
Bezeichnung „Explorer 1“.
Währenddessen wurden in Ungarn die Anführer des
Volksaufstandes in einem ungerechten Schauprozess
hingerichtet.
Nicht nur der Film wurde zum Klassiker, natürlich
auch das Buch. Es stammte von Truman Capote und hieß
„Frühstück bei Tiffany“. Der Roman war relativ kurz.
Eine aus der Upper-East-Side stammende, mittellose
Femme Fatale schlägt sich mittels genügend Charme
und Exzentrik durch das Leben, liebt das
Juweliergeschäft „Tiffany“, träumt davon, einen
reichen Mann in Brasilien zu heiraten und erobert
die New Yorker Party-Szene, bis sie unter Verdacht
steht, für die Mafia zu arbeiten und verhaftet wird.
Obwohl sie unschuldig ist, zerstören die Ereignisse
nach und nach all ihre Träume.
Ein weiterer spektakulärer Roman, der 1958 gedruckt
wurde, war „Der Leopard“ von Giuseppe Tomasi di
Lampedusa. Er erschien ein Jahr nach seinem Tod,
posthum bei dem italienischen Verlag Feltrinelli,
der auch Pasternaks „Doktor Schiwago“ herausbrachte,
nachdem der Schriftsteller Giorgio Bassani, Autor
der „Gärten der Finzi-Contini“, auf das Manuskript
aufmerksam geworden war. Tomasi selbst hatte für den
Roman eigentlich den Titel „Gattopardo“ vorgesehen,
womit er die eigene Familiengeschichte, die einen
großen Teil dieses Werkes ausmacht, parodieren
wollte. Im Wappen der Familie war der Leopard das
tragende Symbol, Tomasi machte daraus einen Ozelot,
ein viel harmloseres Tier. Sein Roman spielte im
Risorgimento, war gleichzeitig eine Liebesgeschichte
als auch ein politisch kritisches Werk.
Mit den äußerst hysterischen und zusammenhanglosen
Monologen eines namenlosen Ichs meldete sich,
weiterhin seinem ganz eigenen Schreibstil treu, auch
Samuel Beckett wieder. „Der Namenlose“ erschien, der
letzte Teil der Trilogie, die mit „Molloy“ und
„Malone stirbt“ begonnen hatte. Das namenlose Ich in
einer namenlosen oder unbestimmten Umwelt
hinterfragt diese, bis nichts mehr übrig ist, außer
Sprache und reiner Text, der dann gleichfalls
hinterfragt wird. Becketts Romane glichen damit
seinen Theaterstücken mit der Vorliebe für das
Absurde, mit der ewig wirkenden Grenzsituation
zwischen Sein und Nicht-Sein, Leben und Tod,
Enttäuschung und Warterei, ohne zu wissen, was
folgt, gepaart mit der Selbsterkenntnis, aus der
schnell auch Selbstentfremdung werden konnte.
Im gleichen Jahr kam auch sein Ein-Mann-Stück „Das
letzte Band“ auf die Bühne. Die Uraufführung
startete in London, der Sprecher war Patrick Magee,
die Kritiken waren vernichtend. Als das gleiche
Stück in Deutschland aufgeführt wurde, wurde es ein
großer Erfolg und auch als spätere Neuaufführung
gefeiert und gelobt. So unterschiedlich waren die
Geschmäcker.
Das, was Jack Kerouac den ihm gebührenden Erfolg
kostete, waren mitunter auch jene Romane, die Sex,
Alkohol und Beat mit
Jazz und
Buddhismus vermengten.
1958 folgte der Roman „Gammler, Zen und hohe Berge“.
Erneut trampt Kerouacs Alter Ego Smith quer durch
Amerika, lernt einen charismatischen Anhänger des
Buddhismus' kennen, der das Ziel hat, Mönch zu
werden, und philosophiert mit ihm über Zen und die
Einsamkeit der Berge.
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