Juni 1953 – Der Volksaufstand in der DDR
und seine Folgen
Das Maß war voll – die Menschen in der DDR
versammelten sich zu massiven Protesten. Als die
Regierung Tage nach dem Volksaufstand ihren
politischen Kurs abmilderte, die
Arbeitsnorm-Erhöhung zurücknahm, war es für viele
Bürger des Landes zu spät. Zahlreiche Menschen saßen
die Strafe für ihren Mut zur Meinungsfreiheit im
Gefängnis ab. Es hatte sogar Todesurteile vom
„großen Bruder“ Sowjetunion gegeben und das in einem
sozialistischen Land, in dem ja der Mensch angeblich
im Mittelpunkt stand! Schlagzeilen machte auch die
Hinrichtung des Ehepaars Rosenberg in den USA. Kein
noch so großer Name der weltweit gegen das
Todesurteil protestierenden vermochte ihnen den
elektrischen Stuhl zu ersparen. Allen Ereignissen
zum Trotz durfte sich Kaiserslautern über den Titel
des Deutschen Fußballmeisters freuen.
Wichtige Ereignisse
im Juni 1953
Aufstand 1953 DDR
1. Juni
Der französische Staatspräsident Vincent Auriol gab
den Auftrag zur Kabinettsbildung. Das Mandat wurde
ihm aber am 10. Juni von der Nationalversammlung
verweigert.
2. Juni
In der Westminster Abbey in der britischen
Hauptstadt London fand die Krönungszeremonie von
Königin Elisabeth II. (geb. 1926) statt. Die
Krönungsfeierlichkeiten wurden im deutschen
Fernsehen übertragen. Es war die erste Sendung im
Rahmen der Eurovision.
3. Juni
In der Bundesrepublik Deutschland wurde das Gesetz
über den Länderfinanzausgleich verabschiedet, nach
dem die vermögenden Bundesländer in den Jahren 1953
und 1954 Ausgleichszahlungen an die übrigen
Bundesländer entrichten mussten.
4. Juni
Die Bergleute des „Fortschrittsschachts“ in Eisleben in
der DDR erzwangen die Rücknahme der Ende Mai von der
DDR-Regierung beschlossenen Erhöhungen der
Arbeitsnormen, indem sie ihre Arbeit niederlegten.
5. Juni
Die Verfassungsreform, die in Dänemark im Mai per
Referendum gebilligt worden war, wurde durch die
Unterschrift von König Friedrich IX von Dänemark in
Kraft gesetzt.
5. Juni
Der vor einem Monat von dem US-Amerikaner Parry O’Brien
aufgestellte Weltrekord im Kugelstoßen wurde von ihm in
Compton im US-Bundesstaat Kalifornien um vier Zentimeter
auf 18,04 m verbessert.
6. Juni
In Epsom gewann der britische Jockey Sir Gordon Richard
auf Pinza das 174. englische Galopp-Derby.
6. Juni
In Essen fand der erste Bundesparteitag der 1952
gegründeten gesamtdeutschen Volkspartei statt. Die
Partei Forderte die Abhaltung freier Wahlen in ganz
Deutschland unter der Kontrolle der vier
Besatzungsmächte. Der frühere Bundesinnenminister Gustav
Heinemann und Helene Wessel wurden in den Parteivorstand
gewählt.
7. Juni
In Köln fand der Bundeskongress des „Bundes der
Deutschen für Einheit, Frieden und Freiheit“ statt. Der
ehemalige Reichskanzler Joseph Wirth und Wilhelm Elfes
wurden zu Vorsitzenden der Partei gewählt.
7. Juni
In einer Volksabstimmung im schweizerischen Kanton Genf
wurde die Einführung des Frauenwahlrechts mit einer
Mehrheit von 57 Prozent abgelehnt.
8. Juni
Über Flint, einer Stadt im US-Bundesstaat Michigan
wütete ein Tornado, der 115 Menschen in den Tod
riss. Mindestens 844 Personen wurden verletzt.
9. Juni
Das Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender
Schriften trat in der Bundesrepublik Deutschland in
Kraft. Das Gesetz sah die Einrichtung einer
Bundesprüfstelle vor, wo auf Antrag über den
jugendgefährdenden Charakter von Druckerzeugnissen
entschieden werden sollte.
9. Juni
Die Entscheidung der südkoreanischen Regierung, einen
Waffenstillstand im Koreakrieg unter den gegebenen
Umständen nicht anzuerkennen, wurde von der
Nationalversammlung unterstützt. Notfalls sollte der
Kampf ohne ausländische Unterstützung fortgesetzt
werden.
10. Juni
Der deutsche Bundestag war dafür, eine
Vier-Mächte-Konferenz über das Deutschland-Problem
abzuhalten. Die Konferenz sollte zur Vorbereitung von
freien Wahlen für eine gesamtdeutsche Regierung und zum
Abschluss eines Friedensvertrags dienen.
10. Juni
Die IG Farben wurde vom Frankfurter Landgericht dazu
verurteilt, einem ehemaligen Zwangsarbeiter ein
Schmerzensgeld zu zahlen. Dieser Prozess galt als
Musterprozess für Entschädigungsansprüche früherer
KZ-Häftlinge gegen deutsche Unternehmen.
10. Juni
DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl und Vertretern der
evangelischen Kirche trafen sich, um Verhandlungen zur
Beendigung ihres Konflikts zu führen. Sie einigten sich
darauf, dass die DDR-Regierung , das kirchliche Leben
respektieren würde und die Kirche keinen Einfluss auf
die Politik nehmen würde.
10. Juni
Da sich Portugal weigerte, seine Besitzungen auf
indischem Boden an Indien zurückzugeben, schloss Indien
seine Gesandtschaft in Portugal.
11. Juni
In der DDR-Zeitung „Neues Deutschland“, dem
Zentralorgan der SED, wurde der vom Politbüro
beschlossene „Neue Kurs“ veröffentlicht.
12. Juni
In der Nähe der Stadt Dacca in Ostpakistan ereignete
sich ein Fährunglück, bei dem 188 der 200 Passagiere
ertranken.
12. Juni
Der Physiker Albert Einstein Forderte die
US-amerikanischen Intellektuellen zur Verweigerung der
Aussage vor den von US-Senator Joseph R. McCarthy
initiierten Ausschüssen auf. Die Ausschüsse dienten
dazu, angebliche Kommunisten und deren Sympathisanten
aufzuspüren.
12. Juni
Der deutsche Bundestag verabschiedete ein
Evakuierten-Gesetz, das Personen, die während des
Weltkriegs ihren Wohnort verlassen mussten, bei der
Rückkehr in ihre Heimat behilflich sein sollte.
Betroffen davon waren rund 305 000 Personen, die während
des Krieges auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik
Deutschland wohnten.
13. Juni
Die DDR-Generalstaatsanwaltschaft teilte mit, dass seit
Anfang Juni 4029 Personen freigelassen worden waren, die
wegen Verstößen gegen das „Gesetz zum Schutze des
Volkseigentums“ inhaftiert worden waren.
13. Juni
Im Kurhaus von Wiesbaden wurde Christl Schack, ein
Mannequin aus Westberlin zur Miss Germany gewählt.
14. Juni
Der Präsident von Kolumbien, Laureano Gómez, wurde
von einer Militärjunta entmachtet und gestürzt.
15. Juni
DDR-Parteichef Walter Ulbricht gab zu, dass die
Parteiführung beim Aufbau des Sozialismus Fehler gemacht
habe. Ihr sei nicht klar gewesen, dass das
eingeschlagene Tempo bei der Sozialisierung zu hoch
gewesen war.
16. Juni
In der Ost-Berliner Stalinallee traten 80
Bauarbeiter in den Ausstand. Sie protestierten gegen
die im Mai angeordneten Normerhöhungen. Weitere
Kollegen solidarisierten sich mit den
Protestierenden und es entstand eine
Großdemonstration, an der 10.000 Menschen
teilnahmen. Die Demonstranten bewegten sich zum
Regierungsgebäude in der Leipziger Straße.
17. Juni
Der Ausstand gegen die Normerhöhung, der tags zuvor
in Ost-Berlin begonnen hatte, war zu einem
landesweiten Protest geworden. In 72 Städten und
zahlreichen Ortschaften in der DDR wurde gegen das
kommunistische Regime demonstriert und gestreikt.
Sowjetische Soldaten und Volkspolizisten des Landes
zerschlugen die Proteste gewaltsam. In mehr als 167
Städten und Landkreisen kam es zum Ausnahmezustand.
Der Volksaufstand ging in die deutsche Geschichte
ein.
18. Juni
Mehr als 20.000 Personen in Ost-Berlin, in Magdeburg
und in Jena wurden vorübergehend inhaftiert. Von
ihnen wurden 29 Menschen von sowjetischen
Standgerichten zum Tode verurteilt und hingerichtet.
In der Folgezeit wurden mindestens 1.4000 Personen
mit teils mehrjährigen Gefängnisstrafen bestraft.
19. Juni
In den Vereinigten Staaten wurden die US-Bürger
Ethel (1915-1953)und Julius (1918-1953) Rosenberg
wegen angeblicher Atomspionage für die Sowjetunion
im New Yorker Staatsgefängnis Sing Sing auf dem
elektrischen Stuhl hingerichtet. Internationale
Proteste von Papst Pius XII., von Jean-Paul Sartre,
Albert Einsten, Pablo Picasso, Bertolt Brecht, Frida
Kahlo und vielen anderen waren wirkungslos
geblieben. Auch das Gnadengesuch der Eheleute
Rosenberg war von US-Präsident
Dwight D. Eisenhower
abgelehnt worden.
20. Juni
Anlässlich von Protesten gegen die Absicht zweier
Textilkaufhäuser, die Geschäfte auch am
Samstagnachmittag zu öffnen, kam es in der Münchener
Innenstadt zu den schwersten Unruhen seit Kriegsende.
20. Juni
In Lincoln in den USA verbesserte der US-Amerikaner Sim
Iness den Weltrekord in Diskuswerfen um 0,96 m auf die
Weite von 57,92 m.
20. Juni
In Recklinghausen wurden die siebten Ruhrfestspiele
eröffnet. Sie wurden vom Deutschen Gewerkschaftsbund
veranstaltet und standen unter dem Motto „Arbeit und
Muße“.
20. Juni
In München wurde die Deutsche Verkehrsausstellung von
Bundespräsident Theodor Heuss eröffnet. Sie zeigte bis
zum 11. Oktober einen Überblick über die modernen
Verkehrsmittel.
21. Juni
Deutscher Fußballmeister wurde der 1. FC
Kaiserlautern. Die Mannschaft hatte mit einem
4:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart den Titel gewonnen.
21. Juni
Vom Zentralkomitee der SED in der DDR wurde eine
politische Kurskorrektur beschlossen. Als Folge des
Volksaufstandes vom 17. Juni wurde die Normerhöhung
zurückgenommen. Außerdem wurden
Fahrpreisermäßigungen, die Erhöhung der
Mindestrenten und die Beschleunigung des
Wohnungsbauprogramms von der Regierung beschlossen.
22. Juni
In Straßburg fand die erste gemeinsame Sitzung der
beratenden Versammlung des Europarats und der
Versammlung der Montanunion statt.
22. Juni
Der Westberliner Senat beschloss die Straße zwischen dem
Brandenburger Tor und der Siegessäule, die bisherige
Charlottenburger Chaussee in „Straße des 17. Juni“
umzubenennen.
23. Juni
In Moskau (Hauptstadt der UdSSR) wurde die Oper „Die
Dekabristen“ von Juri Alexandrowitsch Schaporin am
Bolschoi-Theater uraufgeführt.
24. Juni
Der deutsche Bundestag verabschiedete ein
Fernstraßengesetz, das dem Bund die Kompetenz für den
Bau und die Unterhaltung der Autobahnen und
Bundesstraßen übertrug.
25. Juni
Vom deutschen Bundestag in der BRD wurde ein neues
Wahlgesetz verabschiedet, das die so genannte
Fünf-Prozent-Hürde manifestierte. Das besagte, dass
nur noch Parteien in den Bundestag einziehen
durften, die fünf Prozent der abgegebenen Stimmen
erhielten oder in einem Wahlkreis mindestens ein
Direktmandat gewinnen konnten. Außerdem bekam der
Wähler zwei Stimmen für die Wahl. Mit der Erststimme
wählte er den Kandidaten in einem Wahlkreis direkt
und mit der Zweitstimme die Partei.
26. Juni
Die Geschwister Robert und Gerald Finally, deren Eltern
von Nationalsozialisten ermordet worden waren, kehrten
nach Frankreich zurück. Ihr Schicksal hatte in
Frankreich monatelang für Schlagzeilen gesorgt. Ihre
Pflegemutter hatte sich geweigert, die Kinder an deren
Verwandte zu übergeben und hatte sie deshalb nach
Spanien entführt.
27. Juni
Neues Mitglied der UNESCO wurde Libyen.
28. Juni
Wegen einer Erkrankung des britischen Premierministers
Sir Winston Churchill wurde die für Juli geplante
Konferenz der Regierungschefs der drei westlichen
Alliierten auf den Bermudas verschoben.
28. Juni
Im bayerischen Ochsenfurt sollte die Einweihung einer
Zuckerfabrik durch einen evangelischen Geistlichen
stattfinden. Der Weiheakt musste auf Drängen des
katholischen Würzburger Bischofs Julius Döpfner
ausfallen. Dieser Zwischenfall führte zu einem
Konfessionsstreit.
28. Juni
Jockey Heim Bollow gewann auf „Allasch“ aus dem Gestüt
Schlenderhan das 84. Deutsche Galopp-Derby auf der
Rennbahn in Hamburg-Horn.
28. Juni
In Dayton im US-Bundesstaat Ohio fanden die
US-Leichtathletik-Meisterschaften statt. Olympiasieger
Walter David verbesserte den zwölf Jahre alten
Hochsprung-Weltrekord von Lester Steers um 1 cm auf 2,12
m.
29. Juni
Die Chefs der diplomatischen Missionen der
Bundesrepublik Deutschland bei den Regierungen der drei
westlichen Alliierten wurden in den Rang von
Botschaftern erhoben.
30. Juni
Laut DDR-Justizminister Max Fechner war das Streikrecht
in der DDR verfassungsmäßig garantiert. Daher dürften im
Zusammenhang mit dem Aufstand vom 17. Juni nur solche
Personen bestraft werden, die eines schweren Verbrechens
überführt worden seien.
30. Juni
In westlichen Notaufnahmelagern wurden zwischen April
und Juni insgesamt 112 560 Flüchtlinge aus der DDR
registriert.
30. Juni
Die Zahl der Beschäftigten in der Bundesrepublik
Deutschland erreichte mit 15,81 Millionen Arbeitnehmern
den höchsten Stand der Nachkriegszeit.
Geburtstage Juni
1953
Juni 1953 in den
Nachrichten
Beatles trfaen sich zum letzten Mal.
Es ging um die Aufteilung der ...
Neue Zürcher Zeitung
Am 10. April 1970 verkündete Paul McCartney das Ende
der Beatles. Doch zum letzten Mal hatten sich die
Fab Four im September des Vorjahres ...
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geschah
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