Autochronik 1952 - Der Run auf die Autosalons,
Gucken war erlaubt
Im Autojahr 1952 hielten sich
die Deutschen in Sachen PKW noch zurück. Und das
war auch ein Grund dafür, dass die Hersteller
weniger Neuwagen-Vorstellungen in diesem
Jahrgang präsentierten. Die Autosalons selbst
waren allerdings voll – zwar weniger mit Kunden,
dafür aber mit vielen Interessierten. Die hatten
sich aber noch nicht für einen eigenen Wagen
entscheiden können. Zwar stiegen die Einkommen
der Arbeitnehmer ständig – trotzdem reichte der
Lohn zu dieser Zeit oftmals nur für die
notwendigen Dinge des Lebens. Und wie oft auch
heute noch, war das Warenangebot höher und
vielfältiger als die Kaufkraft! So mussten die
Deutschen Autofans erst einmal für den eigenen
PKW
sparen – denn dieses bedeutete
uneingeschränkte Mobilität und sozialen
Aufstieg. Gut eine Millionen Autos waren im Jahr
1952 in Deutschland zugelassen. Übrigens – das
monatliche Jahreseinkommen lag durchschnittlich
gerade einmal zwischen 300 und 400 D-Mark. Und
damit blieb selbst der preiswerte „Lloyd LP 300“
mit Zweitaktmotor für viele unerschwinglich. Zu
dem war das Auto nicht der einzige Wunsch – die
Menschen hatten wieder Lust auf Konsum: sie
wollten sich neu einkleiden – die Wohnung mit
neuen Möbeln auf „Vordermann“ bringen oder auch
neue Haushaltsgeräte in einer neuen Küche
ausprobieren. Übrigens: von den knapp eine
Millionen Autos, die 1952 auf den deutschen
Straßen fuhren, waren immerhin gut ein Drittel
älter als 12 Jahre. Die Firma
Ford in Köln
präsentierte im Autojahr 1952 eine der wirklich
wenigen Neuheiten in diesem Bereich: den Taunus
12 M. Dieser sollte selbst höchsten Ansprüchen
genügen und beinhaltete gleich 79 neue Vorzüge,
die das Autofahren komfortabler, sicherer und
freundlicher machen sollten. Und genau dafür
stand auch das „M“ im Titel des Taunus: dieses
bedeutete schlicht und einfach „Meisterstück“.
Der Ford Taunus M hatte 38 PS – fuhr eine
Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h und
verbrauchte durchschnittlich gute acht Liter
Benzin auf 100 Kilometer. Durch eine neue
Vorderachs-Einzelradaufhängung versprach Ford
eine bessere Straßenlage.
Der Preis für das neuste
Ford-Taunus-Modell: 7.350 D-Mark.
Auch im Inneren des Wagens hatte der
Ford Taunus
M einiges zu bieten: breite und bequeme
Polster-Sitzbänke – eine Lenkradschaltung –
einen Fingertip-Blinker und eine Lüftung, die
ohne lästige Zugluft funktionierte. Ebenfalls
als Neuheit wurde die Benzinuhr präsentiert –
hier konnte der Fahrzeugführer genau sehen, wie
viel Benzin sich noch im Tank des Wagens
befindet. Wahnsinn, oder!? Interessant war auch,
dass die Mechaniker in Sachen Autosicherheit
neue Maßstäbe setzten. So ließ die Nobelmarke
Mercedes Benz ihr neues Sicherheitssystem
PRE-SAFE patentieren und startete damit in eine
neue Ära der Fahrzeugsicherheit. Das System
erkennt einen drohenden Unfall im Voraus und
aktiviert unterschiedliche Schutzmaßnahmen: so
werden die Insassen in eine bestmögliche
Sitzposition
gebracht, damit die Airbags optimal
arbeiten können. Außerdem werden die
Sicherheitsgurte im Vorfeld des Geschehens
„festgezogen“. Nur, trotz beginnender
Wirtschaftswunderjahre war (und blieb) die Marke
Mercedes Benz den Besserverdienenden
vorbehalten. Der „normale“ Bundesbürger fuhr
damals mit einem Motorrad – Roller oder Fahrrad,
das war einfach günstiger. Aber auch andere
Unternehmen blieben nicht untätig: Dunlop
präsentierte seine M&S-Reifen – diese waren
extra für Matsch & Schnee in kalten Zeiten
gefertigt worden und sollten das Ende für viele
winterliche Rutschpartien bedeuten. Interessant
war auch die Erfindung deutscher Techniker, die
ein Gerät entwarfen, das Brummifahrer durch ein
Summen erkennen ließ, dass sie von einem PKW
überholt werden. Zu dem hatte sich die Regierung
zum Ziel gesetzt, die gesamten Autobahnen in der
BRD auszubauen und zu verbessern. So war
geplant, alle 100 Kilometer einen Rast- und
Gasthof anzusiedeln – mit Tankstelle und einer
Werkstatt. Zu dem sollten alle 30 Kilometer eine
Toilette plus Waschgelegenheit zur Verfügung
stehen. Die Polizei musste sich im Autojahr 1952
ebenfalls mit der Frage beschäftigen, wie mit
den angetrunkenen Autofahrern umgegangen werden
sollte!? So wurde in Hamburg beschlossen, dass
in der Hansestadt bei 0,8 Promille der
Führerschein eingezogen wird. Auch die Politik
„mischte“ sich ein – man appellierte an die
Verkehrsteilnehmer, sein Tempo doch bitte der
jeweiligen Verkehrssituation anzupassen.
Aufgrund dessen hob der Bundestag Ende 1952 die
Bestimmungen zur Höchstgeschwindigkeit auf. Ob
diese Entscheidung wirklich richtig war!?
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