Das Sportjahr 1944 Sportchronik
Das Sportjahr 1943 war vor allem ein Kriegsjahr. Das
fünfte schon. Wenngleich die deutsche Wehrmacht vor
Stalingrad eine herbe Niederlage einstecken musste
und der Zweite Weltkrieg durch diese Schlacht eine
entscheidende Wende genommen hatte, war an eine
durchweg friedliche Austragung sportlicher
Wettkämpfe noch lange nicht zu denken.
Auch international waren die Wettbewerbe fast
vollständig zum Erliegen gekommen. In Deutschland
war man bemüht, in einigen Disziplinen wenigstens
nationale Wettkämpfe zu organisieren. Das lag nicht
in erster Linie an der Sportbesessenheit der
Menschen in jener Zeit, sondern daran, dass die
Nationalsozialisten bemüht waren, im Hinterland so
viel positive und mit Siegesgewissheit angereicherte
Stimmung zu verbreiten. Doch trotz allem war es sehr
schwierig, beispielsweise die 36. Deutsche
Meisterschaftssaison 1942/1943 im Fußball
durchzuführen, weil die Auswirkungen des Krieges
einfach zu gewaltig waren. Die ganze Infrastruktur
im Deutschen Reich war durch die Bombenangriffe der
Alliierten geschädigt. Durch Bombenalarm kam es
häufig zu Spielabbrüchen. Auch erschwerte der Mangel
an Treibstoff und Transportmitteln den organisierten
Spielbetrieb. Zu alldem kam auch, dass den
erstklassigen Vereinen immer mehr die Spieler
fehlten. Aus dieser Not heraus schlossen sich
Vereine zusammen, die dann
Kriegsspielgemeinschaften, die KSG, bildeten, um
überhaupt eine spielfähige Mannschaft auf die Beine
zu stellen. In der 36. Deutschen Meisterschaft
standen sich erstmals die Mannschaft aus dem
Saargebiet, der FV Saarbrücken und der Dresdner SC
gegenüber. Das Finale fand am 27. Juni 1943 im
Berliner Olympiastadion statt. Mit einem 3:0 wurden
die Dresdner in jenem Jahr Deutscher Meister.
Eine immer größere Bedeutung kam den
Militärsportvereinen zu. Spieler, die einberufen
wurden, wurden an ihren Standorten als Mitglieder
der Heeressportvereine sportlich aktiv. In fast
allen Ländern, die in den Krieg verwickelt waren,
gab es im fünften Kriegsjahr kaum noch nationale
sportliche Veranstaltungen.
Es gab Ausnahmen. Skandinavien und Frankreich waren
ebenso wie Indien Länder, in denen
Badmintonwettkämpfe ausgetragen wurden. Und dann
wurden auch die French Open veranstaltet, die im
Badmintonjahr 1943 einen Höhepunkt darstellten. Auch
im Fußball rührte sich in Frankreich noch etwas.
Sechs Vereine schlossen sich zusammen, so dass am
21. April 1943 der FC Nantes gegründet wurde.
Im Deutschen Reich wurden im Januar 1943 die 58.
Deutschen Schwimmmeisterschaften ausgetragen.
Heinz-Günther Lehmann (1923-2006) errang die
Medaillen über 200 m Freistil und 400 m Freistil.
Lehmann gehörte aus heutiger Sicht mit 35 deutschen
Einzelmeisterschaften zu den erfolgreichsten
deutschen Freistilschwimmern und war einer der
ersten Sportler, der mit dem Silbernen Lorbeerblatt
ausgezeichnet wurde, das als höchste sportliche
Auszeichnung in Deutschland gilt und das vom
ehemaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss am 23.
Juni 1950 gestiftet worden war.
Die Diskriminierung der
Juden im Deutschen Reich
ging an den Sportlern nicht vorbei. Ein Beispiel war
Julius Hirsch. Zu seiner Zeit galt er als der beste
Stürmer. Er gehörte zu denen, die gleich nach der
Machtübernahme der Nationalsozialisten diskriminiert
und verfolgt wurden. Dass Julius Hirsch heute noch
in Erinnerung ist, ist Sporthistorikern zu danken,
die sich unter anderem seiner Person ausführlich
widmen. Seit dem Jahr 2005 gibt es den
Julius-Hirsch-Preis, den der Deutsche-Fußball-Bund
(DFB) vergibt. Der Preis ist eine der bedeutendsten
Auszeichnungen, die im Fußballsport vergeben wird.
Julius Hirsch, der bereits 1910 mit dem Karlsruher
FV und 1914 mit der SpVgg Fürth Deutscher Meister
wurde. Der Nationalspieler und Fußball-Idol wurde
1943 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
ermordet. Ein genaues Datum ist nicht bekannt.
<<
Sportjahr 1943
|
Sportjahr
1945 >>